Was ist das Nationalgericht Kanadas? Genau: Poutine. Und was sonst noch? Naja, da unterscheidet sich das Land nicht so wirklich von seinem südlichen Nachbarn. Nordamerikanische Cuisine besteht vor allem aus Burgern, und preiswerte Restaurants mit verlässlich einschätzbarer Qualität sind vornehmlich als Fast-Food-Ketten zu haben. Das ist langweilig, aber nicht zu ändern.
Als wir 2023 zum ersten Mal mit dem Teenager-Sohn nach Kanada geflogen sind, war schnell klar, dass McDonald’s, Burger King und all die anderen auch bei uns vertretenen Fast-Food-Ketten tendenziell eine noch miesere Qualität aufwiesen als in Deutschland. Muss man sich mal vorstellen. Noch schlechter!
Also haben wir uns bei unserer Rundreise auf eine andere, kanadische Kette eingeschossen: A&W. Deren Burger schmeckten uns wirklich gut und fühlten sich darüber hinaus irgendwie auch noch ehrlicher an. Als wir damals Kanada wieder verließen, haben wir diese Kette in Deutschland irgendwie tatsächlich vermisst. Und so war das, worauf sich der Sohn im Sommer 2025 am meisten freute, als wir wieder unsere Familie in British Columbia besuchen flogen: A&W. Wochenlang hat er sich im Vorfeld darauf gefreut.
Wir waren während unseren zwei Wochen recht häufig in verschiedenen Filialen der Kette, allesamt in British Columbia, allesamt zwischen Vancouver und dem Örtchen Powell River an der Pazifikküste. Und weil ich nicht für jedes Menu-Item einen eigenen Blog-Eintrag produzieren will, kommt alles, was ich zu A&W zu sagen habe, hier herein.
Das Ambiente

Wie bei allen Fast-Food-Lokalen kann man Glück haben. Manche Filialen sind hübsch gelegen, haben draußen Sitzgelegenheiten, Sonnenschirme und schattenspendende Bäume, so wie diese auf dem Foto in der Bute St in Vancouver. Oder man kann Pech haben. Dann hat man einen tristen Laden in einer langweiligen Strip Mall in Sechelt. Oder man kann riesiges Pech haben. Dann hat man nur eine olle Theke in einem Food Court, etwa in der Abflughalle des Vancouver Airport oder in der Mall Metropolis in Metrotown,
Anders als in anderen Franchise-Restaurants sah keine Filiale aus wie die andere – das Mobiliar unterschied sich, die Ausstattung unterschied sich, die Aufteilung unterschied sich, die Theke unterschied sich. Insofern fällt es mir schwer, hier etwas über das Ambiente zu sagen – jede Filiale ist anders, und in diesen Artikel fließen meine Erfahrungen von mindestens sechs verschiedenen Filialen rein.
Russet Thick-Cut Fries


Die Russet Thick-cut Fries, die bei A&W serviert werden, sind immer eine sichere Bank. Mal werden sie in Tütchen und mal in Drahtgittern serviert, abhängig von der Filiale, in der man sich gerade befindet. Am ersten Abend bekam ich ein Tütchen.
A&W verwendet Russet-Kartoffeln, die gerade für Pommes frites eine ausgezeichnete Wahl sind. Die Sorte ist besonders stärkehaltig, was für ein mehliges, weiches Inneres bei gleichzeitig knusprigem Äußeren sorgt. Anders als bei anderen Fast-Food-Ketten werden sie recht dick geschnitten, und zwar inklusive ihrer Schale. Die Schale verstärkt den schönen kartoffeligen Geschmack der Fritten.
Das markanteste Merkmal der A&W-Pommes in Kanada ist aber nicht die Kartoffel selbst, sondern das Gewürz, das man in der Küche dazugibt. Denn A&W nutzt nicht einfach schnödes Salz, sondern verleiht seinen Pommes durch ein spezielles Gewürzsalz ein völlig anderes Geschmacksprofil als das, was man so kennt. Es enthält neben Salz auch Zucker, Paprika, Kurkuma, Zwiebel- und Knoblauchpulver. Der Witz ist, dass es ziemlich sparsam appliziert wird – es hebt also den Geschmack der Beilage, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Toll!
Übrigens, wenn ihr auf Frittiertes verzichtet, weil das Zeug so wahnsinnig ungesund ist: Recht habt ihr! Aber hier kommt die gute Nachricht: A&W verwendet ausschließlich Rapsöl zum Frittieren. Rapsöl weits von allen gängigen Speiseölen den niedrigsten Anteil an gesättigten Fettsäuren (ca. 7%) auf, ist aber reich an einfach ungesättigten Fettsäuren und sogar Omega-3-Fettsäuren. Nun kommt bei dieser Kette nicht einfach ein x-beliebiges Rapsöl in die Fritteuse, sondern ein spezifisches High-Oleic Canola Oil (hoch ölsäurehaltiges Rapsöl). Der dafür verwendete Raps ist eine Züchtung, dessen Öl erheblich hitzebeständiger als normales Rapsöl ist. Das eignet sich besser zum Frittieren, ohne dass es chemisch gehärtet werden muss. Der Effekt ist, dass das A&W-Frittierfett nicht nur reich an ungesättigten und Omega-3-Fettsäuren ist, sondern darüber hinaus auch noch keine (keine!) ungesunden Transfette enthält. Und das ist schon krass für Frittenfett.
Für mich sind die Pommes bei A&W herausragende 9,5 von 10 Punkten.
Poutine

Ich erwähnte eingangs schon, das kanadische Nationalgericht ist Poutine. Die traditionelle Poutine ist eine ziemlich krude Mischung aus Pommes frites, Käsebruch und Bratensoße und stammt aus der franko-kanadischen Provinz Québec, und die klassische Zubereitung erfordert, dass die heiße Bratensoße bei Raumtemperatur über den Käsebruch gegossen wird, damit dieser erwärmt wird, ohne vollständig zu schmelzen. Die Pommes frites sollen gleichzeitig ihre Knusprigkeit behalten.
Bis vor Kurzem war diese Mixtur hierzulande nahezu unbekannt – bis dann die Kette Frittenwerk auftauchte und Poutine in ihren Filialen auch in Deutschland anzubieten begann. Allerdings gibt es da teils noch, äh, ausgefallenere Kreationen als die Standard-Poutine schon ist.
Die Basis der A&W-Poutine sind die Russet Thick-cut Fries. Zu denen hatte ich mich ja schon oben geäußert (9,5 von 10).
Darüber wird dann Käsebruch gestreut (»Cheese Curds«). Dabei handelt es sich um jungen, ungereiften weißen Cheddar, im Grunde die Vorstufe zu festem Cheddar-Käse, bevor dieser gepresst und gereift wird. Das ist der Standard für authentische Poutine. Im Gegensatz zu Mozzarella (der oft als billiger Ersatz in schlechten Poutines verwendet wird und Fäden zieht) behalten echte Cheddar Curds ihre Form besser, wenn die heiße Soße darüber gegossen wird, und schmelzen nur leicht an, anstatt komplett zu zerlaufen.
Diese Curds haben insgesamt eine feste, leicht gummiartige Konsistenz, die beim Kauen idealerweise quietschen soll (»squeaky cheese«). Wir kennen das zum Beispiel auch von Halloumi. Das soll ein Qualitätsmerkmal für die Frische des Käses sein. Ich allerdings finde es schaurig, wenn Käse Quietschgeräusche von sich gibt. Mir laufen jedes Mal eiskalte Schauer den Rücken runter, weshalb ich auch einfach keinen Halloumi essen kann. Glücklicherweise für mich (und unglücklicherweise für A&W) quietschten die Cheese Curds nicht, die man mir beim A&W im Metropolis Foodcourt in Burnaby, B.C. servierte. Spricht also nicht für die Qualität des Käses.
Die Bratensoße dieser Poutine schien mir auf Hühnerbasis gemacht zu sein, kam allerdings so dermaßen eindeutig aus der Tüte, dass es keinen Spaß mehr machte. Einerseits war sie extrem salzig, gleichzeitig aber auch unfassbar flach und langweilig. Das ganze Gericht war völlig überlagert von diesem Salzanteil und kaum genießbar. Ich habe dann auch die Hälfte stehen gelassen. Tipp an A&W: Würzt eure Bratensoße statt mit Salz lieber mit einer hellen Sojasoße, und für ein bisschen mehr aromatische Tiefe gebt doch ein paar Spritzer Worcestershire Sauce hinzu. Oder meinetwegen Maggi, for fucks sake.
Die Poutine kostet 6,99 CAD (ca. 4,30 Euro) und hat fette 610 Kalorien. Auf einer Skala von 0 bis 10 war das eine knappe 2, und das auch nur wegen der Pommes. Denn ein paar habe ich ohne Bratensoße erwischen können.
Lemonade

Wenn ihr in Deutschland das Logo von A&W auf einem Produkt seht, dann habt ihr vermutlich eine Dose Root Beer erspäht. Das gibt es hier nicht nur in sehr gut sortierten Supermärkten, sondern sogar bei mir im Dorf-Rewe.
Root Beer ist einer der ältesten Softdrinks Nordamerikas. Es ist alkoholfrei und kohlensäurehaltig, schmeckt süß und kräuterig und hat ein ziemlich unverwechselbares Aroma. Die geschmacksgebenden Hauptzutaten sind Wintergrün, Vanille, Extrakt aus Sassafras-Wurzeln (Wurzel = Root), Wacholderbeeren, Zuckerrohr und Kräuter, und das Geschmacksprofil wird oft als »cremige Süße« beschrieben. Es gibt sogar Spezialitäten mit Root Beer, etwa das Root Beer Float, bei dem das Getränk mit einer Kugel Vanilleeis serviert wird.
Das Root Beer von A&W ist in ganz Nordamerika die beliebteste Marke.
Ich hasse Root Beer.
Ich finde es absolut widerlich und nur noch von Cream Soda in seiner Abscheulichkeit übertroffen. Darum mache ich immer einen riesigen Bogen darum.
Was A&W jedoch neben Root Beer und dem üblichen internationalen Konzern-Softdrink-Zeugs ebenfalls im Programm hat, ist schlichte Limonade. Nachdem ich die für mich entdeckt hatte, ging nichts mehr ohne.
Die Limonade von A&W kommt – wenn man Glück hat – in eisgekühlten Gläsern, ansonsten in den üblichen Pappbechern. Sie schmeckt frisch und zitronig und ist eher sauer als süß. Zutaten sind nach meiner Recherche nichts weiter als Wasser, Rohrzucker, Zitronensaftkonzentrat, Zitronenmark und natürliche Aromen. Die Menge an Kohlensäure im Getränk ist eher gering, was das Außergewöhnliche an diesem Getränk noch einmal betont.
Eine übliche Portionsgröße hat 240 cal und kostet 4,09 CAD (etwa 2,50 Euro).
Für mich hat dieses einfache Getränk eine klar 11 von 10 Punkten verdient. Ich liebe es.
Die Hauptattraktionen
Aber kommen wir nun von den beilagen und Getränken zu den Hauptattraktionen von A&W: den Burgern. Die A&W-Burger sind nach Familienmitgliedern geordnet: Es gibt den Teen Burger, den Papa Burger, den Mama Burger und so weiter. Dazu gibt’s dann noch ein paar andere, die nicht in diese Familien-Logik fallen, so wie der Spicy Habanero Chicken Burger. Mit dem beginne ich mal, denn er war auch chronologisch der erste Burger meiner Kanada-Reise 2025.
Spicy Habanero Chicken Burger

Am ersten Abend, ja wirklich, gleich am ersten Abend nach unserer Ankunft in Vancouver und dem Einchecken ins Hotel, mussten wir sofort auf Verlangen des Sohnes in einem A&W einkehren. Ich entschied mich dort für den Spicy Habanero Chicken Burger. Überproportional zum Klimawandel beitragen, indem ich Beef esse, würde ich vermutlich noch oft genug in den nächsten Tagen – damit musste nicht gleich heute anfangen.
Ich freute mich auf was Scharfes, denn ich esse gerne scharf – spicy und Habanero war also genau mein Ding.
Ich selbst baue Chilis in meinem Garten an und verarbeite sie zu Chilipulver, Chutneys und ähnlichem. 2025 war die Thai Rawit dabei (auch bekannt als Bird’s Eye Chili oder Prik Khee Nu), die erheblich milder als die Habanero ist. Sie rangiert zwischen 50.000 und 120.000 SHU, wobei das bei mir im Garten bisher tendenziell am unteren Ende lag. Meine Hauptsorte ist seit Jahren schon die Chilisorte Rotes Teufele, die abhängig vom Jahrgang ausgesprochen mild oder fürchterlich scharf sein kann. Angeblich erreicht sie maximal 20.000 SHU, aber meine 2024er-Ernte dürfte zumindest gefühlt zehn Mal schärfer gewesen sein.
Ich mag es also scharf.
Die Habanero gehört zu den schärfsten handelsüblichen Chilisorten weltweit und erreicht 100.000 bis 350.000 Scoville Heat Units (SHU). Einzelne Züchtungen wie die Habanero Red Savina liegen sogar fast bei 600.000 SHU. Neben ihrer feurigen Schärfe gefällt mir bei Habaneros vor allem ihr tropisch-fruchtiges Aroma.
Man kann sich also ausmalen, wie enttäuscht ich war, als ich in den Spicy Habanero biss. Denn der war alles andere als spicy. Ich würde den Geschmack eher als pikant beschreiben. Und pikant ist eher so ein bisschen herzhaft-süßlich, also vom Schärfegrad eher so wie eine dieser armseligen »Ungarisch«-Grillsoßen aus dem Supermarktregal.
Die Soße auf dem Chicken-Burger schmeckte so, als hätte jemand 100 ml Mayo mit einem Esslöffel Puderzucker und einem halben Teelöffel Harissa verrührt und glattgestrichen. Nie im Leben war hier eine Habanero im Spiel, und darum habe ich gegoogelt. Aber auf der Zutatenliste der Soße steht auf der A&W-Seite tatsächlich: Habanero peppers. An achter Stelle der Auflistung.
Das war für mich auf jeden Fall nicht genug, um bei mir als spicy und Habanero durchzugehen. Auf einer Schärfeskala von 1 bis 10 gebe ich dem Ding maximal 2 Punkte, mit ein bisschen gutem Willen vielleicht auch 3 Punkte. Aber wenn ich Habenero lese, will ich wenigstens eine 7. Ich will, dass meine Lippen brennen.
Das taten sie nicht, schon deshalb nicht, weil die dicken Tomatenscheiben, der Salat und das Bun sehr gut darin waren, auch noch den letzten Rest Schärfe abzumildern.
Versteht mich nicht falsch: Alles in allem war der Burger lecker (locker 7 von 10 Punkten), aber ich habe einfach viel mehr Pep erwartet. Immerhin ist dieser Chicken-Burger recht kalorienarm und günstig. Er enthält nur 520 Kalorien (weniger als die Poutine!) und kostet 9,29 CAD, das waren etwa 5,70 Euro.
Meine Frau hatte an diesem Abend zufällig den Burger gehabt, den ich gern gehabt hätte, nämlich den…:
Nashville Hot Chicken Cruncher

Nach meiner Enttäuschung mit dem lappigen Spicy Habanero Chicken Burger habe ich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit den Burger gewählt, der die Augen meiner Frau hatte hervortreten lassen.
Der Nashville Hot Chicken Cruncher von A&W besteht aus ziemlich wenigen Komponenten: einem knusprigen Hähnchen-Patty, das mit einer scharfen Nashville-Soße glasiert ist, Mayonnaise, süßen Gürkchen und einem getoasteten, weichen Brioche-Brötchen. Kein Salat, keine Tomaten, kein Schnickschnack. Schon der Duft ließ mich Einiges erwarten.
Schon beim ersten Bissen wurde der Unterschied zum Habanero-Burger klar: Das Ding hier ist scharf. Ich spürte die Schärfe schon in meiner Nase, bevor ich überhaupt abgebissen hatte. Nun ist es so, dass die Schärfe mich nicht aus den Socken gehauen hat. Sie war für meine Verhältnisse während des Essens gut verträglich.
Während des Essens. Aber dazu später mehr.
Kommen wir zunächst zum Huhn. Das Fleisch war super knusprig, obwohl das ganze Ding mit der scharfen Nashville-Sauce glasiert war. Ich hatte den Eindruck, dass sie in die Panade des Hähnchens eingezogen war, ohne sie matschig zu machen. Muss man auch erst einmal hinbekommen. Gleichzeitig war so viel davon da, dass sie mir förmlich an den Fingern herabfloss.
Der Schärfe wirkte die einer üppige, dickflüssige Mayonnaise hervorragend entgegen, die zwischen Bun und Huhn verstrichen war. Auch das süßliche, ziemlich leckere Brioche-Bun war ein hervorragender Kontrapunkt zur Schärfe. Zusätzlich lagen noch säuerliche Gürkchen auf dem Sandwich, die aber geschmacklich in der scharfen Glasur ziemlich untergingen.
Der Nashville Hot Chicken Cruncher bringt 720 Kalorien an den Start und kostete 10,99 CAD, was etwa 6,80 Euro entspricht. Und er war jeden Cent wert, denn obwohl ich erst dachte, dass die Schärfe total okay sei, begann mir ziemlich schnell der gesamte Mund zu brennen. Nach 15 Minuten ließ das Brennen dann nach. Und das ist genau das, was ich mir wünsche, wenn ich ein Gericht bestelle, das spicy oder hot im Namen trägt.
Für mich hat der Nashville Hot Chicken Cruncher 9,5 von 10 Punkten verdient – viel besser geht es kaum.
Papa Cheese Burger

Wie oben schon geschrieben, besteht die Hauptlinie der A&W-Burgerfamilie aus, nun ja, Familienmitgliedern. Ich bin ein Papa aus der Generation X, der familiär bedingt bloß über Boomer-Humor verfügt. Deshalb dachte ich mir: »Komm zu Papa!« und bestellte einen Papa-Burger mit Käse. Der Käse ist immer optional und kostet 0,75 CAD (etwa 0,47 Euro) zusätzlich zu den 7,09 CAD (4,40 Euro).
Sprich: Für das fette Teil im Bild habe ich 7,84 CAD oder 4,87 Euro ausgegeben. Nicht einmal 5 Euro!
Das Bild zeigt’s schon einigermaßen gut, woraus sich der Burger zusammensetzt. Zwischen den Hälften des getoasteten Sesambrötchens ist er von unten nach oben so aufgebaut: Senf, Ketchup, eine dicke, rohe Zwiebelscheibe und Gewürzgurken (die kleinen Halunken verstecken sich auf der abgelegenen Seite des Burgers), zwei Rindfleisch-Patties (in meinem Fall mit dem zusätzlichen Käse); ganz oben findet sich die hauseigene Teen-Soße, die hier ebenfalls nicht gut zu erkennen ist. Langweiliger Salat oder triefende Tomaten – das ist nix für Papas und fehlt deshalb. Derartige Vitamine brauchen nur Teens, die müssen schließlich noch wachsen. Oder so ähnlich.
Was das Bild nicht zeigt, ist der Geschmack. Und auch nicht das Gefühl im Mund. Aber jetzt braucht es erst einmal einen kleinen Exkurs.
Ein kleiner Exkurs: Was A&W wirklich besonders macht
Für nordamerikanische Fast-Food-Ketten ausgesprochen ungewöhnlich ist das Bekenntnis zu möglichst hoher Qualität bei A&W. Oben bei den Pommes bin ich schon auf das hochwertige Rapsöl eingegangen, das die kanadische Kette benutzt. Aber da hört es nicht auf: Es gibt auf der Website des Unternehmens eine ganze Unterseite, die sich mit der Vermeidung von Tierleid bei der Aufzucht auseinandersetzt – inklusive transparenter Benennung dessen, was noch nicht geschafft ist.
Das finde ich ziemlich vorbildlich. Denn besonders in den USA – und bis zu einem gewissen Grad auch in Kanada – ist Verbraucherschutz, wie er für uns dank der hervorragenden EU-Gesetzgebung selbstverständlich ist, ein komplett unverständliches Konzept.
Also pumpen die großen internationalen Fast-Food-Marken aus den USA munter ihre Viecher mit Wachstumshormonen und Steroiden voll, damit sie möglichst schnell möglichst groß werden. Auch die präventive Gabe von Antibiotika ist vollkommen normal. Dabei geht es aber nicht einmal um die Behandlung von Krankheiten – Antibiotika werden in kleinen Dosen dem Futter ebenfalls aus dem Grund zugesetzt, um das Wachstum zu fördern. Habt ihr mal eine amerikanische Hühnerbrust gesehen? Die sind oft doppelt so groß wie die, die wir hier haben.
Nicht so bei A&W. Die Hühner, die von den A&W-Vertragsfarmen für die zuvor besprochenen Chicken-Burger gezüchtet und geschlachtet werden, sind komplett frei von Antibiotika. Und das Rindfleisch stammt aus Weidehaltung mit artgerechter Fütterung und kommt ohne die Batterie medizinischer Produkte aus, die für die nordamerikanischen Beef-Zucht so typisch ist. A&W schreibt dazu auf seiner Website:
Seit 2013 servieren wir Rindfleisch von Rindern, die ohne künstliche Wachstumshormone und Steroide aufgezogen wurden. Mittlerweile stammt unser gesamtes Rindfleisch von Weiderindern, die ausschließlich mit Gras gefüttert und gemästet werden. Weidefleisch ist genau das, was der Name verspricht — die Rinder fressen während ihres gesamten erwachsenen Lebens nur Gras und andere Futtermittel wie Heu.
Und tatsächlich fühlen sich die Patties ganz anders an als die der anderen Burgerketten – fester, mit mehr Biss und kräftiger Textur. Außerdem schmecken sie völlig anders – nämlich wirklich nach Rind. Und damit beenden wir den Exkurs und gehen …
… zurück zum Papa-Burger
Also: Das sind richtig leckere Patties – mager, dennoch saftig, mit einem intensiven Geschmack nach Rind. (Und ja, ich weiß, wie Rind schmecken sollte.) Sie sind gut gewürzt, aber wie immer bei A&W (außer bei der fürchterlichen Bratensoße der Poutine) auf eine Art, die angenehm im Hintergrund bleibt und sich nicht aufdrängt.
Weshalb der Papa-Burger keine eigene Soße hat, sondern auf die Teen-Soße zurückgreifen muss, bleibt mir ein ewiges Rätsel. Aber egal, denn die Teen-Soße ist super. Auch sie drängt sich nicht nach vorne, wie das die angeblich ach-so-tolle Big-Mac-Soße meinem Empfinden nach beim Konkurrenten McDonald’s macht. Die Teen-Soße ist cremig und weist überraschenderweise eine leichte Karamell-Note auf. Allerdings fand ich, dass insgesamt ein bisschen viel Ketchup und Teen-Soße auf dem Burger war – beim Essen tropfte und schmodderte es ganz schön, und als Vollbartträger sah ich danach aus wie Sau.
Die Gürkchen fand ich ausgesprochen apart. Sie waren frisch, fruchtig, angenehm säuerlich und fügten sich harmonisch in das gesamte Geschmacksprofil des Papa-Burgers ein. Sie lagen auf derselben Ebene wie die Zwiebeln, deren Bissigkeit die süß-säuerlichen Gurken wohltuend abgerundet haben. Geschmacklich passten die beiden Komponenten ohnehin super zusammen – so wie Mixed Pickles halt, nur dass die Zwiebel nicht gepickled war. Noch ein interessanter Effekt: Weil Zwiebeln und Gürkchen ganz unten im Burger-Aufbau lagen, traf meine Zunge beim Reinbeißen zuerst auf ihre Säure und erst danach auf das Fett im Fleisch. Das ließ den Burger insgesamt viel »frischer« wirken.
Was den Käse angeht, so war ich wieder einmal enttäuscht. Ich weiß nicht, weshalb ich immer und immer wieder auf diesen Marketing-Gag »Cheeseburger« hereinfalle. Hamburger-Käse auf Hamburgern schmeckt immer nach nichts und bringt auch das Mundgefühl nicht voran. Der einzige Sinn und Zweck, den ich in diesem Industriekochkäse erkennen kann, ist der, dass er zwei Patties aneinanderklebt. Also: Käse lohnt den Aufpreis nicht. Auch dann nicht, wenn er so gering ist wie hier.
Der Papa Burger ist ein wirklich anständiger Burger, den ich mit 7,5 von 10 Punkten bewerte.
Cheddar Bacon Uncle Burger

Die letzte Chance auf einen A&W-Burger gab es beim Abflug – im Terminal des Flughafens Vancouver gibt es eine klitzekleine A&W-Filiale, eigentlich eher ein Tresen mit angeschlossener Küche. Die wenigen Sitzplätze muss man sich hier mit den Kund:innen der anderen Läden teilen. Weil ich ihn noch nicht kannte, habe ich mir den Cheddar Bacon Uncle Burger angelacht. Im Prinzip handelt es sich dabei bloß um eine größere Variante des Teen Burgers.
Die beiden Familienmitglieder unterscheiden sich außer in der Größe (der Uncle hat ein 5 oz/140-Gramm-Patty, der Teen hingegen dürfte so bei 3 oz/85 g liegen) ausschließlich durch die Wahl der Soßen und der Zwiebelsorte. Während der Teen-Burger mit seiner auch beim Papa-Burger eingesetzten Teen-Sauce ausgestattet ist, hat sein großer Onkel stattdessen Mayonnaise an Bord. (Beide haben zusätzlich noch Ketchup und Senf.) Beim Teen-Burger ist die Zwiebel weiß, beim Uncle ist sie rot.
Klingt nach winzigen Unterschieden, aber sie machen einen riesigen Unterschied aus. Denn rote Zwiebeln sind nicht so profan wie weiße oder gelbe Zwiebeln – sie sind irgendwie vielschichtiger. Diese Aromatik ginge aber in der Teen-Soße unter, weshalb der Umstieg auf schlichte Mayo schlau ist.
Womit wir auch schon beim wirklich Positiven dieses Burgers landen: Er schmeckte fantastisch. Der Aufbau des Burgers ist ganz genau geplant und auf das Geschmackserlebnis hin optimiert. Die Positionierung der Gürkchen und rohen roten Zwiebeln ganz unten ist eine sehr bewusste Entscheidung: Wenn man hineinbeißt, trifft die Zunge zuerst auf die Säure und die Schärfe. Das öffnet die Geschmacksknospen, bevor das schwere Fett des Fleisches und des Käses folgt. Das macht den Burger sensorisch leichter und frischer. Denselben Effekt habe ich schon oben beim Papa-Burger beschrieben. Beim Uncle kommt dann auch noch die knackige Frische von Tomate und Salat oberhalb der Proteine hinzu.
Wenn aber der Aufbau auf Geschmack optimiert ist, fällt die strukturelle Integrität hinten runter. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Zunächst einmal fehlte eine »Schutzschicht« für die untere Bun-Hälfte. Die Gurken sind an sich schon nass, die Saucen sind feucht, und von oben drückt dann auch noch der Fleischsaft nach. Wenn dieser Burger nicht sofort gegessen wird, löst sich der Boden in Matsch auf. Ein einfaches Blatt Salat oder meinetwegen auch geschmolzener Käse unten würde hier die Feuchtigkeit vom Brötchen isolieren – das fehlt hier.
Jedoch war das größte Problem ein anderes, und das könnt ihr im Foto hervorragend bewundern: Die obere Hälfte rutschte einfach unkontrollierbar durch die Gegend – ich musste den Burger noch nicht einmal anfassen. Guckt euch den Burger auf dem Bild mal genau an. Auf dem nur angeschmolzenen Käse liegt der unebene Speck. Genau darauf legen wir ausgerechnet eine flache, nasse Tomatenscheibe, und darauf dann noch einen flitschigen Salat? Das ist gleich eine doppelte Rutschbahn! Beim Abbeißen war mir völlig klar, dass mir der gesamte obere Teil (Tomate + Salat + Deckel) nach hinten wegschießen würde. Und genau das ist dann auch passiert – bei jedem einzelnen Bissen.
Wenn man aber mal vom unangenehmen Essen mit dem durchnässten Boden und der flitschigen oberen Burger-Hälfte absieht, war der Cheddar Bacon Uncle Burger geschmacklich noch einmal eine Nummer besser als der Papa Burger. Insgesamt gebe ich ihm eine 8,5 von 10 Punkten.
Fazit
Ob nun ein Papa- oder ein fancy Cheddar Bacon Uncle Burger – das Programm von A&W besteht eben doch bloß aus stinknormalen Burgern, die jeder Trottel auch im Halbschlaf problemlos zusammenbasteln könnte: ein Brötchen ohne Kauwiderstand, ein paar Soßen, plattgedrückte Frikadellen. Dazu optional ein bisschen anderes Zeugs wie Gürkchen, Zwiebeln, Eisberg, Tomate, Käse, Pilze, Bacon, blablabla. Das ist doch hochgradig langweilig. Muss ich mich hier damit wirklich auseinandersetzen? Ich vermisse bei Burgern einfach … Raffinesse.
Warum gibt es nirgendwo einen Burger, der statt Ketchup vielleicht eine Dijon-Senf-Mayo und statt geschmacksbefreitem Eisbergsalat einen herben Rucola nutzt, auf dem das Fleisch ruht? Darauf kommt dann statt des ewigen, lappigen Plastikkäses ein kräftiger Roquefort oder Stilton, den wir leicht anschmelzen und über den wir dann eine Handvoll gehackter, karamellisierter Walnüsse werfen. Das decken wir dann mit einer aufgefächerten, gegrillten Birnenhälfte ab und toppen alles mit ein paar Tropfen Akazienhonig. Deckel drauf, Mahlzeit. Das wäre Burger-Raffinesse!
Aber für eine Kette ist das vielleicht auch ein bisschen zu viel verlangt.
Ist A&W nun wirklich die beste Burgerkette der Welt? Nun, das weiß ich natürlich nicht. Aber innerhalb Kanadas spielt das Franchise definitiv ganz oben mit, nicht nur, weil die Burger mindestens okay (Spicy Habanero), oft aber wirklich überdurchschnittlich gut sind, sondern auch wegen des für Nordamerika ungewöhnlichen Engagements für das Tierwohl in der Nahrungsmittelindustrie. Thumbs up von mir.
Hierzulande hauen sich ja immer viele die Köppe ein, ob nun McDonald’s oder Burger King die bessere Burgerkette sei. Ich finde, die Pommes sind bei McDonald’s besser, der Signature Burger dafür bei Burger King (Whopper schlägt Bic Mac, und noch besser als den Whopper fand ich immer den Big King). Dafür schmeckt mir der simple Hamburger wieder bei McDonald’s besser.
Und wie schlüge sich A&W in Deutschland im Vergleich zu diesen Mitbewerbern? Sagen wir es so: Es läge meilenweit und uneinholbar vor den beiden anderen.
Nicht so geil ist bei A&W eigentlich nur die Poutine. Aber das ist ja auch kein Burger.
Falls A&W mal irgendwann nach Deutschland expandieren sollte, hätte das Unternehmen schon einmal drei Stammgäste. Hey A&W, are you listening?

















