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Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken in der Heritage Asian Eatery

Noch immer in Vancouver sind meine Frau und ich in ein chinesisches Restaurant gegangen. Der 15-jährige Sohn hatte keinen Bock, chillte stattdessen im Hotel und hat (Spoiler!) was verpasst.

Vancouver besitzt eine riesige chinesische Community; bei der Volkszählung 2021 waren knapp 20 % aller Einwohner:innen in der Metropolregion chinesischer Abstammung. Daher sind chinesische Restaurants in der weltoffenen Stadt am Pazifik erheblich authentischer als das »Peking Haus«, »Die Große Mauer« oder dieser »Goldener Drache« mit dem suspekt wirkenden Goldfisch-Aquarium und den Buddha-Devotionalien in den Außenbezirken einer deutschen Großstadt. Aber hüben wie drüben gilt: Sitzen Menschen der entsprechenden ethnischen Gruppe in großer Zahl in einem Restaurant, wird es wohl ganz gut sein.

So war es auch bei der Heritage Asian Eatery in der W Pender Street im lebhaften Coal-Harbour-Viertel von Vancouver. In der Main Street gibt es übrigens noch eine weitere Filiale des Restaurants.

Das Ambiente

Das Ambiente im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Das Ambiente im Restaurant Heritage Asian Eatery, kurz bevor wir schon nach Ladenschluss gingen.

Machen wir uns nichts vor: Das Heritage Asian Eatery wird keinen Preis für Gemütlichkeit gewinnen. Im Gegenteil. Der Wohlfühlfaktor liegt nahe am Gefrierpunkt, und zwar gleich in doppelter Hinsicht.

Der schlauchartige Gastraum erstreckt sich von der Straßenfront bis nach hinten, wo er an die Küche grenzt, die direkt neben der Toilette liegt. Der Boden besteht aus rohem, irgendwie abgestoßen wirkendem Beton, der in regelmäßigen Abständen von offenbar unsachgemäß mit einer Flex von Rost befreiten Stahlträgern durchzogen ist.

Die Decke ist höher, als der Laden breit ist. Stromkabel sind dergestalt kreuz und quer darunter verlegt, dass ein:e deutsche:r Elektriker:in schon im ersten Lehrjahr einen Schlaganfall erleiden würde. Von den anscheinend in sämtlichen Restaurants Vancouvers üblichen, blanken Rohrleitungen fange ich gar nicht erst an.

Die unangenehme Atmosphäre wurde durch ziemlich abgeranztes Mobiliar unterstrichen. Wir saßen an einem gerade nicht mehr als speckig zu bezeichnenden Zweiertisch. Meine Frau saß auf der mit grünem Kunstleder bezogenen (und anscheinend einigermaßen bequemen) Sitzbank an der Wand, ich musste mich mit einem knüppelharten und buchstäblich arschkalten Metallstuhl herumschlagen.

Auf der einen Seite des Restaurants waren recht große Spiegel ordentlich in Reih und Glied an der Wand befestigt (einen davon seht ihr auf dem Foto), auf der anderen Seite hing ein wildes Sammelsurium riesiger Drucke chinesischer Gemälde in glaslosen Bilderrahmen. Nicht ein einziges passte zum jeweils anderen, nicht ein einziges war in Waage, nicht eines hatte den gleichen Abstand zum anderen oder hing auf gleicher Höhe. Auf diese Galerie habe ich die ganze Zeit blicken dürfen. Das hat mich so irritiert, dass ich ganz vergessen habe, ein Foto davon zu machen. Ich bin schon ein totaler Vollprofi, was so was angeht.

Auf dem Weg zum Klo unterquert man eine sich in grellem Magenta in die Netzhaut brennende Neonschrift »Happy Dumpling«, die die unangenehm kalte Atmosphäre im Laden noch weiter verstärkt. Der Laden versucht halbherzig und überaus erfolglos, mit drei gelben Papierlampen gegenzusteuern.

Aber das Adjektiv kalt beschreibt nicht nur die Atmosphäre. Auch die tatsächliche Raumtemperatur lag unangenehm tief. Bei geschätzt höchstens 18 Grad fröstelten wir vor uns hin und waren ausgesprochen froh, dass wir unsere leichten Sommerjacken dabeihatten.

Zu guter Letzt spielte ziemlich laute Musik, die kein bisschen zu einem asiatischen Restaurant passen wollte. Sie war aber wiederum nicht laut genug, um sie identifizieren zu können. Im Nachhinein kam mir der Gedanke, ob die Mucke vielleicht einfach in der Küche lief und gar nicht im Gastraum – wer weiß?

Der Service

Das Restaurant Heritage Asian Eatery in Vancouver von außen
Das Restaurant Heritage Asian Eatery in der W Pender Street Vancouver von außen

Als wir ohne Reservierung eine Stunde vor dem extrem frühen Ladenschluss das Restaurant betraten, war der Laden fast komplett voll. Wir stellten uns also an das »Please wait to be seated«-Tischchen im Eingangsbereich, und nur Sekunden später stand wie aus dem Nichts eine hochschwangere junge Frau vor uns und lächelte uns an. Ich fragte mich kurz, wo wohl das Rauchwölkchen geblieben sein mochte, aus dem sie unzweifelhaft mit einem leisen »Plopp« aufgetaucht sein musste. Aber ich konnte diesbezüglich keine Nachforschungen anstellen, denn als sie hörte, dass wir keine Reservierung hatten, verschwand sie, wie sie gekommen war (»Plopp«), und einen halben Wimpernschlag später (»Plopp«) stand eine zweite lächelnde junge Frau dort. Sie versicherte, es sei kein Problem, dass wir ohne Reservierung da seien, zauberte aus dünner Luft eine Sprühflasche und einen Lappen hervor, wischte kurz die Tischplatte eines von zwei freien Zweiertischen ab und platzierte uns dort.

Wir nutzten die dreizehneinhalb Sekunden, in denen wir nichts zu tun hatten, um uns im recht kleinen Laden umzuschauen. Insgesamt bietet die Heritage Asian Eatery etwas mehr als 30 Sitzplätze. Davon waren rund 25 Plätze besetzt, und bei zehn Menschen an den Tischen vermuteten wir die Wurzeln in China; oben habe ich ja schon festgestellt, dass so etwas eigentlich immer ein Indiz für eine gute Küche ist.

Wir sollten nicht enttäuscht werden. Aber ich greife vor.

Denn kaum saßen wir, stand (»Plopp«) die hochschwangere junge Frau wieder bei uns, legte uns lächelnd die Karten auf den Tisch und fragte, ob wir erst einmal ein Glas Wasser wollten. Kaum hatte ich »Yes please« gesagt, standen große Wassergläser mit Wasser auf dem Tisch. Natürlich mit einem Haufen Eiswürfeln drin – es war ja bis jetzt noch nicht kalt genug in der Heritage Asian Eatery.

Dann war sie wieder weg, und im selben Moment, als wir uns entschieden hatten, stand sie mit einem iPad neben uns, um die Bestellung aufzunehmen. Wie zum Konfuzius machen die das??

Die Bestellung

Meine Frau wählte die »Classic Chicken Bowl« mit knusprig gebratenem Hähnchen, Ingwer und Schalotten, ich das »Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken«. Dazu bestellten wir uns die vegetarischen Frühlingsrollen zum Teilen. Außerdem orderte ich eine Kanne Jasmintee, denn mir war jetzt schon eiskalt. »Plopp« – weg war sie wieder.

Der Jasmintee

Der Jasmintee im Restaurant Heritage Asian Eatery kommt in einer großen Porzellankanne.
Der Jasmintee im Restaurant Heritage Asian Eatery kommt in einer großen Porzellankanne.

Der Tee kam innerhalb weniger Minuten in einer flachen, aber dennoch (wie sich noch herausstellen würde) voluminösen Porzellankanne und stilistisch völlig anderem Becher. Aber der Becher wurde zum Fanobjekt meiner Frau – sie wärmte sich damit die ganze Zeit die frierenden Finger.

Um einen hochwertigen Jasmintee zu produzieren, vermischen die Hersteller grüne Teeblätter mehrfach mit frischen Jasminblüten, sodass das intensive Aroma der Blüten auf den Tee übergeht. Nach der Aromatisierung werden die Jasminblüten bei besseren Qualitäten wieder aussortiert, billiger Jasmintee überspringt diesen Schritt und behält die Blüten in den Teeblättern.

In dieser Kanne waren jede Menge Teeblätter, aber nicht eine Blüte zu sehen. Sprich: Das Ausgangsprodukt war hochwertig. Und das schmeckte man auch.

Einen guten chinesischen Jasmintee macht aus, dass er ein intensives und dennoch florales Aroma aufweist. Gleichzeitig hat er eine natürliche, dezente Süße, die den Gesamteindruck harmonisch abrundet, ohne aufdringlich zu sein. Sein Geschmack sollte frisch und klar sein, weich und mild, weder herb noch bitter.

In dieser Kanne war das exakt so. Die feinen, leicht süßen Noten verbanden sich mit dem sanften Blütenduft, und nach dem Trinken blieb ein ganz zarter Nachgeschmack zurück, der angenehm und leicht süßlich war und mich entfernt an den Duft von blühendem Flieder erinnert hat.

Der Jasmintee geht nicht in die Bewertung ein, aber ein Indiz darf er für euch sein: Der Jasmintee ist 10 von 10 Punkten wert. Gekostet hat er vor Steuern 5,00 CAD – das sind gerade einmal 3,14 Euro, und wir haben es zu zweit nicht geschafft, die Kanne auszutrinken.

Die vegetarischen Frühlingsrollen

Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.

Wir hatten uns die vegetarischen Frühlingsrollen bestellt und sind in deutscher Unkenntnis davon ausgegangen, dass die uns als Vorspeise serviert werden würden. Da hatten wir aber die Rechnung ohne unsere Wirtin gemacht, denn wir waren schon halb fertig mit unseren Hauptgerichten, als die Rollen plötzlich auf dem Tisch auftauchten.

Wir bekamen vier Stück serviert (in der Karte stehen nur drei – da hat es jemand gut mit uns gemeint), die fein säuberlich in der Mitte durchgeschnitten waren, damit wir sie uns teilen konnten. (Während ich das hier schreibe, kommt mir allerdings in den Sinn, dass sich vier Rollen ja auch super einfach so durch zwei Personen teilen lassen würden. Hä? Wozu waren die durchgeschnitten?)

Jedenfalls präsentierten sich die Röllchen mit einer knusprig-goldenen Hülle, die beim ersten Biss sofort hörbar splitterte. Die spröde, angenehm dünne Teighülle war weder zu fettig noch zu trocken – genau so, wie es sein soll. Im Inneren zeigte sich ein lebendiger, farbenfroher Zutatenmix: knackige Weißkohlstreifen, ein Streifen Karotte und Frühlingszwiebel. Alles war so auf den Punkt ausgebacken, dass der Teig außen goldbraun war, aber das Gemüse innen nicht verkocht, sondern noch leicht bissfest war. Es war weder matschig noch überwürzt, sondern aromatisch und frisch – unterstützt durch einen Hauch von Sesamöl.

Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.

In einer Schale schimmerte eine rote Soße. Die chinesische Küche arbeitet ja häufig mit Stärke, und entsprechend war auch diese Soße recht dickflüssig. Mein Hirn hatte hier irgendwie eine süße Chilisoße erwartet, deshalb war ich überrascht, dass sie kein bisschen scharf, sondern fruchtig und säuerlich war.

Der erste Eindruck war dabei eindeutig süß – es dürfte also ein relativ hoher Anteil an Zucker darin gewesen sein. Dann aber kickte die milde Säure von (Reis-?)Essig rein, der diese Süße perfekt ausbalancierte, bevor sie mir zu viel wurde. Ein Hauch Knoblauch und Ingwer mischten im Hintergrund des Geschmacksprofils ebenfalls mit.

Außerdem konnte ich ein paar fruchtige Akzente erahnen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob hier süße Paprikaschoten oder vielleicht sogar so etwas wie gelbe Pflaumen im Spiel waren. Bevor ich das nämlich herausbekommen konnte, hatte meine Frau die letzten Reste aus der Schale gewischt.

Die Soße war der perfekte Begleiter zu den knusprigen Frühlingsrollen. Es war nur zu wenig Soße – was wohl daran liegt, dass normalerweise eine Rolle weniger geliefert wird. Beschwere ich mich also? NEIN!

Die Rollen kosten 8,85 CAD vor Steuern, das sind gerade mal 5,55 Euro für einen perfekten Snack. Selbst wenn ich ganz ausführlich nach irgendwelchen negativen Seiten dieses Gerichts suche – ich finde einfach keine. Und das heißt: 10 von 10 Punkten.

Das Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.

Während ich in Deutschland nicht so wirklich darauf stehe, Schweinebauch zu essen (ich sehe ihn vor allem als den Geschmacksträger in meinem winterlichen Lieblingsgericht, dem norddeutschen Grünkohl mit Kasseler, Bregenwurst und eben Schweinebauch), werden mir auf TikTok laufend neue chinesische Zubereitungsarten dafür präsentiert. In meiner Region Deutschlands führt kein einziges chinesisches Restaurant Schweinebauchgerichte. Denn das ist quasi reines Fett, und welche:r Deutsche will schon reines Fett essen? Die wenden sich doch alle angeekelt ab und packen lieber ihr Nutella-Brot mit Butter aus.

Ja, Schweinebauch ist wirklich fast reines Fett, und weil ich mir selbst nicht so richtig über den Weg getraut habe, habe ich sicherheitshalber nicht nur den Honey roasted Char Siu Pork Belly bestellt, sondern – da hat jemand, der/die Karte gestaltet hat, mitgedacht – eine Kombination mit Salt Baked Chicken. Falls mir der Fettriegel nicht behagen würde, müsste ich auf diese Weise dennoch nicht darben.

Das Kombinationsgericht aus Schwein und Huhn kostete 19,75 CAD vor Steuern, das sind gerade einmal 12,39 Euro. Alle BBQ-Gerichte des Restaurants werden mit Gai Lan, mariniertem Ei und gedämpftem Jasminreis serviert.

Der Gai Lan

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Im Vordergrund: der Gai Lan.

Gai Lan wird auch chinesischer Brokkoli oder chinesischer Grünkohl genannt. Kein Wunder – alle Kohlsorten der Welt stammen von nur einer einzigen Kohlsorte ab (Brassica oleracea), und während europäischer Brokkoli (Brassica oleracea var. italica) und Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica) seit der Antike gezüchtet werden, ist Gai Lan (Brassica oleracea var. alboglabra) erst seit dem 7. Jahrhundert CE nachgewiesen.

In der kantonesischen Küche wird er meist gedämpft oder gebraten und als Beilage zu Fleischgerichten serviert. Wann immer ihr in chinesischen Restaurants ein Gericht wie »Rindfleisch mit Brokkoli« seht, sollte dort eigentlich Gai Lan verwendet werden – und wird es fast nie.

Ich habe Gai Lan vorher noch nie bewusst gegessen. Gelegentlich hatte ich ihn zwar schon im Asia-Markt meines Vertrauens gesehen, aber noch nie gekauft – das war also für mich ein erstes Mal. Und nun lag er also vor mir auf dem Teller. Die Pflanze hat dicke, tiefgrüne Blätter und kräftige Stiele. Ich nahm eines der großen Stücke mit den Chopsticks auf und schob es mir in den Mund.

Leider waren die Stücke wirklich riesig, und gerade weil die Stiele so kräftig sind, habe ich den Kohl einfach nicht in eins in den Mund bekommen. Mangels westlichen Bestecks wurde es dann etwas – sagen wir: unschön. Ich war froh, dass nur meine Frau zuschauen musste, weil ich mit dem Rücken zum Gastraum saß. Der Zuschnitt des Gemüses ist ein vermeidbarer Punktabzug.

Der Kohl war gedämpft und überraschend bissfest und ganz anders im Geschmack, als ich erwartet hatte. Ich verstehe jetzt, warum Gai Lan mal als chinesischer Brokkoli und mal als chinesischer Grünkohl bezeichnet wird.

Denn er liegt irgendwo dazwischen.

Sein Geschmack erinnert mich tatsächlich an Brokkoli, aber er ist erheblich kräftiger als die zart und mild schmeckenden europäischen Varianten, die ich so kenne. Gleichzeitig kommt aber auch die bittere Note des einfach nicht mehr aufzutreibenden, fantastischen Grünkohls aus meiner Kindheit durch, von den Sorten, die wirklich noch knackigen Frost abbekommen mussten, um ihre Bitterstoffe weitgehend zu verlieren. (Das, was man heute als Grünkohl bekommt, muss zwar keine Minusgrade auf dem Feld erleben, aber dafür ist ihm auch die geschmackliche Komplexität abhanden gekommen.)

Gai Lan gefällt mir – sowohl geschmacklich als auch vom Mundgefühl her. Dann werde ich beim nächsten Mal im Asia-Markt zuschlagen – dann aber kleinere Stücke zubereiten.

Der Gai Lan ist also lecker und bissfest, aber zu groß für unfallfreies Essen geschnitten: 8 von 10 Punkten.

Das marinierte Ei

Halbweiche, marinierte Eier werden in vielen asiatischen Ländern zu allen möglichen Gerichten gereicht. Mittlerweile werden sie, egal woher sie stammen oder wofür sie bestimmt sind, häufig einfach »Ramen-Ei« genannt.

Für mich ist es unmöglich zu sagen, was die Küche genau für die Marinade genutzt hat. Ich kann nur ein paar sinnvolle Vermutungen anstellen: Das Ei auf meinem Teller war leicht salzig und umami, aber auch bis zu einem gewissen Grad süß. Ihm fehlte außerdem die typische Maserung einer Tee-Ei-Marinade. Darum gehe ich davon aus, dass die Marinade einfach aus einer hellen Sojasoße (für das Salz), ein paar Spritzern dunkler Sojasoße (für die Farbe und die tiefe Umami-Note) und vor allem aus Mirin (für die Süße) bestanden hat. Vielleicht war auch ein bisschen Reisessig oder Shaoxing-Wein dabei.

Jedenfalls habe ich durch dieses halbe Ei richtig Bock darauf bekommen, selbst mal wieder Eier zu marinieren – das muss bestimmt 25 oder noch mehr Jahre her sein, dass ich das zuletzt gemacht habe.

Die einzige Klage, die ich habe: Ich hatte nur ein halbes Ei. Meine Frau hingegen fand in ihrem Gericht zwei Hälften. WHY?? 😭

10 von 10 Punkten für das marinierte Ei.

Der gedämpfte Jasminreis

Wenn wir zu Hause asiatische Gerichte kochen, nutzen wir meistens Basmati-Reis, seltener Jasmin. Den gibt es einfach in unserem Dorf nicht in der Qualität zu kaufen, die wir uns wünschen. Darum freue ich mich jedes Mal darauf, wenn ich Jasminreis auf dem Teller habe.

Und ja, mir ist vollkommen klar, dass Basmati-Reis in chinesischen Gerichten nichts zu suchen hat, sondern nur in der Küche des Subkontinents. Er ist viel körniger, nach dem Kochen trocken und locker, weshalb er die in Currys die oßen gut aufnehmen kann, er hat ein längeres und schmaleres Korn und schmeckt insgesamt nussig bis erdig.

Jasminreis ist völlig anders: Er ist im Aroma zart und duftig, blumig und süßlich. Nach dem Kochen ist seine Konsistenz klebrig, was für das Essen mit Stäbchen geradezu eine Notwendigkeit darstellt.

Der Reis, den ich bekam, lag in einer ansehnlichen Menge unter meinem Fleisch. Die süßliche Marinade des Schweinebauchs hatte an ein paar Stellen auf ihn abgefärbt und so auch ein kleines bisschen des süßlichen Geschmacks übertragen. Das machte den ohnehin schon großartigen Jasminreis für mich zu einem geradezu himmlischen Erlebnis – eine glatte 10 von 10 Punkten.

Der Char-Siu-Schweinebauch

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
In der Bildmitte: der marinierte Schweinebauch.

Ich kannte, das habe ich schon erwähnt, bisher noch kein einziges chinesisches Gericht mit Schweinebauch, darum habe ich mich im Nachgang des Abends genauer über diese Zubereitungsart informiert.

Char Siu ist ein traditionell kantonesisches Rezept, das wörtlich »mit Gabeln geröstet« bedeutet. Der Name geht wohl auf eine Methode zurück, bei der lange Fleischstreifen auf Spieße gezogen und dann entweder in einem Ofen oder über offenem Feuer gegrillt wurden.

Für Char Siu wird eigentlich der fettige und besonders saftige Schweinebauch, der hier auf meinem Teller lag, aber mittlerweile wird auch Schweinenacken bzw. Schweineschulter mit marmoriertem Fleisch genutzt oder sogar die magere Schweinelende.

Aber ich hatte hier das Original auf dem Teller: eine reine Fettschwarte.

Die äußeren Schichten des Fetts waren millimeterweit von einer tiefroten Marinade durchdrungen, in der der Schweinebauch stundenlang – und oft viel länger – zieht. Nach dem Marinieren wird es im Ofen gegart, und zwar anderthalb bis zwei Stunden bei etwa 160 Grad. Währenddessen wird es häufig mit der Marinade bepinselt. Zum Schluss wird das Fleisch dann mit der Grillfunktion (traditionell: direkt über offenem Feuer) nachgebräunt, um den charakteristischen Glanz und die angekohlten Ränder zu erzielen.

Zeit, das Ding zu probieren. Beinahe reines Fett, wenn auch mariniert.

Vorsichtig nahm ich eine der fetttriefenden Scheiben zwischen die Chopsticks und biss zögerlich hinein. Erstaunlicherweise war das Mundgefühl überhaupt nicht so, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte entweder mit einem zähen Stück Gummi gerechnet oder mit überhaupt keinem Widerstand. Aber es war genau dazwischen: Auch wenn der äußerste Rand stellenweise etwas angeknuspert war, musste ich beim Hineinbeißen an die Konsistenz eines Marshmallows denken.

Der Schweinebauch war sehr saftig und zerging fast auf der Zunge. Das Fett hat die Aromen besonders gut aufgenommen und unterstrich die Mundfülle. Die Kombination aus dem zartem Fett und der glasierten Oberfläche verschaffte dem Gericht ein volles, angenehmes Mundgefühl. Und die die Säfte flossen über meine Geschmacksknospen und trugen die Marinade mit sich.

Und diese Marinade… du liebe Güte.

Sie besteht aus einer Kombination verschiedener Zutaten, die ich recherchieren musste:

Hoisin- und Austernsauce bringen eine angenehme, vollmundige Umami-Note und Würze, die dem Bauchfleisch große Tiefe und einen runden Geschmack verleihen. Sojasoßen sorgen ebenfalls für herzhafte, würzige Nuancen.

Die Süße von Honig und braunem Zucker gleicht die salzigen Noten der Sojasoßen aus. Dadurch entsteht eine deutlich süß-salzige Grundnote, die typisch für Char Siu ist.

Die fünf typischen chinesischen Gewürze Sternanis, Nelken, Zimt, Fenchel und Szechuan-Pfeffer steuern eine komplexe, warme Würze bei: leichte Schärfe, blumige Zimtnoten, anisartige Frische und etwas Süße von Nelken und Fenchel. Dieses Gewürzprofil ist zwar zurückhaltend, aber sehr charakteristisch – es macht den Geschmack unverkennbar »chinesisch«.

Shaoxing-Wein bringt eine sehr milde, ausgeglichene Säure und eine leichte, aromatische alkoholische Note ein. Das hebt die Marinade ab und sorgt für Frische und Komplexität.

Für die Farbe sorgt traditionell rot fermentierter Reis, was aber heute meist durch eine Lebensmittelfarbe ersetzt wird – ist einfacher und preiswerter.

Durch den Honig und Zucker bildet sich beim Rösten im Ofen eine glänzende, leicht knusprige und intensiv karamellisierte Kruste. Diese Glasur ist vollmundig-süß, mit Röstaromen und einem Hauch von Bitterkeit durch die dunkle Karamellisierung.

Durch diese Marinade schmeckt Char-Siu-Schweinebauch süß, salzig, mild würzig, vollmundig und mit dezenter Tiefe und bekommt auch eine aromatische, glänzend-karamellisierte Kruste. Der Schweinebauch ist durchzogen von Umami, einem Hauch Gewürz-Exotik und bleibt herrlich saftig und zart. Die Kombination aus süßer Kruste, würzigem Aroma und schmelzendem Schweinebauch haben mich vollkommen vergessen lassen, was ich mir da gerade in den Mund gesteckt hatte.

Und so aß ich die gesamte Portion des Schweinebauchs auf. Allerdings muss ich gestehen, dass ich zwischen den Schweinebauchscheiben immer wieder Reis und Gai Lan in den Mund schob. Denn mit jedem Bissen, den ich vom Schweinebauch nahm, wurde es mir zunehmend zu viel vom Fett, und am Schluss war mir beinahe schlecht davon.

Obwohl die Marinade und Zubereitung so gut war, dass ich vergaß, was ich mir mit den Stäbchen in den Mund steckte, würde ich mir Schweinebauch Char Siu nicht noch einmal bestellen. Denn den nächsten Teil des Gerichts fand ich viel besser. Und darum gebe ich dem Schweinebauch 6 von 10 Punkten.

Das in Salz gebackene Hähnchen

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Rechts im Bild: das in Salz gebackene Hähnchen.

In Salzkruste gebackene Speisen kennen wir auch in Deutschland. Ganz besonders beliebt ist diese Methode für Fischgerichte, z. B. für Dorade, Forelle, Lachs oder Wolfsbarsch. Der Fisch wird dabei im Ganzen außen gewürzt, mit Kräutern gefüllt, dann in grobem Salz vollständig eingehüllt, das für die Stabilität oft mit Eiweiß gemischt wird, und im Ofen gebacken. Dadurch bleibt das Fleisch sehr saftig und nimmt ein feines Aroma an, ohne selbst salzig zu werden. Auch Salz-Krustenbraten kennt vielleicht der eine oder die andere von euch.

Genauso funktioniert das mit in Salz gebackenem Hähnchen. Es wird mit Gewürzen eingerieben und anschließend in einer Salzkruste gebacken. Das Salz bildet eine schützende Schicht und sorgt dafür, dass das Fleisch besonders zart, extrem saftig und aromatisch wird, da die Feuchtigkeit im Fleisch eingeschlossen wird und zusammen mit den Gewürzen zirkuliert wie in einem Römertopf. Nach dem Garen wird die Salzkruste aufgebrochen und entfernt und das Hähnchen serviert.

Auf meinem Jasminreis lag der obere Teil einer Keule, also glücklicherweise das beste Fleisch des Tieres. (Ich werde nie verstehen, warum in Deutschland alle die dröge Hühnerbrust für das beste Stück halten. Hühnerbrust ist nicht das beste Stück. Hühnerbrust ist langweilig.) Nach dem Backen war es in Stücke zerhackt worden, und zwar natürlich mitsamt den Knochen darin.

Nun dachte ich, dass es eine Herausforderung werden würde, diese Knochen ausschließlich mit den Stäbchen zu entfernen – doch ich irrte mich. Problemlos ließen sie sich aus dem Fleisch herausziehen, ähnlich wie wir das von Spare Ribs kennen. Und ja, ich schaffte das mit den Stäbchen, ohne auch nur ein einziges Mal meine Finger zu Hilfe nehmen zu müssen.

Das Fleisch selbst ließ sich natürlich problemlos vom Teller in den Mund befördern. Die Haut des Huhns war knusprig und lecker; ich habe bewusst auf die Salzigkeit geachtet, aber nichts Außergewöhnliches bemerkt. Hatte die Haut überhaupt unmittelbaren Kontakt zum Salz gehabt, oder war vielleicht eine Schicht Backpapier dazwischen gewesen? Das kann eigentlich nicht sein – denn dann wäre sie nicht so kross gewesen, sondern durch die Dämpfe aufgeweicht. War sie zunächst entfernt, separat gegart und später wieder appliziert worden? Nein, dazu saß sie zu fest am Fleisch. Wie auch immer die Küche das gemacht hatte: Chapeau.

In den Säften des Fleisches schmeckte ich Ingwer und einen Hauch Knoblauch heraus, aber das war längst nicht alles, was da in Hinblick auf Aroma passierte. Ich kann es nur einfach nicht benennen – zu subtil waren die einzelnen Komponenten, zu verbunden waren sie als Ganzes, zu unwissend bin ich, was die Aromatik dieser Küche angeht.

Nur so viel:

Es war fabelhaft. 11 von 10 Punkten für dieses Huhn.

Die Ingwer-Frühlingszwiebel-Soße

Zum Huhn gehörte ein Dip, der in einer kleinen Schale mitgeliefert wurde. Er bestand aus sehr fein gehackten Frühlingszwiebeln und frischem, geriebenem Ingwer und einem kleinen bisschen Salz, vielleicht auch einem Hauch von weißem Pfeffer. Zwiebeln und Ingwer traten so deutlich hervor und die Gewürze so weit in den Hintergrund, dass diese Mischung wohl mit heißem Erdnussöl übergossen worden ist – ein echt cooler Trick, um die Aromen der Hauptzutaten zu intensivieren und die von Gewürzen zu minimieren, ohne sie ganz zu zerstören.

Fantastischer Dip: 10 von 10 Punkten.

Fazit

Ich wollte unbedingt Schweinebauch ausprobieren, musste feststellen, dass er in dieser Form – obwohl lecker – für mich persönlich nicht das Richtige ist. Aber das hatte ich ja bereits bei der Bestellung antizipiert und daher gleich die Kombi mit dem Huhn genommen.

Dem Gesamtgericht mit Schweinebauch und Huhn gebe ich 8 von 10 Punkten.

Damit wir uns hier klar verstehen: Ich möchte eine absolut uneingeschränkte Empfehlung für diese Küche geben. Nehmt nur einfach keinen Schweinebauch, wenn ihr nicht sicher seid, ob ihr ihn mögt.

Ach ja, und nehmt Jacken und Fäustlinge mit. Auch im Sommer. 🥶

SANDWICH Huber’s im Huber’s Wien

Noch immer bin ich in Wien. Gestern war ich im »Stöckl im Park«, heute auf der anderen Seite des Belvedere, nämlich im »Huber’s« im Rennweg. Und weil es heute Abend für mich gern etwas leichter sein durfte als gestern, orderte ich mir das nach dem Haus benannte Sandwich. Doch der Reihe nach.

Das Ambiente

Wenn du ins »Huber’s« eintrittst, findest du dich in einer ziemlich modernen und glatten Welt wieder. Der Boden ist hell gefliest, eine riesige Theke dominiert den Raum. Große Glasscheiben lassen viel Licht in den recht kleinen Gastraum. (Im ersten Stock gibt es noch einmal Platz für 40 weitere Personen). Das Flair des Ladens ist auf ganz andere Weise ähnlich wie im »Stöckl« gestern – formal dürften die Einrichtungselemente überhaupt nicht zusammenpassen, und trotzdem kam ich nicht umhin, mich sofort wohlzufühlen.

Wir wurden an zwei zusammengerückte, recht kleine quadratische Tische gewiesen, die in der Ecke platziert waren. Die Tische hatten ein zentrales Tischbein mit einem schweren Fuß, was uns dabei half, unsere Beine gut sortieren zu können. Denn an jeder der geschätzt unter einem Quadratmeter kleinen Tischplatten mussten drei Personen mit insgesamt sechs unteren Extremitäten sitzen.

Wir saßen in der dunklen Ecke ohne Fenster. (Keine Sorge – es war hell genug.) An den beiden Wänden im Eck waren Holzbänke installiert. Ich trollte mich ans Tischende und quetschte mich auf diese Bank. Mit mir mussten auch noch meine Schwiegereltern leiden, wie sich im Laufe des Abends noch herausstellen sollte. Denn die Bänke waren alles andere als gemütlich. Darüber konnten auch die vielen riesigen Deko-Kissen nicht hinwegtäuschen, die, wo immer möglich, verteilt lagen und keinerlei praktischen Nutzwert hatten. Sie waren einfach viel zu riesig, um sie sich in den Rücken stopfen zu können.

Immerhin: Mein Sohn, meine Schwägerin und meine Frau hatten sehr bequeme Sessel mit wunderbar anzufassenden Stoffbezügen erwischt, in denen sie entspannt sitzen konnten.

Im Hintergrund plätscherte die ganze Zeit ruhige, chillige Bar-Musik – nichts Aufdringliches, nichts, was einem auf den Zwirn gehen könnte. Und damit das genaue Gegenteil dessen, was hier gerade an der Hotelbar läuft, wo ich sitze, um diese Zeilen zu schreiben. (Das ist nämlich der einzige Ort im Hotel, an dem das Wi-Fi stabil und schnell ist.) Aus den Lautsprechern dröhnt hier unangenehm und laut primitiv zusammengekloppte Stampfmusik, die nicht so recht zu wissen scheint, ob sie Schlager oder doch Techno sein will. Ich danke jedenfalls an dieser Stelle allen 3.000 Gottheiten der Menschheitsgeschichte für die Erfindung der AirPods Pro mit ihrer recht ordentlichen Lärmunterdrückung. (Allerdings könnte sich mal eine dieser Gottheiten darum kümmern, dass wirklich gar nichts mehr durchdringt.)

Aber ich schweife ab – zurück zum »Huber’s«.

Auch heute war es wieder sehr warm in Wien. Mit nur 25 °C zwar immerhin etwa zehn Grad kühler als gestern, dafür aber erheblich drückender. Das »Huber’s« hatte den Kampf dagegen erstaunlich erfolgreich mit nur zwei Dyson-Turmventilatoren aufgenommen. Denn der Gastraum war überraschenderweise angenehm kühl. Mehrfach habe ich mich umgeschaut, ob nicht doch irgendwo eine Klimaanlage versteckt war, aber konnte keine entdecken. Allerdings hatte meine Schwägerin den Luftstrom genau in ihrem Rücken – und das fand sie gar nicht so toll. »Hat irre gezogen«, sagte sie mir.

Mein besonderes Interesse weckte eine Vitrine, in der gut und gern drei Dutzend Flaschen mit honiggoldener Flüssigkeit verweilten. »Whisky!« dachte ich erfreut und stromerte zur Vitrine hinüber, um die Flaschen näher in Augenschein zu nehmen. Aber nein, kein Whisky. Bloß Bourbon, also amerikanischer Whiskey (mit »e«). Mit dem kann ich persönlich einfach nichts anfangen. Klar, es mag viele Bourbons geben, die objektiv betrachtet hervorragend sind.

Ich habe mal bei der vermutlich besten Whiskybar in Hannover, dem Oscar’s, an einem Bourbon-Tasting teilgenommen. Da waren schon wirklich exklusive Flaschen dabei. Ich erinnere mich an einen »Blanton’s Straight from the Barrel«, von dem die Flasche in Europa nur sehr selten unter 300 Euro zu haben ist, und auch der Rest der sechs Pours war hochwertig und -preisig. Und dennoch: Meinen Geschmack treffen Bourbons allesamt nicht. Sie sind mir im Wesentlichen zu süß, zu flach und zu langweilig. Selbst die, die von Kritikern hochgelobt werden. Ich bleibe darum bei den Iren (die haben übrigens auch ein »e« im Whiskey und zudem die ganze Sache auch erfunden), vor allem aber bei den Schotten. Meine bevorzugten Whiskys stammen allesamt von der Isle of Islay und knüppeln dir ein Stück rauchenden Torf in den Schlund, sobald du einen Schluck davon nimmst.

Aber ich schweife schon wieder ab. Darum geht’s hier gar nicht! Ich will doch das »SANDWICH Huber’s« besprechen!

Der Service

Erinnert ihr euch noch an die frühen 2000er, als plötzlich die Hipster-Bewegung ausbrach? Als sich wie aus dem Nichts normale Leute tätowieren ließen, was zuvor ausschließlich Seeleuten, Knastbrüdern, Rockergang-Mitgliedern und Punks vorbehalten zu sein schien? Als Männer sich wieder trauten, Vollbärte zu tragen? Lange, prachtvolle Vollbärte, die sie unfassbar gut pflegten? Und die im Kontrast zum sonstigen (scheinbaren!) Mir-doch-egal-wie-ich-rumlaufe-Outfit standen? Diese Typen mit den Hornbrillen, Second-Hand-Flanellhemden, Röhrenjeans und Hosenträgern? Die plötzlich wieder die Schiebermützen aus den 1930ern trugen?

Die erste Generation dieser Hipster ist jetzt zwischen 40 und 50, und einem davon gehört dieser Laden. Sein gepflegter Bart ist mittlerweile schlohweiß, die Tattoos am Arm hat er nicht weglasern lassen, und die Schiebermütze sitzt noch immer.

Zusammen mit einer Dame bediente er uns. Beide waren freundlich, professionell, aufmerksam, zurückhaltend. Allerdings blieben die schon gedeckten, aber bis zum Ende ungenutzten Wassergläser auf den relativ kleinen Tischen stehen und wurden nicht abgeräumt. Das hat den Platz dann doch ganz schön eingeschränkt.

Die Bestellung

Ich erwähnte es schon: Ich bestellte das »SANDWICH Huber’s«, weil ich gern etwas Leichteres als tags zuvor haben wollte. In der Karte war das so beschrieben: »Toastbrot mit Hühnerbrust, Tomate und Spiegelei an Blattsalat«, das Ganze für 16,20 Euro. Auch meine Schwägerin und meine Schwiegermutter wählten dieses Gericht, während mein Sohn und mein Schwiegervater das Wiener Schnitzel (mit Petersilkartoffeln statt mit Kartoffelsalat) orderten und meine Frau sich für einen Blattsalat mit Prosciutto und Melonen entschied.

Gruß aus der Küche

Plötzlich stand da diese Espressotasse vor uns. Darin eine grüne, schaumige Flüssigkeit: der Gruß aus der Küche (Grüße gehen zurück!).

Es handelte sich dabei um eine cremig pürierte Erbsensuppe mit Minze. Mein Sohn löffelte die Tasse in Nullkommanix leer, was ich mit einiger Verwunderung zur Kenntnis nahm, denn er hasst Erbsen. Überhaupt hasst er alles, was irgendwie gesund sein könnte. Teenager-Allüren halt. Was ich sagen will: Dieses Süppchen war richtig, richtig lecker.

So lecker, dass ich viel zu spät begriffen habe, dass ich vielleicht mal ein Foto davon machen sollte. Darum hier nur eines mit einer halb leeren Tasse. Sorry.

Hier gibt es zum Einstieg in den Abend gleich mal die Schulnote 1 von mir!

Erbsen-Minz-Suppe in einer Espressotasse
Erbsen-Minz-Suppe in einer Espressotasse

Überraschung! Noch eine Vorspeise!

Kurz darauf stand ein Korb mit ein paar Scheiben Weiß- und Graubrot auf dem Tisch, dazu eine längliche Porzellanschale mit kleinen Butterkügelchen und eine weitere Schale mit vielleicht 20 Oliven und einem knappen Dutzend Kapernäpfeln.

Kapernäpfel und Oliven in einer Porzellanschüssel
Kapernäpfel und Oliven in einer Porzellanschüssel

Überraschung! Noch ein Gruß aus der Küche! Dachten wir zumindest erst. Stimmte aber nicht. Aber darauf komme ich nachher noch. Was hatte nun diese kleine Überraschung kulinarisch auf dem Kasten?

Das Graubrot war ganz okay, für meine zugegebenermaßen verwöhnten norddeutschen Standards aber war es nichts Außergewöhnliches. Denn in der Region Hannover, wo ich herkomme, gibt es schließlich das Gersterbrot. Für mich ist das die Königin aller Graubrote, an dem sich der Rest zu messen hat. Dieses hier war auf einer Skala von 1 (frisches Gerster vom Handwerksbäcker) bis 6 (geschnittenes Industriegraubrot aus dem Discounter) eine solide 3+. Das Weißbrot kann ich nicht beurteilen – ich habe es nicht probiert.

Die Butter wurde uns in Kügelchen präsentiert und erwies sich als in einer perfekt streichfähigen Temperatur. Ich hatte das Gefühl, dass sie ganz leicht gesalzen war, aber das kann täuschen, weil ich direkt zuvor in einen Kapernapfel gebissen hatte. Ich liebe Kapernäpfel (und Kapern!), bekomme aber leider viel zu selten die Gelegenheit zu diesem Genuss, weil weder meine Frau noch mein Sohn Kapernäpfel oder Kapern mögen und sich beides daher nicht in unserer Küche findet.

Kapernäpfel sind die Früchte des Echten Kapernstrauchs, während Kapern dessen noch geschlossenen Blütenknospen sind. Der Hauptunterschied zwischen beiden liegt also im Entwicklungsstadium und Erntezeitpunkt.

Lässt man die Blütenknospen der Kaper am Strauch, entwickeln sich daraus nach der Blüte die Kapernäpfel (regional auch Kapernbeeren genannt). Sie sind deutlich größer und fester als Kapern, enthalten viele kleine Samen und werden ebenfalls eingelegt angeboten – wenn ihr sie denn finden könnt. In normalen Supermärkten gibt es sie eigentlich nur, wenn ein mediterranes Spezialitätenregal vorhanden ist.

Nach der Ernte werden sie einer Salzreifung unterzogen, dann gründlich gewaschen und anschließend in mildem Essig oder Olivenöl eingelegt. Danach sind sie außen knackig, innen buttrig und schmecken ausgewogen herb-säuerlich.

Ich mag Kapernäpfel normalerweise gern, die hier fand ich allerdings jetzt nicht so geil. Ihr Aroma war eben nicht ausgewogen, sondern ziemlich überwältigend und seltsam. Sie waren viel zu salzig, gleichzeitig aber auch unangenehm sauer. Mein Schwiegervater, der das erste Mal einen Kapernapfel aß, fand: »Schmeckt wie eine eingelegte Salzgurke.« Und damit kam er ziemlich nahe dran, finde ich. Er mag eingelegte Salzgurken, und so wanderten die Kapernäpfel einer nach dem anderen in seinen Bauch. Ich hatte nach dem Zweiten schon genug, weil der genauso schlecht war wie der Erste.

Kapernäpfel sind eigentlich eine Delikatesse. Diese hier waren es nicht, sondern mit Abstand die schlechtesten Kapernäpfel, die ich je gegessen habe.

Aber die Oliven, die waren richtig toll. Zart, fleischig, intensives und doch zurückhaltendes Oliven-Aroma, das mich an die Sorte Kalamon erinnerte, die aus der griechischen Region Messenien stammt (und oft unter dem Namen der darin liegenden Stadt Kalamata vermarktet wird). Das hier waren aber keine Kalama-Oliven – dafür waren sie zu klein, zu rund, zu hell. Egal: Sie waren wirklich lecker. Ich bekam kaum welche ab, weil mein Schwiegervater sich fast alle unter den Nagel gerissen hatte. Nachdem mein Schwiegervater von »Gurke« sprach, hat meine Frau mal ausnahmsweise einen Kapernapfel probiert. Dass sie die nicht gut fand, hat mich jetzt nicht so überrascht. Aber die Oliven fand sie auch sehr gut.

Nichts von beidem – weder Kapernäpfel noch Oliven – haben meine Schwägerin, meine Schwiegermutter und mein Sohn angerührt. Die mögen das nämlich alle nicht. und das Weißbrot lag am Ende auch noch unangetastet im Korb.

Was gebe ich da an Schulnoten? Die Butter nehme ich mal aus der Wertung raus – war halt streichfähige Butter.

  • Graubrot: 3+ (wenn ihr mir gut zuredet, mache ich eine 2- draus)
  • Kapernäpfel: 5
  • Oliven: 1

Das SANDWICH Huber’s

Dann kam mein »SANDWICH Huber’s«. Wir erinnern uns, was im Menü stand: »Toastbrot mit Hühnerbrust, Tomate und Spiegelei an Blattsalat«. Ich möchte das SANDWICH jetzt zunächst völlig wertfrei und möglichst objektiv beschreiben:

  • unten: eine trockene Scheibe ungetoastetes Toastbrot.
  • darauf: drei Scheiben Tomaten.
  • darauf: ein Hühnerbrustfilet im Butterfly-Schnitt, hell gebraten.
  • darauf: eine trockene Scheibe ungetoastetes Toastbrot.
  • darauf: ein Spiegelei.
  • darüber gesprenkelt: geschnittener Schnittlauch.
  • daneben: geschnittener grüner Blattsalat.

Damit endet die wertfreie, objektive Beschreibung. Jetzt kommt die Bewertung. Beginnen wir beim Salat.

Der begleitende Salat

Es handelte sich um einen stinknormalen grünen Salat. Der war in ungleichmäßig große und kleine Stückchen geschnitten und mit einem Essig-Öl-Dressing angemacht, das so unsäglich langweilig war, dass es mir schier die Sprache verschlagen hat. Der ganze Salat war labberig und schmeckte nach nichts, außer ein bisschen nach dem Essig im Dressing. Und dann raunte mir meine Schwägerin auch noch zu: »Ist der von gestern? Der ist so braun.«

Dieser Salat hatte das Niveau jener uninspirierten Beilage, die als Entschuldigung für verspätete Lieferung in durchsichtigen Plastikschälchen verpackt in derselben Warmhaltebox zusammen mit der heißen Pizza vom Lieferservice kommt. Allerdings hatte »Huber’s« ein schlechteres Dressing. Kurz: Der Salat vom »Huber’s« war nichts anderes als wirklich, wirklich mies.

Das Sandwich selbst

Es ist kaum zu glauben, aber das nach dem Haus selbst benannte »SANDWICH Huber’s« griff tatsächlich schlicht und ergreifend auf simpelstes, ungeröstetes Toastbrot direkt aus der Tüte zurück. Die Tomaten hatten die unterste Scheibe schon vollständig durchgesuppt, als das Gericht vor mir stand, weil wirklich nichts anderes als die im Menü aufgezählten Bestandteile im Sandwich enthalten war – kein Salatblatt, keine Soße, nichts.

Das machte das Huhn zur Hauptattraktion. Und das muss dann auch liefern.

Hühnerbrust ist immer eine Gefahr. Wir wissen ja alle, dass Hühnerbrust kulinarisch betrachtet nicht gerade das beste Stück vom Huhn ist – es hat keinen besonderen Eigengeschmack (wie etwa die dunklen Teile des Huhns) und es tendiert wegen des geringen Fettgehalts dazu, beim Braten sehr schnell trocken zu werden – besonders dann, wenn es im Butterfly-Schnitt halbiert wurde.

Und das erwies sich hier leider als zutreffend. Das Huhn war trocken und dröge. Und weil die Küche anscheinend vollständig auf Gewürze verzichtet, war es zudem auch noch richtig fade. Ja, das ließe sich natürlich mit den Salz- und Pfeffermühlen auf dem Tisch nachsteuern – aber eine Grundwürze sollte doch schon zu erahnen sein.

Kein bisschen Raffinesse war an diesem lieblosen Stapel von Allerweltslebensmitteln zu erkennen. Es fehlten die Röstaromen, der Crunch, der Pepp von ein paar Umdrehungen der Pfeffermühle, ein paar Salzkristalle. Es war tatsächlich ausschließlich das im Gericht, was auf der Karte stand: Toastbrot, Tomate, Hühnerbrust.

Bis hierher war das »SANDWICH Huber’s« eine reine Enttäuschung.

Aber das Spiegelei war perfekt. Unten war es schön kross gebraten, und die Konsistenz des Eigelbs war sowohl für jene geeignet, die es lieber flüssig mögen, als auch für jene, die es durchgegart bevorzugen, denn der Dotter war nicht mehr richtig flüssig, aber auch noch nicht ganz fest. Und der Schnittlauch harmonierte ausgezeichnet – wie immer mit Eiern. Überraschenderweise stand der gar nicht in der Beschreibung des Sandwiches.

Aber rekapitulieren wir mal: Auf dem ganzen Teller war lediglich das Spiegelei gut. Alles andere nicht. Für 8 Euro hätte ich gesagt: Okay, macht immerhin satt. Aber dieser Teller kostete eben 16,20 Euro, nicht 8 Euro. Das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Sandwichs ist absolut daneben.

Dieses »SANDWICH Huber’s« ist eine reine Enttäuschung. Wäre das Spiegelei nicht gewesen, hätte der ganze Teller von mir eine glatte Schulnote 6 bekommen. So rettet es sich mit Ach und Krach gerade noch so auf eine 5.

Aber doof wie man ist, ist man ja höflich. Man sagt nichts. Man lässt das bestellte Gericht nicht zurückgehen. Man isst brav auf. Man nickt freundlich, wenn man gefragt wird, ob alles recht sei.

Dann bin ich halt auch selbst schuld.


Wem von euch es nur darum geht, wie mir das Essen gefallen hat, kann an dieser Stelle aufhören zu lesen. Aber dann kam die Rechnung. Und mit der habe ich eine Rechnung offen.

Die überraschende Rechnung

Auf der Rechnung tauchte ein Posten auf, der mich leicht irritierte: ein Abendgedeck. Sechsmal. Zu je vier Euro. Was sollte das denn sein? Ich schaute schnell online in die Speisekarte des »Huber’s«. Und fand bei sehr genauem Hinsehen mit viel Gepinche und Hineingezoome:

Screenshot des Abendgedecks, der überraschenden Vorspeise
Screenshot des Abendgedecks, der überraschenden Vorspeise

Was soll das heißen, ihr könnt das nicht lesen? Ist euch das etwa zu klein? Zu unleserlich? Genau! Uns auch. Bezahlen mussten wir es aber trotzdem.

Damit ihr nicht an eurer Sehkraft zweifelt, übertrage ich das mal in eine lesbare Schriftart und -größe:

Abendgedeck
Wir verrechnen fürs Gedeck (Stoffserviette*Felzl-Brot*Butter*Antipasti) € 4,00

Was bitte?

Wir sollen VIER EURO für eine Stoffserviette auf einem blanken Holztisch bezahlen? PRO PERSON?

VIER EURO PRO PERSON für ein paar Scheiben Brot und Butter?

VIER EURO PRO PERSON für ein paar Oliven und Kapernäpfel, die drei von uns niemals bestellt hätten?

VIER EURO – PRO PERSON???

VIER EURO für geradezu profane Snacks, die wir nicht bestellt hätten? Und für eine dämliche Stoffserviette auf einem blanken Holztisch?

VIER EURO für eine Wahl, die den Gästen des »Huber’s« gar nicht zugestanden wird, weil das Abendgedeck zwangsweise zum Teil der Bestellung wird?

Und ja – das galt wirklich pro Person, nicht für den ganzen Tisch.

Mich hat das richtig geärgert.

Wieso haben sechs Leute den auf beinahe jeder Seite der Speisekarte zu findenden Hinweis auf das zwangsweise Abendgedeck nicht bewusst wahrgenommen?

Ja, der Hinweis steht wirklich auf fast jeder Seite. Ich habe nachgeguckt. Trotzdem ist er außerhalb der Wahrnehmung. Im Englischen gibt es dafür den Begriff »hiding in plain sight«, dessen Bedeutung sich nicht gut ins Deutsche übertragen lässt (»sich deutlich sichtbar verstecken«). Jedenfalls riecht das stark nach Dark Pattern (auch »Deceptive Design« oder »Deceptive Patterns« genannt), also bewusst manipulativer Gestaltung, die Leute dazu bringt, Entscheidungen zu treffen, die nicht in ihrem Interesse liegen – etwa das Akzeptieren nachteiliger Bedingungen. Besonders häufig ist dieses Getrickse mittlerweile in Softwares und Apps anzutreffen, aber ist bei unseriösen Marketing-Menschen seit Jahrzehnten gängige Praxis.

Ich war 20 Jahre lang Grafikdesigner. Und darum habe ich mir das Design der ganzen Karte noch einmal ganz genau angeschaut. Hier die Salate-Karte, die beispielhaft für alle anderen Seiten mit dem Hinweis auf das Abendgedeck steht (abgerufen am 4. Juli 2025):

Die Salate-Seite aus der Huber’s-Speisekarte, Stand: 4. Juli 2025
Die Salate-Seite aus der Huber’s-Speisekarte, Stand: 4. Juli 2025

Exkurs in die Typografie – weil es sein muss

Die Schriftart, die das »Huber’s« für seine Speisekarte nutzt, ist die »Papyrus«. Sie ist insgesamt typografisch eine ganz, ganz schlimme Wahl – nicht nur auf Speisekarten, sondern für alle Situationen des Lebens. Es ist eine Schrift, die niemand einsetzen und die am besten gar nicht existieren sollte. Sie ist nämlich in jeder Hinsicht furchtbar.

Problem Mikrotypografie

Das gravierendste Problem der Papyrus liegt in den katastrophalen Kerning-Tabellen. Kerning meint die Feinabstimmung der Buchstabenabstände zwischen spezifischen Zeichenpaaren. Der Font enthält praktisch keine funktionierenden Kerning-Paare, was bedeutet, dass alle 2.704 möglichen Kombinationen zwischen Groß- und Kleinbuchstaben manuell von dem:der Grafikdesigner:in korrigiert werden müssten. Was natürlich niemand tut. Was die Lesbarkeit beeinträchtigt.

Die ungleichmäßigen Strichstärken und irregulären Rundungen der Buchstaben in der Schrift führen zudem zu einem unruhigen Leseerlebnis. Diese Eigenschaften, die eine handgeschriebene Ästhetik simulieren sollen, zerstören die typografische Konsistenz, die aber für die Lesbarkeit erforderlich ist. Die ausgefransten Kanten und unregelmäßigen Konturen verstärken diese Problematik zusätzlich.

Ein weiteres fundamentales Defizit der Schrift liegt im Fehlen einer vollständigen Schriftfamilie. Die Papyrus bietet keine echten Fett- oder Kursiv-Varianten, was die Gestaltung von typografischen Hierarchien unmöglich macht. Manche Programme, vor allem Office-Anwendungen, die nicht als Design-Produkt gedacht sind, erlauben digitale Schrägstellungen und digitale Fettungen, die die Lesbarkeit weiter einschränken. Hier werden genau diese digitalen Verzerrungen genutzt.

In kleinen Schriftgrößen wird die Papyrus zum typografischen Albtraum. Während die Schrift bei großen Größen noch halbwegs funktioniert, verliert sie bei Schriftgrößen unter 12 Punkt jegliche Lesbarkeit. Denn die Binnenräume der Buchstaben (Fachvokabel: Punzen) sind bei der Papyrus zu eng gestaltet. Das führt dann dazu, dass Buchstaben wie a, c, e und s bei kleineren Schriftgrößen absaufen und unlesbar werden. Außerdem verschmelzen die unregelmäßigen Konturen bei kleinen Schriftgraden zu einem unleserlichen Chaos, das besonders bei schlechten Lichtverhältnissen problematisch wird.

Die mangelnde Unterscheidbarkeit ähnlicher Zeichen verschärft die Lesbarkeitsprobleme. Während professionelle Schriftarten klare Unterschiede zwischen 0 und O, I und l sowie rn und m aufweisen, verschwimmen diese Unterschiede bei der Papyrus durch die »künstlerische« Gestaltung.

Problem Makrotypografie

Die inkonsistenten Ober- und Unterlängen der Papyrus führen zu einem gestörten Zeilenrhythmus. Der Grauwert des Schriftbildes wird durch die seltsamen Strichstärken ungleichmäßig, was zu optischen Störungen im Textfluss führt. Professionelle Typografie erfordert einen gleichmäßigen Grauwert für ermüdungsfreies Lesen.

Die digitale Umsetzung der 1982 von Chris Costello ursprünglich mal handgezeichneten Schrift führt außerdem zu Skalierungsproblemen. Die Proportionen der Buchstaben funktionieren nur in einem sehr begrenzten Größenbereich. Bei größeren Schriftgrößen wirken die Unregelmäßigkeiten übertrieben, bei kleineren verschwinden wichtige Details.

Papyrus ist ein Totalschaden

Die Schrift »Papyrus« in der Schriftsammlung von Adobe.
Die Schrift »Papyrus« in der Schriftsammlung von Adobe.

Die Papyrus ist ein mikro- und makrotypografischer Totalschaden. Die fundamentalen Kerning-Probleme, die mangelnde Skalierbarkeit und die fehlende Schriftfamilie machen sie für jede professionelle Anwendung völlig unbrauchbar.

Insbesondere trifft das dort zu, wo Menschen unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Sehstärken bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen einem in der Papyrus gesetzten Text wichtige Informationen entnehmen sollen, die ihre Finanzen betreffen.

Bei Speisekarten zum Beispiel.

In meiner Zeit als selbstständiger Grafikdesigner zwischen 2007 und 2015 habe ich insgesamt vier Kunden aus der Gastronomie jahrelang betreut. Darum weiß ich, dass der wichtigste Aspekt der Speisekarten-Typografie die bestmögliche Lesbarkeit bei allen Lichtverhältnissen ist. Die Faustregel lautet: »Je schummriger das Licht, desto leichter muss die Speisekarte zu lesen sein«. Die unregelmäßigen Konturen und die ausgefransten Kanten der Papyrus erschweren das Lesen erheblich und sind in keinem Fall geeignet.

Nun nutzt das »Huber’s« ja bei allen Gerichten zwar die Papyrus, aber immerhin in recht große Schriftgröße. Sprich: Die Gerichte sind noch einigermaßen lesbar. Die Preise hingegen sind schon arg klein gehalten, ebenso die Hinweise auf die Allergene.

Und auch diese beiden Zeilen zum Abendgedeck sind verdächtig klein.

Dazu kommt die satztechnische Katastrophe in der Klammer – »Stoffserviette*Felzl-Brot*Butter*Antipasti«. Ohne Leerzeichen verschmilzt all das zu einem völlig unlesbaren Brei.

Die ganze typografische Gestaltung des Abendgedeck-Hinweises ist ein ziemlich deutlicher Hinweis auf ein Dark Pattern. In diesem Fall nutzt die visuelle Verschleierung der Zusatzkosten die typografischen Schwächen der gewählten Schriftart als Werkzeug der Kundenmanipulation.

Im Kern werden hier gezielt menschliche Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster ausgenutzt, um eine Entscheidung herbeizuführen, die der Gast bei vollständiger Information vermutlich nicht getroffen hätte.

So funktioniert der Trick:

  1. Versteckte Information: Die Gebühr wird auf der Speisekarte so unauffällig, klein oder schlecht lesbar platziert, dass sie von den meisten Gästen beim Lesen übersehen, als normaler Teil des Angebots oder als ergänzende Informationen zum Menü (wie etwa der Allergen-Liste) wahrgenommen wird.
  2. Fehlende Wahlmöglichkeit: Der Gast wird nicht aktiv gefragt, ob er das Abendgedeck überhaupt möchte, sondern es wird automatisch geliefert und berechnet – ohne explizite Zustimmung.
  3. Fait-accompli-Prinzip: Mit der Rechnung werden die Gäste mit der Gebühr konfrontiert. Zu diesem Zeitpunkt ist die Leistung (hier das Gedeck) bereits erbracht und konsumiert, und ein Widerspruch erscheint den Gästen sozial unangenehm oder »zu spät«.
  4. Widerstandsminimierung: Viele Menschen vermeiden Konflikte oder Diskussionen über kleine Beträge, insbesondere in sozialen Situationen wie einem Restaurantbesuch. Die Hürde, nachträglich zu reklamieren, ist hoch.

Warum ist das manipulativ?

  • Es wird gezielt darauf gesetzt, dass die Gäste die Zusatzkosten nicht bemerken und sich später nicht mehr dagegen wehren.
  • Die Information ist zwar formal vorhanden, aber so gestaltet, dass sie in der Praxis wirkungslos bleibt.
  • Die Gäste werden in eine Situation gebracht, in der sie sich ohne echte Zustimmung mit einer zusätzlichen Zahlung abfinden müssen.

Diese kalkulierte Akzeptanz ist deshalb manipulativ, weil sie auf Intransparenz und sozialem Druck basiert. Sie nimmt den Gästen die Möglichkeit einer informierten Entscheidung und nutzt typische menschliche Verhaltensweisen gezielt zum Vorteil des Restaurants aus.

Ich musste nur ganz kurz recherchieren, um auf die Schnelle etliche Hinweise zu finden, dass das alles vollkommen illegal ist. In der Preisangabenverordnung (PAngV), im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) und sogar dem Strafgesetzbuch (StGB) gibt es einschlägige Abschnitte.

Aber eben nur, wenn »Huber’s« in Deutschland säße.

Tut »Huber’s« aber nicht.

»Huber’s« sitzt in Österreich. Da der Abendgedeck-Hinweis formal auf der Speisekarte steht, erfüllt das Restaurant die Anforderungen des österreichishen Rechts, konkret § 6 Abs. 1 PrAG. Die unlesbare Schrift und manipulative Darstellung verstoßen hier ganz offenbar nicht gegen die für normale Gastgewerbebetriebe geltenden österreichischen Bestimmungen.

Meine Learnings aus diesem Desaster

Ich habe im Rahmen dieses Artikels gelernt, dass es in gehobenen Restaurants in Österreich eine versteckte Zwangsleistung geben kann (übrigens ist das »Huber’s« kein gehobenes Restaurant. Das wäre es aber wohl gern). Zwar wird die Zwangsleistung formal korrekt in den Speisekarte ausgezeichnet, aber oftmals exakt so, dass der Zwang von uninformierten Auswärtigen gar nicht erkannt werden kann. Ja, genau: Dass das »Huber’s« auf Dark Pattern setzt, ist kein Einzelfall in der Alpenrepublik.

Wenn ihr nach ähnlichen Erlebnissen googelt, stoßt ihr sehr schnell auf den Fall einer Frau, die im Lokal »Bierführer« in Goldegg im Salzburger Land zu Gast war. Beim »Bierführer« war das Gedeck ebenfalls in aller Öffentlichkeit versteckt, nämlich so, dass es einem normalen Gericht auf der Speisekarte aussieht (damals noch unter allen anderen Speisen, heute oben drüber). Aber nirgendwo steht, dass das Gedeck eine Kaufverpflichtung darstellt:

Der obere Teil der Speisekarte vom »Bierführer«, abgerufen am 5. Juli 2025
Der obere Teil der Speisekarte vom »Bierführer«, abgerufen am 5. Juli 2025

Die Begründung, mit der österreichische Gastronom:innen die Existenz eines derartigen Zwangspostens rechtfertigen, ist geradezu haarsträubend. Konfrontiert mit der Kritik der Gästin am versteckten Posten des Gedecks im »Bierführer« zitiert der Münchener Merkur den Sprecher der Restaurant-Gruppe, zu der auch der »Bierführer« gehört:

»Dieser Posten kommt durch die Kosten für die Tischdecken, die Stoff- Mundservietten, das ofenfrische Brot, die zwei verschiedenen Aufstriche und den lokalen Karreespeck zustande. Und natürlich die Kosten für die Mitarbeiter, die waschen, bügeln, das Brot backen, die Aufstriche zubereiten und dergleichen.« – Andreas Pointner

Ähm – hat da jemand womöglich die Basics der Produktpreisgestaltung nicht verstanden? Oder können wir vielleicht demnächst dann noch damit rechnen, dass wir in österreichischen Restaurants unter dem Begriff »Raumkultur« für die Reinigung von Tischplatte, Fußboden und der Toiletten zu 2 Euro pro Nase zur Kasse gebeten werden?

Ja, es mag in Österreich gang und gäbe sein, dass Gastwirt:innen ihre Gäste über den Tisch ziehen und die sich das auch noch gefallen lassen. Andere Länder, andere Sitten halt. Das hindert mich persönlich, der mit dem jahrhundertealten hanseatischen Prinzip des ehrlichen Kaufmanns aufgewachsen ist, jedoch nicht daran, Restaurants mit in die Karte hineingeschweinigelten verdeckten Zwangsgebühren als kackdreist, unlauter, ehrlos und absolut unseriös zu empfinden.

Oder um es mal in Landessprache loszuwerden: »I hätt ned glaubt, dass de österreichischen Wirt’ mi so hintergeh’n.«

In diesem Fall, dem »Huber’s«, passte die Schweinigelei sehr gut ins Bild.

Keine Empfehlung von mir.

Thai Curry Chicken im Pho3miên

Man kommt rein in den Asia-Imbiss. Auf den ersten Blick nicht anders als andere – offene Küche, in der zwei vertikal herausgeforderte Asiaten werkeln, beleuchtete Speisekarte darüber, der Geruch. Doch auf den zweiten Blick sieht der Laden reichlich skurril aus – Getränkekisten stapeln sich vor der Theke und dem Toiletteneingang. Der Gastraum ist einigermaßen geschmackvoll, zumindest ordentlich und sauber eingerichtet. Allerdings auch irgendwie abgerissen, wenn man sich die Wände anschaut.

Ich bin hier, weil mich ein Freund hergeschickt hat – im Pho3miên in Hannover, einem scheinbar schlichten, austauschbaren Asia-Imbiss.

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Doch der Schein trügt, wenn man zum Essen kommt. Im Gegensatz zu anderen Asia-Imbissen dieser Preislage dauert es verdächtig lange, bis das Essen auf dem Tisch steht. Kochen die etwa frisch? Aussehen tut mein »Thai Curry Chicken« (T4) zumindest so:

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Es schmeckt gut. Die Portion ist angemessen groß. Und es ist endlich endlich endlich einmal wirklich so scharf, dass der Hinweis »scharf« gerechtfertigt wäre.

Hier komme ich gerne wieder her. Auch wenn ich den Namen des Imbisses nicht richtig schreiben kann.

Chicken Tandoori bei Long Food

Ich esse gerne Indisch. Während ich üblicherweise das Shalimar in der Langen Laube oder das Himalaya am Klagesmarkt frequentiere, hat es mich heute mal in die Ernst-August-Galerie hier in Hannover verschlagen. Dort gibt es einen Schnellimbiss mit augenscheinlich ausschließlich chinesischem Personal, das ausschließlich indische Speisen zubereitet. Long Food heißt der Laden.

Das Chicken Tandoori, das ich mir bestelle, sieht aus wie es aussehen soll: leuchtend Rot. Darin befindet sich eine große Menge buntes Gemüse (Bohnen, Zucchini, Broccoli, Zwiebeln, Paprika, Möhren, Champignons) und eine völlig ausreichende Menge Huhn. Die Schärfe des Gerichts ist angenehm bis fast schon zu dezent, aber das ist wohl dem Durchschnittsdeutschen geschuldet.

Der dazu gereichte, safran- (kurkuma-?) -gelbe Reis ist angenehm trocken und hat eine herbe Kardamom-Note, die ausgezeichnet passt.

Auch das Mango-Lassi, das ich dazu genommen habe, schmeckt hervorragend und ist ganz offenbar selbst gemacht.

Meine Wertung: Hier gibt’s nix zu gastronieren. Long Food ist lecker!

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Nudeln mit Gemüse und Huhn im Miss Saigon Star

Heute muss es wegen Arbeitsanfalls schnell gehen. Darum bin ich im Saigon Star, einem asiatischen Schnellimbiss, der vormals zu einer Kette namens Miss Saigon gehörte. In beiden gibt es ziemlich identische Gerichte in 200 Variationen. Jedenfalls ist die Karte undurchschaubar.

Ich habe A14, das sind Nudeln mit Gemüse und blass gebratenem Huhn. Dazu gibt es eine Nullzwo-Cola, und all das für 4,90 Euro. Geschmack bringt die rote Soße aus der Plastikflasche hinein.

Und nun: Mahlzeit!

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Pizza mit Knoblauchsauce im Pizza Piccoli

Heute war ich mit einem Bekannten bei Pizza Piccoli an diesem gümmeligen Multiplexkino in der Nikolaistraße in Hannover. Angeblich sei die Pizza dort ganz toll.

Nun ja.

Allein die Tatsache, dass man allen Ernstes gefragt wird, ob man eine Knoblauchsauce zu seiner Pizza haben wolle (egal welcher Belag!) lässt nichts Gutes ahnen. Ich bestellte eine, die mit scharfem Huhn belegt werden sollte und schlug entsprechend die Knobisauce aus. Mein Bekannter hingegen nahm sie (und sie sah dann, als sie kam, auch gut aus und roch appetitlich. Augenscheinlich ist sie hausgemacht).

Es gibt Pizzen, zu denen Knoblauch hervorragend passt. Zum Beispiel eine Spinat-Pizza. Ich mag das. Aber den Gedanken daran, einen Becher Knoblauchtunke auf meine Pizza zu kippen, finde ich grundsätzlich widerlich: Das gehört sich einfach nicht. Das ist Missachtung jeglicher Esskultur. Knoblauchsauce auf Pizza? Bäh. Für mich ein ganz klarer Kandidat für den Untergang des Abendlandes.

Dass es ansonsten durchaus vernünftige Leute gibt, die das mögen, steht außer Frage. Andererseits gibt es auch durchaus vernünftige Leute, die sich einen Mars-Schokoriegel frittieren. Soll ja sehr lecker sein.

Die 28-cm-Pizza kostet dort zur Mittagszeit inklusive eines 0,2-Liter-Getränks 5 Euro – ein Preis, bei dem ich nicht zu viel meckern will.

Die Pizza war sehr fluffig, also im allgemein fragwürdigen, amerikanischen Stil gehalten. Reich belegt zwar, aber von Schärfe – das Attribut des Huhns – war nichts zu bemerken. Insgesamt hinterließ die Pizza im Bauch ein Gefühl der Völle, geschmacklich jedoch eher eins der Leere. Insgesamt war ich trotz des niedrigen Preises etwas enttäuscht.

Auch nicht sonderlich schön ist das Ambiente, das sich am besten als Showküche-Bistro-Lounge-Crossover definieren lässt. Oder zu deutsch: nicht Fisch, nicht Fleisch. Immerhin war’s sauber, obwohl die Tische optisch (und nur optisch) einen klebrigen Eindruck machten. Das Personal war okay, auch wenn sich das Mädel zumindest heute nicht von selbst zu einem Lächeln durchringen mochte. Vielleicht ist sie unterbezahlt.

Pizza im Pizza Piccoli Hannover

Döner im Erol Bäckerei Imbiss

Heute war (und ist noch immer) ein echt stressiger Tag. Der Kunde, dessen Daten erst mit drei Tagen Verzug geliefert worden sind und dessen Deadline ich dennoch nicht überschreiten soll, sorgt seit gestern dafür, dass ich Nacht- und Wochenendschichten vor mir habe. Entsprechend wenig sehe ich meine Familie, entsprechend wenig Zeit habe ich fürs Essen.

Heute Abend musste es mal wieder schnell gehen, damit ich weiterarbeiten konnte. An der Ecke von Stiftstraße und Lange Laube liegt ein türkischer Bäcker namens „Erol Bäckerei Imbiss“. So fantasielos der Name der Butze, so wenig charmant ihr Ambiente auch ist, so gern gehe ich dort doch hin. Einerseits schmeckt mir Erols Hähnchendöner gut, vor allem aber sind die Leute dort sehr freundlich, und ich kriege auch immer einen leckeren, starken Tee (Chai) hinterher (manchmal wäre mir allerdings ein ordentlicher Schnaps fast lieber).

Heute war wieder wenig Zeit, ich musste zurück an die Arbeit, also schnell einen Döner bestellt, in der Variante „Dönertellermenü“ zu 6,50 Euro. Die Pommes frites liegen dabei stets unter dem Fleisch, was dafür sorgt, dass sie schön vom Fett getränkt werden – ein unnachahmlicher Geschmack, allerdings nix für die Kalorienbewussten unter Euch. Immerhin gibt es als Ausgleich jede Menge Salat dazu.

Zur ohnehin schon großen Portion gesellt sich stets ein ordentliches Körbchen voll Brot sowie ein Getränk. Normalerweise trinke ich ein (einen? eine?) Ayran dazu – das ist mit Wasser verdünnter, leicht gesalzener Joghurt, was sehr fies klingt, aber sehr lecker schmeckt -, doch heute musste es Schwip Schwap aus der Weißblechbüchse sein. Mahlzeit. Und nun zurück an die Arbeit.

Gebratenes Hühnerfleisch mit Cashewkernen und Chili im Nanking

Ich weiß nicht, wie oft ich schon im Nanking war. Das Nanking ist gleich um die Ecke meines Büros, und einmal die Woche bin ich bestimmt da. Die haben preiswerte Mittagsangebote: ein Hauptgericht mit entweder einer Suppe (toll im Winter) oder einer Frühlingsrolle (auch toll im Winter). Und sehr oft und fürchterlich gerne esse ich das Gericht M17.

Hinter der schlichten Nummer verbirgt sich jede Menge Hühnerfleisch mit Cashew-Nüssen, kräftig Knoblauch und vielen, vielen schwarzen Bird-Eyes-Chilischotenfragmenten, dazu Reis. Früher waren die Chilischoten im Ganzen drin – da konnte man sie noch gut raussammeln. Heute versteckt sich so ein Luder gern mal irgendwo. Dann beißt man drauf und wundert sich, dass es plötzlich im Mund immer heißer wird.

Sehr angenehm ist die Bedienung: unaufdringlich, zuvorkommend, und wenn man oft genug da war, wird einem die Karte auch gar nicht mehr vorgelegt – „Heute wieder M17?“

Auch heute war ich wieder im Nanking und habe M17 gegessen, mit Frühlingsrolle (die heute ganz toll geraten ist – nicht zu stark frittiert, sondern noch ganz weich). Macht irgendwie süchtig, das Zeug. Doof nur, dass meine Frau partout keinen Knoblauch mag und ich nun den Rest der Nacht alleine verbringen kann.