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A&W – die beste Burgerkette der Welt?

Was ist das Nationalgericht Kanadas? Genau: Poutine. Und was sonst noch? Naja, da unterscheidet sich das Land nicht so wirklich von seinem südlichen Nachbarn. Nordamerikanische Cuisine besteht vor allem aus Burgern, und preiswerte Restaurants mit verlässlich einschätzbarer Qualität sind vornehmlich als Fast-Food-Ketten zu haben. Das ist langweilig, aber nicht zu ändern. 

Als wir 2023 zum ersten Mal mit dem Teenager-Sohn nach Kanada geflogen sind, war schnell klar, dass McDonald’s, Burger King und all die anderen auch bei uns vertretenen Fast-Food-Ketten tendenziell eine noch miesere Qualität aufwiesen als in Deutschland. Muss man sich mal vorstellen. Noch schlechter!

Also haben wir uns bei unserer Rundreise auf eine andere, kanadische Kette eingeschossen: A&W. Deren Burger schmeckten uns wirklich gut und fühlten sich darüber hinaus irgendwie auch noch ehrlicher an. Als wir damals Kanada wieder verließen, haben wir diese Kette in Deutschland irgendwie tatsächlich vermisst. Und so war das, worauf sich der Sohn im Sommer 2025 am meisten freute, als wir wieder unsere Familie in British Columbia besuchen flogen: A&W. Wochenlang hat er sich im Vorfeld darauf gefreut.

Wir waren während unseren zwei Wochen recht häufig in verschiedenen Filialen der Kette, allesamt in British Columbia, allesamt zwischen Vancouver und dem Örtchen Powell River an der Pazifikküste. Und weil ich nicht für jedes Menu-Item einen eigenen Blog-Eintrag produzieren will, kommt alles, was ich zu A&W zu sagen habe, hier herein.

Das Ambiente

Wie bei allen Fast-Food-Lokalen kann man Glück haben. Manche Filialen sind hübsch gelegen, haben draußen Sitzgelegenheiten, Sonnenschirme und schattenspendende Bäume, so wie diese auf dem Foto in der Bute St in Vancouver. Oder man kann Pech haben. Dann hat man einen tristen Laden in einer langweiligen Strip Mall in Sechelt. Oder man kann riesiges Pech haben. Dann hat man nur eine olle Theke in einem Food Court, etwa in der Abflughalle des Vancouver Airport oder in der Mall Metropolis in Metrotown,

Anders als in anderen Franchise-Restaurants sah keine Filiale aus wie die andere – das Mobiliar unterschied sich, die Ausstattung unterschied sich, die Aufteilung unterschied sich, die Theke unterschied sich. Insofern fällt es mir schwer, hier etwas über das Ambiente zu sagen – jede Filiale ist anders, und in diesen Artikel fließen meine Erfahrungen von mindestens sechs verschiedenen Filialen rein.

Russet Thick-Cut Fries

Die Russet Thick-cut Fries, die bei A&W serviert werden, sind immer eine sichere Bank. Mal werden sie in Tütchen und mal in Drahtgittern serviert, abhängig von der Filiale, in der man sich gerade befindet. Am ersten Abend bekam ich ein Tütchen.

A&W verwendet Russet-Kartoffeln, die gerade für Pommes frites eine ausgezeichnete Wahl sind. Die Sorte ist besonders stärkehaltig, was für ein mehliges, weiches Inneres bei gleichzeitig knusprigem Äußeren sorgt. Anders als bei anderen Fast-Food-Ketten werden sie recht dick geschnitten, und zwar inklusive ihrer Schale. Die Schale verstärkt den schönen kartoffeligen Geschmack der Fritten. 

Das markanteste Merkmal der A&W-Pommes in Kanada ist aber nicht die Kartoffel selbst, sondern das Gewürz, das man in der Küche dazugibt. Denn A&W nutzt nicht einfach schnödes Salz, sondern verleiht seinen Pommes durch ein spezielles Gewürzsalz ein völlig anderes Geschmacksprofil als das, was man so kennt. Es enthält neben Salz auch Zucker, Paprika, Kurkuma, Zwiebel- und Knoblauchpulver. Der Witz ist, dass es ziemlich sparsam appliziert wird – es hebt also den Geschmack der Beilage, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Toll!

Übrigens, wenn ihr auf Frittiertes verzichtet, weil das Zeug so wahnsinnig ungesund ist: Recht habt ihr! Aber hier kommt die gute Nachricht: A&W verwendet ausschließlich Rapsöl zum Frittieren. Rapsöl weits von allen gängigen Speiseölen den niedrigsten Anteil an gesättigten Fettsäuren (ca. 7%) auf, ist aber reich an einfach ungesättigten Fettsäuren und sogar Omega-3-Fettsäuren. Nun kommt bei dieser Kette nicht einfach ein x-beliebiges Rapsöl in die Fritteuse, sondern ein spezifisches High-Oleic Canola Oil (hoch ölsäurehaltiges Rapsöl). Der dafür verwendete Raps ist eine Züchtung, dessen Öl erheblich hitzebeständiger als normales Rapsöl ist. Das eignet sich besser zum Frittieren, ohne dass es chemisch gehärtet werden muss. Der Effekt ist, dass das A&W-Frittierfett nicht nur reich an ungesättigten und Omega-3-Fettsäuren ist, sondern darüber hinaus auch noch keine (keine!) ungesunden Transfette enthält. Und das ist schon krass für Frittenfett.

Für mich sind die Pommes bei A&W herausragende 9,5 von 10 Punkten.

Poutine

Ich erwähnte eingangs schon, das kanadische Nationalgericht ist Poutine. Die traditionelle Poutine ist eine ziemlich krude Mischung aus Pommes frites, Käsebruch und Bratensoße und stammt aus der franko-kanadischen Provinz Québec, und die klassische Zubereitung erfordert, dass die heiße Bratensoße bei Raumtemperatur über den Käsebruch gegossen wird, damit dieser erwärmt wird, ohne vollständig zu schmelzen. Die Pommes frites sollen gleichzeitig ihre Knusprigkeit behalten.

Bis vor Kurzem war diese Mixtur hierzulande nahezu unbekannt – bis dann die Kette Frittenwerk auftauchte und Poutine in ihren Filialen auch in Deutschland anzubieten begann. Allerdings gibt es da teils noch, äh, ausgefallenere Kreationen als die Standard-Poutine schon ist. 

Die Basis der A&W-Poutine sind die Russet Thick-cut Fries. Zu denen hatte ich mich ja schon oben geäußert (9,5 von 10).

Darüber wird dann Käsebruch gestreut (»Cheese Curds«). Dabei handelt es sich um jungen, ungereiften weißen Cheddar, im Grunde die Vorstufe zu festem Cheddar-Käse, bevor dieser gepresst und gereift wird. Das ist der Standard für authentische Poutine. Im Gegensatz zu Mozzarella (der oft als billiger Ersatz in schlechten Poutines verwendet wird und Fäden zieht) behalten echte Cheddar Curds ihre Form besser, wenn die heiße Soße darüber gegossen wird, und schmelzen nur leicht an, anstatt komplett zu zerlaufen.

Diese Curds haben insgesamt eine feste, leicht gummiartige Konsistenz, die beim Kauen idealerweise quietschen soll (»squeaky cheese«). Wir kennen das zum Beispiel auch von Halloumi. Das soll ein Qualitätsmerkmal für die Frische des Käses sein. Ich allerdings finde es schaurig, wenn Käse Quietschgeräusche von sich gibt. Mir laufen jedes Mal eiskalte Schauer den Rücken runter, weshalb ich auch einfach keinen Halloumi essen kann. Glücklicherweise für mich (und unglücklicherweise für A&W) quietschten die Cheese Curds nicht, die man mir beim A&W im Metropolis Foodcourt in Burnaby, B.C. servierte. Spricht also nicht für die Qualität des Käses.

Die Bratensoße dieser Poutine schien mir auf Hühnerbasis gemacht zu sein, kam allerdings so dermaßen eindeutig aus der Tüte, dass es keinen Spaß mehr machte. Einerseits war sie extrem salzig, gleichzeitig aber auch unfassbar flach und langweilig. Das ganze Gericht war völlig überlagert von diesem Salzanteil und kaum genießbar. Ich habe dann auch die Hälfte stehen gelassen. Tipp an A&W: Würzt eure Bratensoße statt mit Salz lieber mit einer hellen Sojasoße, und für ein bisschen mehr aromatische Tiefe gebt doch ein paar Spritzer Worcestershire Sauce hinzu. Oder meinetwegen Maggi, for fucks sake.

Die Poutine kostet 6,99 CAD (ca. 4,30 Euro) und hat fette 610 Kalorien. Auf einer Skala von 0 bis 10 war das eine knappe 2, und das auch nur wegen der Pommes. Denn ein paar habe ich ohne Bratensoße erwischen können.

Lemonade

Wenn ihr in Deutschland das Logo von A&W auf einem Produkt seht, dann habt ihr vermutlich eine Dose Root Beer erspäht. Das gibt es hier nicht nur in sehr gut sortierten Supermärkten, sondern sogar bei mir im Dorf-Rewe.

Root Beer ist einer der ältesten Softdrinks Nordamerikas. Es ist alkoholfrei und kohlensäurehaltig, schmeckt süß und kräuterig und hat ein ziemlich unverwechselbares Aroma. Die geschmacksgebenden Hauptzutaten sind Wintergrün, Vanille, Extrakt aus Sassafras-Wurzeln (Wurzel = Root), Wacholderbeeren, Zuckerrohr und Kräuter, und das Geschmacksprofil wird oft als »cremige Süße« beschrieben. Es gibt sogar Spezialitäten mit Root Beer, etwa das Root Beer Float, bei dem das Getränk mit einer Kugel Vanilleeis serviert wird.

Das Root Beer von A&W ist in ganz Nordamerika die beliebteste Marke.

Ich hasse Root Beer. 

Ich finde es absolut widerlich und nur noch von Cream Soda in seiner Abscheulichkeit übertroffen. Darum mache ich immer einen riesigen Bogen darum.

Was A&W jedoch neben Root Beer und dem üblichen internationalen Konzern-Softdrink-Zeugs ebenfalls im Programm hat, ist schlichte Limonade. Nachdem ich die für mich entdeckt hatte, ging nichts mehr ohne. 

Die Limonade von A&W kommt – wenn man Glück hat – in eisgekühlten Gläsern, ansonsten in den üblichen Pappbechern. Sie schmeckt frisch und zitronig und ist eher sauer als süß. Zutaten sind nach meiner Recherche nichts weiter als Wasser, Rohrzucker, Zitronensaftkonzentrat, Zitronenmark und natürliche Aromen. Die Menge an Kohlensäure im Getränk ist eher gering, was das Außergewöhnliche an diesem Getränk noch einmal betont. 

Eine übliche Portionsgröße hat 240 cal und kostet 4,09 CAD (etwa 2,50 Euro).

Für mich hat dieses einfache Getränk eine klar 11 von 10 Punkten verdient. Ich liebe es. 

Die Hauptattraktionen

Aber kommen wir nun von den beilagen und Getränken zu den Hauptattraktionen von A&W: den Burgern. Die A&W-Burger sind nach Familienmitgliedern geordnet: Es gibt den Teen Burger, den Papa Burger, den Mama Burger und so weiter. Dazu gibt’s dann noch ein paar andere, die nicht in diese Familien-Logik fallen, so wie der Spicy Habanero Chicken Burger. Mit dem beginne ich mal, denn er war auch chronologisch der erste Burger meiner Kanada-Reise 2025. 

Spicy Habanero Chicken Burger

Am ersten Abend, ja wirklich, gleich am ersten Abend nach unserer Ankunft in Vancouver und dem Einchecken ins Hotel, mussten wir sofort auf Verlangen des Sohnes in einem A&W einkehren. Ich entschied mich dort für den Spicy Habanero Chicken Burger. Überproportional zum Klimawandel beitragen, indem ich Beef esse, würde ich vermutlich noch oft genug in den nächsten Tagen – damit musste nicht gleich heute anfangen. 

Ich freute mich auf was Scharfes, denn ich esse gerne scharf – spicy und Habanero war also genau mein Ding.

Ich selbst baue Chilis in meinem Garten an und verarbeite sie zu Chilipulver, Chutneys und ähnlichem. 2025 war die Thai Rawit dabei (auch bekannt als Bird’s Eye Chili oder Prik Khee Nu), die erheblich milder als die Habanero ist. Sie rangiert zwischen 50.000 und 120.000 SHU, wobei das bei mir im Garten bisher tendenziell am unteren Ende lag. Meine Hauptsorte ist seit Jahren schon die Chilisorte Rotes Teufele, die abhängig vom Jahrgang ausgesprochen mild oder fürchterlich scharf sein kann. Angeblich erreicht sie maximal 20.000 SHU, aber meine 2024er-Ernte dürfte zumindest gefühlt zehn Mal schärfer gewesen sein. 

Ich mag es also scharf.

Die Habanero gehört zu den schärfsten handelsüblichen Chilisorten weltweit und erreicht 100.000 bis 350.000 Scoville Heat Units (SHU). Einzelne Züchtungen wie die Habanero Red Savina liegen sogar fast bei 600.000 SHU. Neben ihrer feurigen Schärfe gefällt mir bei Habaneros vor allem ihr tropisch-fruchtiges Aroma.

Man kann sich also ausmalen, wie enttäuscht ich war, als ich in den Spicy Habanero biss. Denn der war alles andere als spicy. Ich würde den Geschmack eher als pikant beschreiben. Und pikant ist eher so ein bisschen herzhaft-süßlich, also vom Schärfegrad eher so wie eine dieser armseligen »Ungarisch«-Grillsoßen aus dem Supermarktregal.

Die Soße auf dem Chicken-Burger schmeckte so, als hätte jemand 100 ml Mayo mit einem Esslöffel Puderzucker und einem halben Teelöffel Harissa verrührt und glattgestrichen. Nie im Leben war hier eine Habanero im Spiel, und darum habe ich gegoogelt. Aber auf der Zutatenliste der Soße steht auf der A&W-Seite tatsächlich: Habanero peppers. An achter Stelle der Auflistung.

Das war für mich auf jeden Fall nicht genug, um bei mir als spicy und Habanero durchzugehen. Auf einer Schärfeskala von 1 bis 10 gebe ich dem Ding maximal 2 Punkte, mit ein bisschen gutem Willen vielleicht auch 3 Punkte. Aber wenn ich Habenero lese, will ich wenigstens eine 7. Ich will, dass meine Lippen brennen.

Das taten sie nicht, schon deshalb nicht, weil die dicken Tomatenscheiben, der Salat und das Bun sehr gut darin waren, auch noch den letzten Rest Schärfe abzumildern. 

Versteht mich nicht falsch: Alles in allem war der Burger lecker (locker 7 von 10 Punkten), aber ich habe einfach viel mehr Pep erwartet. Immerhin ist dieser Chicken-Burger recht kalorienarm und günstig. Er enthält nur 520 Kalorien (weniger als die Poutine!) und kostet 9,29 CAD, das waren etwa 5,70 Euro.

Meine Frau hatte an diesem Abend zufällig den Burger gehabt, den ich gern gehabt hätte, nämlich den…:

Nashville Hot Chicken Cruncher

Nach meiner Enttäuschung mit dem lappigen Spicy Habanero Chicken Burger habe ich bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit den Burger gewählt, der die Augen meiner Frau hatte hervortreten lassen. 

Der Nashville Hot Chicken Cruncher von A&W besteht aus ziemlich wenigen Komponenten: einem knusprigen Hähnchen-Patty, das mit einer scharfen Nashville-Soße glasiert ist, Mayonnaise, süßen Gürkchen und einem getoasteten, weichen Brioche-Brötchen.​ Kein Salat, keine Tomaten, kein Schnickschnack. Schon der Duft ließ mich Einiges erwarten.

Schon beim ersten Bissen wurde der Unterschied zum Habanero-Burger klar: Das Ding hier ist scharf. Ich spürte die Schärfe schon in meiner Nase, bevor ich überhaupt abgebissen hatte. Nun ist es so, dass die Schärfe mich nicht aus den Socken gehauen hat. Sie war für meine Verhältnisse während des Essens gut verträglich.

Während des Essens. Aber dazu später mehr.

Kommen wir zunächst zum Huhn. Das Fleisch war super knusprig, obwohl das ganze Ding mit der scharfen Nashville-Sauce glasiert war. Ich hatte den Eindruck, dass sie in die Panade des Hähnchens eingezogen war, ohne sie matschig zu machen.​ Muss man auch erst einmal hinbekommen. Gleichzeitig war so viel davon da, dass sie mir förmlich an den Fingern herabfloss.

Der Schärfe wirkte die einer üppige, dickflüssige Mayonnaise hervorragend entgegen, die zwischen Bun und Huhn verstrichen war. Auch das süßliche, ziemlich leckere Brioche-Bun war ein hervorragender Kontrapunkt zur Schärfe. Zusätzlich lagen noch säuerliche Gürkchen auf dem Sandwich, die aber geschmacklich in der scharfen Glasur ziemlich untergingen.

Der Nashville Hot Chicken Cruncher bringt 720 Kalorien an den Start und kostete 10,99 CAD, was etwa 6,80 Euro entspricht. Und er war jeden Cent wert, denn obwohl ich erst dachte, dass die Schärfe total okay sei, begann mir ziemlich schnell der gesamte Mund zu brennen. Nach 15 Minuten ließ das Brennen dann nach. Und das ist genau das, was ich mir wünsche, wenn ich ein Gericht bestelle, das spicy oder hot im Namen trägt.

Für mich hat der Nashville Hot Chicken Cruncher 9,5 von 10 Punkten verdient – viel besser geht es kaum.

Papa Cheese Burger

Wie oben schon geschrieben, besteht die Hauptlinie der A&W-Burgerfamilie aus, nun ja, Familienmitgliedern. Ich bin ein Papa aus der Generation X, der familiär bedingt bloß über Boomer-Humor verfügt. Deshalb dachte ich mir: »Komm zu Papa!« und bestellte einen Papa-Burger mit Käse. Der Käse ist immer optional und kostet 0,75 CAD (etwa 0,47 Euro) zusätzlich zu den 7,09 CAD (4,40 Euro).

Sprich: Für das fette Teil im Bild habe ich 7,84 CAD oder 4,87 Euro ausgegeben. Nicht einmal 5 Euro!

Das Bild zeigt’s schon einigermaßen gut, woraus sich der Burger zusammensetzt. Zwischen den Hälften des getoasteten Sesambrötchen​s ist er von unten nach oben so aufgebaut: Senf, Ketchup, eine dicke, rohe Zwiebelscheibe und Gewürzgurken (die kleinen Halunken verstecken sich auf der abgelegenen Seite des Burgers), zwei Rindfleisch-Patties (in meinem Fall mit dem zusätzlichen Käse); ganz oben findet sich die hauseigene Teen-Soße, die hier ebenfalls nicht gut zu erkennen ist. Langweiliger Salat oder triefende Tomaten – das ist nix für Papas und fehlt deshalb. Derartige Vitamine brauchen nur Teens, die müssen schließlich noch wachsen. Oder so ähnlich.

Was das Bild nicht zeigt, ist der Geschmack. Und auch nicht das Gefühl im Mund. Aber jetzt braucht es erst einmal einen kleinen Exkurs.

Ein kleiner Exkurs: Was A&W wirklich besonders macht

Für nordamerikanische Fast-Food-Ketten ausgesprochen ungewöhnlich ist das Bekenntnis zu möglichst hoher Qualität bei A&W. Oben bei den Pommes bin ich schon auf das hochwertige Rapsöl eingegangen, das die kanadische Kette benutzt. Aber da hört es nicht auf: Es gibt auf der Website des Unternehmens eine ganze Unterseite, die sich mit der Vermeidung von Tierleid bei der Aufzucht auseinandersetzt – inklusive transparenter Benennung dessen, was noch nicht geschafft ist.

Das finde ich ziemlich vorbildlich. Denn besonders in den USA – und bis zu einem gewissen Grad auch in Kanada – ist Verbraucherschutz, wie er für uns dank der hervorragenden EU-Gesetzgebung selbstverständlich ist, ein komplett unverständliches Konzept. 

Also pumpen die großen internationalen Fast-Food-Marken aus den USA munter ihre Viecher mit Wachstumshormonen und Steroiden voll, damit sie möglichst schnell möglichst groß werden. Auch die präventive Gabe von Antibiotika ist vollkommen normal. Dabei geht es aber nicht einmal um die Behandlung von Krankheiten – Antibiotika werden in kleinen Dosen dem Futter ebenfalls aus dem Grund zugesetzt, um das Wachstum zu fördern. Habt ihr mal eine amerikanische Hühnerbrust gesehen? Die sind oft doppelt so groß wie die, die wir hier haben.

Nicht so bei A&W. Die Hühner, die von den A&W-Vertragsfarmen für die zuvor besprochenen Chicken-Burger gezüchtet und geschlachtet werden, sind komplett frei von Antibiotika. Und das Rindfleisch stammt aus Weidehaltung mit artgerechter Fütterung und kommt ohne die Batterie medizinischer Produkte aus, die für die nordamerikanischen Beef-Zucht so typisch ist. A&W schreibt dazu auf seiner Website:

Seit 2013 servieren wir Rindfleisch von Rindern, die ohne künstliche Wachstumshormone und Steroide aufgezogen wurden. Mittlerweile stammt unser gesamtes Rindfleisch von Weiderindern, die ausschließlich mit Gras gefüttert und gemästet werden. Weidefleisch ist genau das, was der Name verspricht — die Rinder fressen während ihres gesamten erwachsenen Lebens nur Gras und andere Futtermittel wie Heu.

Und tatsächlich fühlen sich die Patties ganz anders an als die der anderen Burgerketten – fester, mit mehr Biss und kräftiger Textur. Außerdem schmecken sie völlig anders – nämlich wirklich nach Rind. Und damit beenden wir den Exkurs und gehen …

… zurück zum Papa-Burger

Also: Das sind richtig leckere Patties – mager, dennoch saftig, mit einem intensiven Geschmack nach Rind. (Und ja, ich weiß, wie Rind schmecken sollte.) Sie sind gut gewürzt, aber wie immer bei A&W (außer bei der fürchterlichen Bratensoße der Poutine) auf eine Art, die angenehm im Hintergrund bleibt und sich nicht aufdrängt.

Weshalb der Papa-Burger keine eigene Soße hat, sondern auf die Teen-Soße zurückgreifen muss, bleibt mir ein ewiges Rätsel. Aber egal, denn die Teen-Soße ist super. Auch sie drängt sich nicht nach vorne, wie das die angeblich ach-so-tolle Big-Mac-Soße meinem Empfinden nach beim Konkurrenten McDonald’s macht. Die Teen-Soße ist cremig und weist überraschenderweise eine leichte Karamell-Note auf. Allerdings fand ich, dass insgesamt ein bisschen viel Ketchup und Teen-Soße auf dem Burger war – beim Essen tropfte und schmodderte es ganz schön, und als Vollbartträger sah ich danach aus wie Sau.

Die Gürkchen fand ich ausgesprochen apart. Sie waren frisch, fruchtig, angenehm säuerlich und fügten sich harmonisch in das gesamte Geschmacksprofil des Papa-Burgers ein. Sie lagen auf derselben Ebene wie die Zwiebeln, deren Bissigkeit die süß-säuerlichen Gurken wohltuend abgerundet haben. Geschmacklich passten die beiden Komponenten ohnehin super zusammen – so wie Mixed Pickles halt, nur dass die Zwiebel nicht gepickled war. Noch ein interessanter Effekt: Weil Zwiebeln und Gürkchen ganz unten im Burger-Aufbau lagen, traf meine Zunge beim Reinbeißen zuerst auf ihre Säure und erst danach auf das Fett im Fleisch. Das ließ den Burger insgesamt viel »frischer« wirken. 

Was den Käse angeht, so war ich wieder einmal enttäuscht. Ich weiß nicht, weshalb ich immer und immer wieder auf diesen Marketing-Gag »Cheeseburger« hereinfalle. Hamburger-Käse auf Hamburgern schmeckt immer nach nichts und bringt auch das Mundgefühl nicht voran. Der einzige Sinn und Zweck, den ich in diesem Industriekochkäse erkennen kann, ist der, dass er zwei Patties aneinanderklebt. Also: Käse lohnt den Aufpreis nicht. Auch dann nicht, wenn er so gering ist wie hier.

Der Papa Burger ist ein wirklich anständiger Burger, den ich mit 7,5 von 10 Punkten bewerte.

Cheddar Bacon Uncle Burger

Die letzte Chance auf einen A&W-Burger gab es beim Abflug – im Terminal des Flughafens Vancouver gibt es eine klitzekleine A&W-Filiale, eigentlich eher ein Tresen mit angeschlossener Küche. Die wenigen Sitzplätze muss man sich hier mit den Kund:innen der anderen Läden teilen. Weil ich ihn noch nicht kannte, habe ich mir den Cheddar Bacon Uncle Burger angelacht. Im Prinzip handelt es sich dabei bloß um eine größere Variante des Teen Burgers.

Die beiden Familienmitglieder unterscheiden sich außer in der Größe (der Uncle hat ein 5 oz/140-Gramm-Patty, der Teen hingegen dürfte so bei 3 oz/85 g liegen) ausschließlich durch die Wahl der Soßen und der Zwiebelsorte. Während der Teen-Burger mit seiner auch beim Papa-Burger eingesetzten Teen-Sauce ausgestattet ist, hat sein großer Onkel stattdessen Mayonnaise an Bord. (Beide haben zusätzlich noch Ketchup und Senf.) Beim Teen-Burger ist die Zwiebel weiß, beim Uncle ist sie rot.

Klingt nach winzigen Unterschieden, aber sie machen einen riesigen Unterschied aus. Denn rote Zwiebeln sind nicht so profan wie weiße oder gelbe Zwiebeln – sie sind irgendwie vielschichtiger. Diese Aromatik ginge aber in der Teen-Soße unter, weshalb der Umstieg auf schlichte Mayo schlau ist.

Womit wir auch schon beim wirklich Positiven dieses Burgers landen: Er schmeckte fantastisch. Der Aufbau des Burgers ist ganz genau geplant und auf das Geschmackserlebnis hin optimiert. Die Positionierung der Gürkchen und rohen roten Zwiebeln ganz unten ist eine sehr bewusste Entscheidung: Wenn man hineinbeißt, trifft die Zunge zuerst auf die Säure und die Schärfe. Das öffnet die Geschmacksknospen, bevor das schwere Fett des Fleisches und des Käses folgt. Das macht den Burger sensorisch leichter und frischer. Denselben Effekt habe ich schon oben beim Papa-Burger beschrieben. Beim Uncle kommt dann auch noch die knackige Frische von Tomate und Salat oberhalb der Proteine hinzu.

Wenn aber der Aufbau auf Geschmack optimiert ist, fällt die strukturelle Integrität hinten runter. Im wahrsten Sinn des Wortes.

Zunächst einmal fehlte eine »Schutzschicht« für die untere Bun-Hälfte. Die Gurken sind an sich schon nass, die Saucen sind feucht, und von oben drückt dann auch noch der Fleischsaft nach. Wenn dieser Burger nicht sofort gegessen wird, löst sich der Boden in Matsch auf. Ein einfaches Blatt Salat oder meinetwegen auch geschmolzener Käse unten würde hier die Feuchtigkeit vom Brötchen isolieren – das fehlt hier. 

Jedoch war das größte Problem ein anderes, und das könnt ihr im Foto hervorragend bewundern: Die obere Hälfte rutschte einfach unkontrollierbar durch die Gegend – ich musste den Burger noch nicht einmal anfassen. Guckt euch den Burger auf dem Bild mal genau an. Auf dem nur angeschmolzenen Käse liegt der unebene Speck. Genau darauf legen wir ausgerechnet eine flache, nasse Tomatenscheibe, und darauf dann noch einen flitschigen Salat? Das ist gleich eine doppelte Rutschbahn! Beim Abbeißen war mir völlig klar, dass mir der gesamte obere Teil (Tomate + Salat + Deckel) nach hinten wegschießen würde. Und genau das ist dann auch passiert – bei jedem einzelnen Bissen.

Wenn man aber mal vom unangenehmen Essen mit dem durchnässten Boden und der flitschigen oberen Burger-Hälfte absieht, war der Cheddar Bacon Uncle Burger geschmacklich noch einmal eine Nummer besser als der Papa Burger. Insgesamt gebe ich ihm eine 8,5 von 10 Punkten

Fazit

Ob nun ein Papa- oder ein fancy Cheddar Bacon Uncle Burger – das Programm von A&W besteht eben doch bloß aus stinknormalen Burgern, die jeder Trottel auch im Halbschlaf problemlos zusammenbasteln könnte: ein Brötchen ohne Kauwiderstand, ein paar Soßen, plattgedrückte Frikadellen. Dazu optional ein bisschen anderes Zeugs wie Gürkchen, Zwiebeln, Eisberg, Tomate, Käse, Pilze, Bacon, blablabla. Das ist doch hochgradig langweilig. Muss ich mich hier damit wirklich auseinandersetzen? Ich vermisse bei Burgern einfach … Raffinesse.

Warum gibt es nirgendwo einen Burger, der statt Ketchup vielleicht eine Dijon-Senf-Mayo und statt geschmacksbefreitem Eisbergsalat einen herben Rucola nutzt, auf dem das Fleisch ruht? Darauf kommt dann statt des ewigen, lappigen Plastikkäses ein kräftiger Roquefort oder Stilton, den wir leicht anschmelzen und über den wir dann eine Handvoll gehackter, karamellisierter Walnüsse werfen. Das decken wir dann mit einer aufgefächerten, gegrillten Birnenhälfte ab und toppen alles mit ein paar Tropfen Akazienhonig. Deckel drauf, Mahlzeit. Das wäre Burger-Raffinesse!

Aber für eine Kette ist das vielleicht auch ein bisschen zu viel verlangt.

Ist A&W nun wirklich die beste Burgerkette der Welt? Nun, das weiß ich natürlich nicht. Aber innerhalb Kanadas spielt das Franchise definitiv ganz oben mit, nicht nur, weil die Burger mindestens okay (Spicy Habanero), oft aber wirklich überdurchschnittlich gut sind, sondern auch wegen des für Nordamerika ungewöhnlichen Engagements für das Tierwohl in der Nahrungsmittelindustrie. Thumbs up von mir.

Hierzulande hauen sich ja immer viele die Köppe ein, ob nun McDonald’s oder Burger King die bessere Burgerkette sei. Ich finde, die Pommes sind bei McDonald’s besser, der Signature Burger dafür bei Burger King (Whopper schlägt Bic Mac, und noch besser als den Whopper fand ich immer den Big King). Dafür schmeckt mir der simple Hamburger wieder bei McDonald’s besser.

Und wie schlüge sich A&W in Deutschland im Vergleich zu diesen Mitbewerbern? Sagen wir es so: Es läge meilenweit und uneinholbar vor den beiden anderen. 

Nicht so geil ist bei A&W eigentlich nur die Poutine. Aber das ist ja auch kein Burger. 

Falls A&W mal irgendwann nach Deutschland expandieren sollte, hätte das Unternehmen schon einmal drei Stammgäste. Hey A&W, are you listening?

Whisky BBQ Chicken Pizza und Irish Coffee bei Boston Pizza Vancouver

An unserem letzten Abend in Vancouver gingen die Frau, der Sohn und ich kulinarisch getrennte Wege. (Keine Sorge, eine weitere, sehr umfangreiche Rezension folgt noch.)

Unser Hotel in Vancouver lag direkt gegenüber von BC Place. BC Place ist ein multifunktionales Stadion in Downtown Vancouver, das als Heimat der BC Lions (Canadian Football League) und vom Vancouver Whitecaps FC (Major League Soccer) dient. Letzteres Team hat sich ex-Nationalspieler Thomas Müller just während unseres Aufenthalts in Kanada als vorläufiges Altenteil ausgesucht.

Die Filiale von Boston Pizza am »BC Place«-Stadion in Downtown Vancouver
Die Filiale von Boston Pizza am »BC Place«-Stadion in Downtown Vancouver

Direkt vor dem Zugang zum Stadion liegt eine Filiale von Boston Pizza. Mich zogen die grellen Neon-Zeichen an wie die Motte das Licht. Außerdem hatte ich Bock auf eine nordamerikanische Pizza.

Also betrat ich den Laden und blieb brav vorne am Eingang stehen, wo ein Tresen mit Kasse aufgebaut war. Darauf: ein Klingelknopf. Und da niemand am Tresen saß, drückte ich ihn, obzwar kein »Please wait to be seated«-Schild zu sehen war. Aber das ist in Kanada eigentlich Standard.

Ich klingelte.

Und klingelte nochmal.

Niemand erschien.

Im Hintergrund hetzte eine junge Frau durch den riesigen Gastraum, hin und her, immerzu mit Tabletts beladen. Sie sah mich, blickte sich hektisch um. Auch sie sah offenbar niemanden, der mich bedienen könnte. Mittlerweile standen hinter mir weitere Leute, die Einlass begehrten.

Ich klingelte.

Die junge Frau hetzte hinter die Kulissen, kurz darauf kam ein junger Mann aus einem verborgenen Raum heran, und als ich nach einem Platz nur für mich fragte, war er sichtlich enttäuscht. Er platzierte mich an einem Zweiertisch mit Blick auf die Bar und legte mir das Menü vor, dann kümmerte er sich sofort um die Vierergruppe hinter mir, die er an einem weitaus attraktiveren Platz unterbrachte. Danach verschwand er dort, wo er hergekommen war und überließ den gesamten Gastraum wieder der einzelnen Servicekraft.

Insgesamt saßen über die gesamte, riesige Fläche verteilt bestimmt 20 oder 30 Personen – und alles musste die einzelne junge Frau stemmen: von der Aufnahme der Bestellungen über das Herantragen von Drinks und Speisen, dem Abräumen leeren Geschirrs bis zum Drucken und Abkassieren der Rechnungen. Krass.

Ich musste also warten, bis ich bedient werden konnte.

Plötzlich stürmte sie heran, lächelte mich strahlend an und fragte, was sie mir zu trinken bringen könnte. Ich hatte unterdessen schon so viel Zeit gehabt, dass ich auch schon mein Essen ausgesucht hatte. Keine zwei Minuten stand der Eistee auf dem Tisch, den sie elegant im Vorbeifliegen sozusagen abwarf. Auf meine Pizza musste ich länger warten und hatte daher viel Zeit, mich mit dem Ambiente vertraut zu machen.

Das Ambiente

Der Gastraum von Boston Pizza in Downtown Vancouver
Der Gastraum von Boston Pizza in Downtown Vancouver. Leider sieht man den Lärm nicht.

Boston Pizza ist eine kanadische »Casual-Dining«-Kette, die 1964 gegründet wurde und heute als eine der führenden Restaurantmarken des Landes mit Hunderten Standorten in Kanada sowie Ablegern in den USA und Mexiko gilt. Der Gründer wählte den Namen »Boston« deshalb, weil ihm Boston als Stadtname gefiel, weil der Name sowohl auf Englisch wie auch auf Französisch gut aussprechbar ist und weil Boston in Kanada als »amerikanisch-sportlich« wahrgenommen wird.

Ja, sportlich. Boston ist die Heimat gleich mehrerer bekannter Profiteams in den großen US-Sportarten: die Boston Red Sox (Baseball), die Boston Celtics (Basketball), die Boston Bruins (Eishockey) und die New England Patriots (Football).

Das Boston-Pizza-Konzept vereint diese sportliche Wahrnehmung, indem es eine Sports‑Bar und – so sagt zumindest die Website – ein familienfreundliches Restaurant verbindet.

Der Part mit der Sports-Bar dominierte allerdings den kompletten Gastraum. Überall hingen Bildschirme herum – egal, wohin man sich wendete. Zentral über der Bar hing ein Monsterdisplay, auf dem im vierfachen Splitscreen bis zu drei Sportarten gleichzeitig liefen (Baseball und Eishockey, das in Kanada nur hockey heißt, und außerdem ein Zusammenschnitt legendärer Fußball-Tore internationaler soccer-Vereine).

Der vierte Screen blieb nicht etwa leer, sondern lieferte eine zweite Kameraeinstellung, entweder vom Eishockey- oder dem Baseball-Spiel. Gelegentlich tauchten auch Kommentatoren auf, und alle paar Minuten lief in einem der Splitscreens ein einzelner Werbespot für irgendwas.

Riesige Bildschirme dominieren den Boston Pizza in Downtown Vancouver
Dieser riesig Bildschirm dominiert den Boston Pizza in Downtown Vancouver.

Richtig nervig an diesem Screen war, dass die Inhalte der vier Felder permanent wechselten. Selbst wenn ich einem Spiel oder den Torszenen hätte folgen wollen – es wäre gar nicht gegangen. Mal war rechts oben Eishockey, mal Fußball, mal Kommentator, mal Werbung, mal Baseball.

Die einzelnen, im Gastraum verteilten Screens zeigten jeweils nur einzelne Spiele, keinen Splitscreen.

Am allerschlimmsten aber war das leuchtende Dingsbums hier:

Das Tisch-Display bei Boston Pizza in Downtown Vancouver
Das Tisch-Display bei Boston Pizza in Downtown Vancouver

Dieses Touch-Display, das in seiner ganzen hässlich-billigen Plastikheit auf dem Tisch herumstand, flackerte alle paar Sekunden auf ein neues Slide, um mir irgendwas aus dem Sortiment zu verkaufen oder etwas über die famose Geschichte von Boston Pizza zu erzählen – so schnell, dass ich nicht einmal den Text erfassen konnte. Was für ein Quatsch!

Zum Beispiel las ich auf dem Ding das hier:

”Our name is American, our food is Italian, but we’re 100 % Canadian and have been since we opened our first restaurant in Edmonton in 1964. What‘s confusing about that?“

Zu deutsch: »Unser Name ist amerikanisch, unser Essen ist italienisch, aber wir sind zu 100 % Kanadier, und das schon seit der Eröffnung unseres ersten Restaurants in Edmonton im Jahr 1964. Was ist daran verwirrend?«

Natürlich hatte das Dingsbums auch einen praktischen Zweck: Auf dem kleinen Touch-Display konnte ich das Menü aufrufen, die einsame und ohnehin gestresste Servicekraft rufen oder nach der Rechnung verlangen. Sobald ich das Menü aufrief, hörte es ein bisschen länger auf zu flackern – also tippte ich laufend »Menu« an und hatte dann 30 Sekunden Ruhe.

Nervtötend as hell. 👿

Am allerschlimmsten aber war der Lärm. Es war so unfassbar laut in dem Laden (soviel dann zum »familienfreundlichen Restaurant«). Die Akustik in der riesigen Halle mit den – natürlich – nackten Kabeln und Rohren an der Decke war einfach gruselig. Ich weiß nicht einmal, was den ganzen Krach erzeugte, denn ich habe mir direkt nach meiner Bestellung die AirPods Pro reingepröppelt und Noise-Cancelling aktiviert. Und selbst damit blieb es irre laut. Mit eigener Musik auf den Ohren ging’s dann.

Der Service

Ich erwähnte schon, dass die junge Frau vom Service sich alleine um den ganzen Laden kümmern musste. Und obwohl sie fürchterlich gestresst war, lächelte sie trotzdem jede:n an.

Als ich am Ende die Rechnung zahlte und wir beide darauf warteten, dass das Kartenzahlgerät seine Verbindung etablierte, fragte ich sie, ob sie echt komplett alleine sei. Ja, sagte sie. Eine Kollegin habe sich heute krankgemeldet, und was mit der anderen war, habe ich akustisch im ganzen Lärm leider nicht verstanden und hatte keine Chance, nachzufragen – denn die Zahlung war durch, sie wünschte mir noch einen tollen Abend und verschwand mitsamt der Maschine.

Höchsten Respekt für die Stressresistenz meiner Bedienung.

Was derweil der Typ machte, der mich an den Platz geführt hatte? Entweder war der nicht zu sehen oder er führte neue Leute an ihre Plätze, die er sodann wieder der einsamen Servicekraft überließ.

Die Bestellung

Die Karte ist reichhaltig mit allem Möglichen bestückt. Von Fish & Chips bis Fish Tacos, von Pizza bis Pasta (einschließlich der berüchtigten Mac & Cheese), von Burgern bis zu Slow-Roasted Pork Back Ribs gab es irgendwie alles. Ich entschied mich für eine Pizza, und da mir schon klar war, dass das hier allenfalls italienisch-inspired sein würde, nahm ich auch gleich das, was am allerwenigsten nach Italien und am allermeisten nach Nordamerika aussah.

Die Whisky BBQ Chicken Pizza

Die Whisky BBQ Chicken Pizza bei Boston Pizza Vancouver
Die Whisky BBQ Chicken Pizza bei Boston Pizza Vancouver

Klingt »Whisky BBQ Chicken« nach etwas, was in Italien auf der Pizza liegen würde? Nein? Gut. Denn das war das, was ich wählte.

Jede Pizza kann in vier Größen geordert werden. Am Nachbartisch saß jemand, der einen Teigfladen mit vielleicht 15 cm Durchmesser vor sich hatte, der in vier Teile geschnitten war. Das war die Größe »I«, was für »Individual« steht – also für eine Person alleine. »S« für »Small« ist dann offensichtlich schon zum Teilen gedacht. Und dann gibt es »M« und »L«, also »Medium« und »Large«.

Ich orderte eine »Small« und vermutete einfach, dass das unsere »normale« Bringdienst-Größe sein würde, und behielt mit der Vermutung Recht. Das Ding war am Ende so um die 25 cm im Durchmesser.

Nach geraumer Zeit lag der Teigfladen vor mir und war in 8 Teile geschnitten.

Obwohl Boston Pizza behauptet, italienisches Essen zu servieren, ist das nicht korrekt. Denn die hier servierte Pizza hat nichts mit italienischer Küche zu tun – außer der runden Form und dem generellen Konzept, Dinge auf einen Teig zu packen und dann zusammen zu backen. Alles andere war eindeutig amerikanisch. Und das ging los mit dem Teig.

Der Pizzateig

Natürlich fand ich ganz zuunterst nicht etwa einen echten Pizzateig, sondern einen dicklichen, aufgeplusterten, leicht öligen Boden. Das resultierende Gericht nennt man »Pan Pizza« und kennt es hierzulande vornehmlich von Pizzabringdiensten, oder halt dem US-amerikanischen Schnellrestaurant »Pizza Hut«. In keiner anständigen italienischem Gastronomie werdet ihr jemals eine Pan Pizza serviert bekommen.

Die Hauptattraktion der Pizza schien aber ohnehin nicht der Teig, sondern die J.P. Wiser’s Whisky BBQ sauce zu sein, die auf dem Teig statt Tomatensoße als Grundlage verteilt war.

Die J.P. Wiser’s Whisky BBQ sauce

J.P. Wiser‘s ist ein kanadischer Rye-Whisky, und da ich Whisky-Liebhaber bin, ist mir der Markenname bekannt. Im Übrigen ist es überhaupt gar nicht im Rahmen des Möglichen, dass Whisky der primäre Grund für meine Pizza-Wahl war. Ganz sicher nicht. Bestimmt. Schwör schwör!

Whisky aus Roggen (Rye), das muss ich gleich vorweg sagen, ist nicht gerade mein Lieblingswhisky. Ich genieße lieber schottische Whiskys, die aus Gerste gemacht werden. Ganz besonders liebe ich jene von der Südhälfte der Isle of Islay.

Denn kanadischer Rye ist mir einfach viel zu lasch.

Das charakteristische Geschmacksprofil von Rye-Whiskys ist süßlich mit einigen pfeffrigen Akzenten. Oft schmecken sie aber vor allem nach Karamell, Toffee oder Vanille und sanft nach Früchten wie Äpfeln und Birnen. Die runde Geschmeidigkeit und Balance ohne große Komplexität macht sie für Whisky-Neulinge interessant.

Dagegen verkörpern meine Lieblinge, die Islay Single Malts, einen völlig anderen, viel wilderen und komplexeren Charakter. Diese schottischen Destillate sind berühmt-berüchtigt für ihre kräftigen torfig-rauchigen Aromen. Die Destillerien der südlichen Insel – wie Ardbeg, Laphroaig und Lagavulin – verwenden Torf beim Darren des Malzes und setzen das braune Torfwasser in jeder Produktionsphase ein. Daraus resultieren außerordentlich kräftige Whiskys mit Aromen von Rauch, Teer, Jod und Karbol. Aber selbst die erheblich milderen nördlichen Destillerien der Insel – wie Bruichladdich und Bunnahabhain – sind ganz sicher nichts für Einsteiger:innen.

Genug des Whisky-Exkurses, zurück zur BBQ-Soße.

Da es die J.P. Wiser’s Whisky BBQ sauce nicht es nicht fertig zu kaufen gibt, muss sie wohl hausgemacht sein. Auf der Website der Distille war früher mal ein Rezept dafür veröffentlicht – wie gesagt: war. Jetzt ist da allerdings nicht mehr zu finden. Das Internet vergisst jedoch nichts, und so fand ich es für euch in der WayBackMachine von archive.org und habe es ins Deutsche und ins metrische System übertragen. Wer diese BBQ-Soße also nachmachen möchte: bittesehr. Klickt auf das kleine Dreieck inm nächsten Absatz.

Rezept: J.P. Wiser’s Deluxe BBQ-Soße


Zutaten
120 ml J.P. Wiser’s Deluxe Canadian Whisky
4 ml Rapsöl (ca. ¾ Teelöffel)
1/4 Zwiebel, fein gehackt
160 ml Ketchup
120 ml Apfelessig
1 Teelöffel Worcestershiresauce
1 Esslöffel Tabasco
3 Tropfen Liquid Smoke

Zubereitung
1) Rapsöl in einem mittelgroßen Topf bei mittlerer Hitze erwärmen.
2) Zwiebel zugeben und glasig anschwitzen.
3) Mit J.P. Wiser’s Deluxe ablöschen und die restlichen Zutaten hinzufügen.
4) Mit dem Schneebesen gründlich verrühren.
5) 20 Minuten sanft köcheln lassen, anschließend auf Zimmertemperatur abkühlen.

Mein persönlicher Tipp: Statt J.P. Wiser’s Deluxe könnt ihr auch Ballantine’s Finest oder den Standard-Jameson nutzen – die haben ein ziemlich identisches Profil, schmecken aber beide deutlich besser. Und wenn ihr den Whisky aus dem Rezept durch einen besonders rauchigen Islay-Whisky tauscht, zum Beispiel einen Ardbeg, benötigt ihr keine chemischen Liquid-Smoke-Tropfen mehr. Aber das wäre mir ehrlich gesagt zu schade um den Ardbeg.

Und jetzt kommt nach der ganzen langen Abhandlung nur diese kurze Bewertung: Vom Whisky habe ich bei der Soße nichts geschmeckt. Das war halt ‘ne stinknormale, sehr würzige BBQ-Soße, die ihren Job ganz gut gemacht hat.

Das BBQ-Hähnchen und der Bacon

Nun war schon eine kräftige BBQ-Soße auf der Pizza. Vom BBQ-Hähnchen war natürlich nichts zu schmecken, zumal ich annehme, dass es mit derselben BBQ-Soße mariniert oder glasiert worden ist. Die gegarten und überraschend saftigen kleinen Würfelchen (ca. 1 cm Kantenlänge) von der Hühnerbrust waren also geschmacklich indifferent, gaben aber immerhin ein angenehmes Mundgefühl.

Der Bacon war kein Frühstücksbacon, bestand also nicht aus Scheiben, sondern war am Stück bearbeitet worden. Auch er war gewürfelt, und zwar in der gleichen Größe wie das Huhn. Er hatte sehr intensive, herzhaft rauchig-salzige Aromen, was hervorragend zum BBQ-Style der Pizza passte und zugegebenermaßen das Erlebnis verbesserte.

In Balsamico geröstete rote Zwiebeln

Auf der Pizza gab es – leider zu wenig – in Balsamico geröstete rote Zwiebeln. Davon fand ich ein paar Stücke, die so weit weg von der BBQ-Soße waren, dass ich sie separat verkosten konnte. Sie hatten eine herrliche, süß-säuerliche Note, waren schön zwiebelig ohne dabei zu zwiebeln und haben mich einfach sehr, sehr beglückt.

Der Käse

Wie immer in Nordamerika war alles vollgeklatscht mit Käse, in diesem Fall einer fein geriebenen Mischung aus »Mozzarella« und »Cheddar«. Ich setze das in Anführungszeichen, weil es geradezu blasphemisch ist, diesen Industrieprodukten derartige Bezeichnungen zu geben.

Unter »Mozarella« versteht man in den USA und Kanada einen meist aus Kuhmilch industriell hergestellten, halbfesten Schnittkäse. Der hat nichts (nichts!) mit echtem Mozarella zu tun. Wir kennen das Zeugs als geriebenen »Pizzakäse« aus der Plastiktüte im Supermarkt-Kühlregal. Er bildet beim Backen lange Fäden und sorgt für den typischen »Stretch«, schmilzt gleichmäßig und hinterlässt eine elastische, feuchte Schicht auf der Pizza. Sein Geschmack ist milchig, mild und wenig interessant, sodass Soße und Toppings im Vordergrund stehen.

Das käsige Aroma soll dann der »Cheddar« liefern. Auch der hat in Nordamerika nicht viel mit seinem englisch-irischen Namenspaten gemein, außer dass er wie echter Cheddar eine meist gelb-orange Farbe besitzt (Ausnahmen bestätigen die Regel). In Nordamerika wird er allerdings – wie könnte es anders sein – massenhaft industriell hergestellt. Er ist ebenso ein processed cheese wie der »Mozzarella« – wir kennen das Zeugs als »Scheiblettenkäse« (okay, das ist nicht ganz identisch, aber doch ziemlich). Dieser »Cheddar« schmilzt zwar ebenso leicht, bildet aber weniger Fäden als »Mozzarella«. Seine Aufgabe auf einer Pizza ist es, dem langweiligen »Mozarella« zusätzliche Tiefe und einen volleren Geschmack zu geben sowie eine appetitlich goldgelbe Färbung beizusteuern.

Ich sagte schon: Die Pizza war vollgeklatscht mit dem Zeug.

Warum nur liegt in den USA und Kanada überall so viel Käse auf den Gerichten? Das ist ja nicht nur bei Pizza so – es gibt ganze Gerichte, die sich ausschließlich um Käse drehen, und dann auch noch mit diesem hochverarbeiteten Zeug! (»Mac & Cheese« – es ist einfach WI-DER-LICH!) Was soll das? Wo bleibt da der Genuss?

Wollt ihr eine Antwort?

Okay:

Die übermäßige Käseverwendung in der nordamerikanischen Küche hat keine kulinarischen Gründe, sondern ist das Ergebnis industrieller Logik: Staatliche Subventionen, technologische Innovation und die Anforderungen der Massenproduktion schufen ein System, in dem hochverarbeiteter Käse zum kostengünstigen Standard wurde. »Mozzarella« und »Cheddar« dominieren dabei nicht wegen ihrer geschmacklichen Überlegenheit, sondern wegen ihrer industriellen Eigenschaften – ein fundamentaler Unterschied zu den gewachsenen, regional geprägten Käsetraditionen hier in Europa.

Ist doch schade.

Nur eine Sache war positiv: Die Menge an geschmolzenem Käse wirkte der überwältigend kräftigen BBQ-Soße geschmacklich entgegen. Das machte die Pizza tatsächlich besser.

Das Buttermilch-Ranch-Dressing

Es ist unwahrscheinlich, dass ihr in Deutschland schon einmal Ranch-Dressing gefunden habt. Oder etwa doch?

Ranch ist ein cremiges, kräuteriges Dressing auf Basis von Buttermilch und Mayonnaise, gewürzt mit Knoblauch, Zwiebel, Pfeffer und Kräutern wie Dill, Schnittlauch und Petersilie. Seit Jahrzehnten ist es die beliebteste Salatsoße in den USA und offenbar auch Kanada, weshalb es als Dip und Allzweck-Soße gefühlt auf allem landet. Insbesondere auf Pizza kommt es zum Einsatz – warum auch immer.

Einzeln konnte ich das Dressing auf der Pizza nicht schmecken – es war einfach nicht intensiv genug, um gegen den BBQ-Geschmack anzugehen. Allerdings änderte sich das Mundgefühl der Pizza durch das Dressing, und das durchaus zum Angenehmen.

Das Fazit der Pizza

Gekostet hat die Small-Variante der Whisky BBQ Chicken Pizza von Boston Pizza 22.29 CAD netto, das sind 13,85 EUR vor Steuern – der Preis geht damit für mich klar.

Insgesamt schmeckte die Pizza erwartungsgemäß kräftig nach BBQ-Soße, hatte alles in allem ein ordentliches Mundgefühl und machte satt. Der Teigfladen war allerdings derart geschmacksintensiv, dass sämtliche Komponenten dahinter verblassten und auf der Gabel nicht zu schmecken waren (außer man separierte einzelne Komponenten, so wie ich das mit den Zwiebeln gemacht habe – das geht halt nur nicht mit allem). Den Whisky in der BBQ-Soße halte ich für völlig verschwendet – den kann einfach niemand rausschmecken, und für nuancierte Aromen ist der J.P. Wiser’s Deluxe einfach nicht gut genug. Aber alles in allem war meine Wahl der Pizza schon ganz okay.

Versteht mich nicht falsch: Der Pizzabringdienst bei mir im Dorf hat eine ähnliche BBQ-Pizza im Programm, nur mit Rinderhackfleisch statt Huhn und Bacon, und die ist auch »schon ganz okay«. Boston Pizza hat also das Niveau des Pizzabringdienstes in einem norddeutschen 4.000-Seelen-Dorf.

Und das muss ich bei der Bewertung auch berücksichtigen. Die »Whisky BBQ Chicken Pizza« von Boston Pizza bekommt 6 von 10 Punkten von mir.

Der Nachtisch: Ein nicht ganz so irischer Irish Coffee

Der Irish Coffee von Boston Pizza in Downtown Vancouver
Der Irish Coffee von Boston Pizza in Downtown Vancouver

In den Filialen von Boston Pizza wird eine spezielle Variante des Irish Coffee angeboten, die sich durch eine wesentliche Zutat vom klassischen Rezept deutlich unterscheidet. Und das wollte ich doch einmal als Nachtisch nach meiner Pizza testen.

Ein traditioneller Irish Coffee, wie er von der International Bartenders Association anerkannt wird, besteht aus diesen vier Zutaten:

  • Heißer schwarzer Kaffee
  • Irischer Whiskey
  • Zucker
  • flüssige Sahne

Bei der klassischen Zubereitung werden Zucker, Whiskey und heißer Kaffee in ein vorgewärmtes Glas gegeben und so lange umgerührt, bis der Zucker aufgelöst ist. Anschließend wird die gekühlte, flüssige Sahne vorsichtig über einen Löffelrücken auf den Kaffee gegossen, sodass sie eine separate Schicht auf der Oberfläche bildet und sich nicht mit dem Kaffee vermischt. (Wie das alles genau geht, zeigt das Video der IBA auf YouTube.) Der Kaffee wird dann durch diese Sahneschicht hindurch getrunken.

Der frappierendste Unterschied zwischen diesem Standardrezept und dem Irish Coffee von Boston Pizza ist die Zugabe von Kahlúa, einer Kaffeelikörmarke aus Mexiko. Das traditionelle Rezept enthält natrlich keinerlei Likör; die Süße stammt ausschließlich vom braunen Zucker – und der fehlte hier dafür komplett.

War das schlimm? Eigentlich nicht – ich fand das Ergebnis überraschend gut. Der Kahlúa fügte dem Getränk eine angenehme, cremige Textur hinzu, während traditioneller Irish Coffee sich einfach nur anfühlt wie normaler schwarzer Kaffee mit Schuss. Diese Cremigkeit milderte auch die Schärfe des Alkohols aus dem Jameson Irish Whiskey ab.

Eine weitere Auffälligkeit war nur visuell, denn das Getränk war braun, nicht schwarz, wie »normaler« Irish Coffee. Außerdem kam die Sahne hier aus der Sprühflasche und wurde nicht kunstvoll angeschlagen. Aber das sei mal geschenkt.

Als Irish Coffe wäre das eine 0 von 10 Punkten gewesen. Mexikanischer Kaffeelikör in irischem Kaffee? Eindeutig Thema verfehlt. Aber als alkoholisches Heißgetränk ist das schon irgendwie lecker. Und so gebe ich dem Ding 7 von 10 Punkten.

Und das heißt: Ja, das trinke ich gern noch einmal, aber dafür eine Flasche Kahlúa kaufen käme für mich jetzt nicht in Frage.

Legendary Deluxe with Cheese — White Spot, BC Ferries

Mal ehrlich – was kann man kulinarisch schon groß erwarten, wenn man mit einer Fähre von BC Ferries zwischen Vancouver (Horseshoe Bay) und einem Nest namens Gibsons (Terminal Langdale) ca. 10 Seemeilen weit und ungefähr 40 Minuten lang unterwegs ist?

Nicht viel.

Aber wir hatten Hunger, und so mussten wir ins Bordrestaurant. An Bord von BC Ferries ist die kanadische Restaurant-Kette White Spot zuständig für das Catering. White Spot hat seinen Hauptsitz in Vancouver und wurde bereits 1928 gegründet. Der Ursprung ist schon krass: Der Gründer hatte in Vancouver einen Ford-T in einen mobilen Imbiss umgebaut begann und dann Kanadas erstes Drive-In-Restaurant an einem Aussichtspunkt in Vancouver eröffnete. Das Konzept »Car Hop Service« – Bedienung direkt am Auto – war damals eine Neuheit und machte White Spot äußerst populär. In den ersten Jahren standen BBQ Chicken und andere einfache Gerichte auf der Speisekarte, bevor die mittlerweile ziemlich legendären Burger eingeführt wurden. Heute ist White Spot der älteste Restaurantbetrieb Kanadas.

An Bord der größeren BC Ferries bietet White Spot ein eingeschränktes Menü mit bekannten White-Spot-Klassikern an. Die Speisekarte ist im Vergleich zu den regulären White-Spot-Filialen etwas reduziert, aber weiterhin werden die charakteristischen Gerichte aus hochwertigen, möglichst kanadischen Zutaten angeboten.

Das Ambiente

Der Kassenbereich an Bord einer BC Ferries-Fähre zwischen Horseshoe Bay und Langdale
Der Kassenbereich an Bord einer BC Ferries-Fähre zwischen Horseshoe Bay und Langdale

Eine Fähre ist vor allem eins: funktional. Daher ist vom Ambiente nicht viel zu erwarten. Auf der einen Seite geht es rein, am Tresen werden die Speisen und Getränke gewählt, dann wandert man weiter zu den Kassen und bezahlt, anschließend geht es in den Gastraum. Da sitzt man dann an festgeschraubten Tischen (ja, die See kann in British Columbia ab und zu ziemlich rau werden) und isst, was immer man sich geholt hat.

Der Essbereich an Bord einer BC Ferries-Fähre zwischen Horseshoe Bay und Langdale
Der Essbereich an Bord einer BC Ferries-Fähre zwischen Horseshoe Bay und Langdale

Der Service

Sagen wir es so: Es geht ziemlich flott. Und trotzdem wird einem lächelnd der übliche kanadische Gruß (»Hi! How are you today?«) entgegengerufen. Mein Sohn wollte für seinen Burger eine Extrawurst gebraten bekommen, und das wurde problemlos und superschnell zusammengebastelt. Also echt: Respekt.

Die Bestellung

An Bord unserer Fähre gab es reichlich Auswahl, und weil wir nicht vertraut mit dem Menü waren, hat es bei uns etwas länger gedauert. Meine Frau wollte gar nichts (und hat am Ende die Hälfte unserer Pommes weggenascht), mein Sohn und ich nahmen dasselbe, nämlich den Hamburger namens »Legendary Deluxe with Cheese« (mein Sohn: ohne Cheese) als Combo mit Pommes und Softdrink für 17,39 CAD (10,81 Euro) vor Steuern.

Legendary Deluxe with Cheese Combo

Wir wickelten den Burger aus, und das Erste, was uns entgegenkam, war die längs aufgeschnittene Scheibe einer sauren Gurke, die ins Papier eingewickelt war. What the heck?

The Legendary with Cheese von White Spot an Bord von BC Ferries
The Legendary with Cheese von White Spot an Bord von BC Ferries – eine Gurkenscheibe ist längs ins Papier eingewickelt.

Dann fand ich heraus, dass diese Gurkenscheibe bei White Spot normalerweise direkt auf dem oberen Burger-Bun liegt – was es irgendwie auch nicht besser macht. Aber das scheint so ein Ding bei White Spot zu sein: Der Pickle liegt halt obendrauf.

Das habe ich dann hier einmal nachgestellt:

The Legendary with Cheese von White Spot an Bord von BC Ferries
The Legendary with Cheese von White Spot – so würde er wohl in Restaurants an Land präsentiert werden

So lässt sich natürlich kein Hamburger essen, also habe ich den Deckel abgehoben und die Gurkenscheibe darunter abgelegt. Für mich stellt sich die Frage, warum die Gurkenscheibe überhaupt oben drüber liegt. Nehmen so viele Leute die Gurken aus ihren Burgern, dass sich White Spot dachte: »Das machen wir ihnen ein bisschen einfacher«? Keine Ahnung.

The Legendary with Cheese von White Spot an Bord von BC Ferries
The Legendary with Cheese von White Spot an Bord von BC Ferries

Während ich die ganzen Fotos machte, mümmelte mein Sohn schon fröhlich vor sich hin. Zwischen zwei Bissen sagte er: »Für Fähren-Fraß erstaunlich gut.«

Das musste ich jetzt auch probieren.

Der Burger besteht aus 100 % kanadischem Rindfleisch, geschreddertem Salat, einer breit geschnittenen Tomatenscheibe und dem allgegenwärtigen wie aromafreien Plastikkäse. Außerdem befindet sich die spezielle Triple »O« sauce auf dem Burger, die es nur bei White Spot (und dessen Ableger Triple O‘s) gibt.

Der Name »Triple O« bezieht sich übrigens nicht auf drei Zutaten in der Soße oder so. Er stammt – so die Legende – aus der Zeit der Drive-in-Restaurants, in der die Kellner:innen angeblich die Abkürzung »ooo« auf den Bestellscheinen verwendeten, um einen Burger mit extra vielen Belägen zu kennzeichnen. Ob diese Legende stimmt, konnte ich allerdings nicht verifizieren.

Diese Soße besteht, so viel konnte ich herausfinden, im Wesentlichen aus der Mischung einer speziellen Voll-Ei-Mayonnaise mit einem rotem Hamburger-Relish, wobei das Relish der Soße auch ihre leicht orange Farbe verleiht. Sie schmeckt etwas süß‑säuerlich und leicht pikant, mit deutlicher Gurken‑ und Zwiebel‑Note aus dem Hamburger‑Relish und besitzt ein weiches, mayonnaiseartiges Mundgefühl.

Das hätte ich gerne auch erlebt. Aber das funktioniert wohl nur dann, wenn nicht ein halber Liter auf den Burger geklatscht wird. Genau das allerdings war meinem Burger zugestoßen (zumindest gefühlt). Das Ergebnis war, dass nicht nur alles ausschließlich nach der Soße schmeckte, sondern dass es auch überall heraustropfte und -matschte und sich sämtliche Beläge des Burgers bei jedem Bissen erneut fragen mussten, in welche Richtung sie jetzt wohl am besten davonflutschen sollten.

Die Sauerei auf meinem Tablett war enorm. Beim Burger meines Sohnes hielt sich das Getropfe und Geschmaddere zwar etwas mehr in Grenzen – dort war nicht ganz so viel Soße verwendet worden – aber unsere Hände sahen trotzdem aus, als hätten wir persönlich die Triple »O« sauce mit unseren Händen auf den Burger geschöpft.

Abgesehen davon, dass es einfach viel zu viel des Guten war: Immerhin war es des Guten. Die Soße ist tatsächlich richtig lecker. Schade, dass ihr Geschmack alles andere überdeckte.

Aber, um die Worte des Sohnes zu wiederholen: »Für Fähren-Fraß erstaunlich gut.« Sagen wir: 6 von 10 Punkten.

Die Pommes

Die Kennebec Potato Fries von White Spot an Bord von BC Ferries
Die Kennebec Potato Fries von White Spot an Bord von BC Ferries

Ein riesiger Berg Fritten kam mit dem Combo-Gericht. Und ein noch riesigeres Schild informierte darüber, dass White Spot die Kennebec-Kartoffel für diese Fritten benutzt. Da musste ich natürlich gleich nachschauen, was genau das für eine Sorte ist.

Die Kennebec ist weißfleischig und weist eine Kombination aus relativ niedrigem Wassergehalt und gutem Stärkeprofil auf. Darum gilt die Kennebec als besonders geeignet zum Frittieren: Pommes und Kartoffelchips profitieren besonders, wenn sie aus Kennebec-Kartoffeln hergestellt werden.

Die ganze Familie fand, dass die Fähren-Pommes innen schön cremig-weich und außen angenehm angeknuspert (aber keineswegs hart) waren. Insofern herrschte Einigkeit: Das ist die optimale Kartoffel für Pommes. Dann aber hört diese Einigkeit sofort auf: Meine Frau und ich fanden den Geschmack eher nichtssagend bis langweilig, meinem Sohn waren sie »zu kartoffelig«. Meine Frau fand sie zu salzig, während ich mich über das Salz freute, damit die Dinger für mich überhaupt nach was schmeckten.

Ob die Langweiligkeit dieser Pommes nun an der Kennebec-Kartoffel an sich oder an diesem speziellen White Spot-Spot auf der Fähre lag – keine Ahnung. Ich persönlich fand diese Fritten zwar nicht besonders schlimm, aber auch nicht gerade bemerkenswert. Hätte ich mir nicht direkt Notizen dazu gemacht, hätte ich jetzt – ein paar Tage später – keinerlei Erinnerung mehr an sie.

Da man mit Pommes eigentlich nichts falsch machen kann, hier aber offensichtlich irgendwas falsch gelaufen ist, werte ich sie mit 5 von 10 Punkten. Und die gibt es nur wegen des guten Mundgefühls.

Das Fazit

Kommen wir zurück zur Eingangsfrage: Was kann man kulinarisch erwarten, wenn man mit einer Fähre von BC Ferries zwischen Vancouver (Horseshoe Bay) und einem Nest namens Gibsons (Terminal Langdale) ca. 10 Seemeilen weit und ungefähr 40 Minuten lang unterwegs ist?

Wir hatten nicht viel erwartet, und die Pommes passen da ins Bild. Der Burger allerdings war etwas ein kleines bisschen besser als gedacht. Mein Sohn hatte zudem etwas mehr Glück als ich, weil er weniger Soße auf seinem Brötchen hatte.

Würde ich das Gericht empfehlen? Nein, eher nicht. Andererseits ist es mit knapp unter 12 Euro auch echt preiswert. Und wer es lieber nicht probieren möchte: An Bord gibt es auch Salate und andere Speisen zu kaufen, die vielleicht besser passen.

Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken in der Heritage Asian Eatery

Noch immer in Vancouver sind meine Frau und ich in ein chinesisches Restaurant gegangen. Der 15-jährige Sohn hatte keinen Bock, chillte stattdessen im Hotel und hat (Spoiler!) was verpasst.

Vancouver besitzt eine riesige chinesische Community; bei der Volkszählung 2021 waren knapp 20 % aller Einwohner:innen in der Metropolregion chinesischer Abstammung. Daher sind chinesische Restaurants in der weltoffenen Stadt am Pazifik erheblich authentischer als das »Peking Haus«, »Die Große Mauer« oder dieser »Goldener Drache« mit dem suspekt wirkenden Goldfisch-Aquarium und den Buddha-Devotionalien in den Außenbezirken einer deutschen Großstadt. Aber hüben wie drüben gilt: Sitzen Menschen der entsprechenden ethnischen Gruppe in großer Zahl in einem Restaurant, wird es wohl ganz gut sein.

So war es auch bei der Heritage Asian Eatery in der W Pender Street im lebhaften Coal-Harbour-Viertel von Vancouver. In der Main Street gibt es übrigens noch eine weitere Filiale des Restaurants.

Das Ambiente

Das Ambiente im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Das Ambiente im Restaurant Heritage Asian Eatery, kurz bevor wir schon nach Ladenschluss gingen.

Machen wir uns nichts vor: Das Heritage Asian Eatery wird keinen Preis für Gemütlichkeit gewinnen. Im Gegenteil. Der Wohlfühlfaktor liegt nahe am Gefrierpunkt, und zwar gleich in doppelter Hinsicht.

Der schlauchartige Gastraum erstreckt sich von der Straßenfront bis nach hinten, wo er an die Küche grenzt, die direkt neben der Toilette liegt. Der Boden besteht aus rohem, irgendwie abgestoßen wirkendem Beton, der in regelmäßigen Abständen von offenbar unsachgemäß mit einer Flex von Rost befreiten Stahlträgern durchzogen ist.

Die Decke ist höher, als der Laden breit ist. Stromkabel sind dergestalt kreuz und quer darunter verlegt, dass ein:e deutsche:r Elektriker:in schon im ersten Lehrjahr einen Schlaganfall erleiden würde. Von den anscheinend in sämtlichen Restaurants Vancouvers üblichen, blanken Rohrleitungen fange ich gar nicht erst an.

Die unangenehme Atmosphäre wurde durch ziemlich abgeranztes Mobiliar unterstrichen. Wir saßen an einem gerade nicht mehr als speckig zu bezeichnenden Zweiertisch. Meine Frau saß auf der mit grünem Kunstleder bezogenen (und anscheinend einigermaßen bequemen) Sitzbank an der Wand, ich musste mich mit einem knüppelharten und buchstäblich arschkalten Metallstuhl herumschlagen.

Auf der einen Seite des Restaurants waren recht große Spiegel ordentlich in Reih und Glied an der Wand befestigt (einen davon seht ihr auf dem Foto), auf der anderen Seite hing ein wildes Sammelsurium riesiger Drucke chinesischer Gemälde in glaslosen Bilderrahmen. Nicht ein einziges passte zum jeweils anderen, nicht ein einziges war in Waage, nicht eines hatte den gleichen Abstand zum anderen oder hing auf gleicher Höhe. Auf diese Galerie habe ich die ganze Zeit blicken dürfen. Das hat mich so irritiert, dass ich ganz vergessen habe, ein Foto davon zu machen. Ich bin schon ein totaler Vollprofi, was so was angeht.

Auf dem Weg zum Klo unterquert man eine sich in grellem Magenta in die Netzhaut brennende Neonschrift »Happy Dumpling«, die die unangenehm kalte Atmosphäre im Laden noch weiter verstärkt. Der Laden versucht halbherzig und überaus erfolglos, mit drei gelben Papierlampen gegenzusteuern.

Aber das Adjektiv kalt beschreibt nicht nur die Atmosphäre. Auch die tatsächliche Raumtemperatur lag unangenehm tief. Bei geschätzt höchstens 18 Grad fröstelten wir vor uns hin und waren ausgesprochen froh, dass wir unsere leichten Sommerjacken dabeihatten.

Zu guter Letzt spielte ziemlich laute Musik, die kein bisschen zu einem asiatischen Restaurant passen wollte. Sie war aber wiederum nicht laut genug, um sie identifizieren zu können. Im Nachhinein kam mir der Gedanke, ob die Mucke vielleicht einfach in der Küche lief und gar nicht im Gastraum – wer weiß?

Der Service

Das Restaurant Heritage Asian Eatery in Vancouver von außen
Das Restaurant Heritage Asian Eatery in der W Pender Street Vancouver von außen

Als wir ohne Reservierung eine Stunde vor dem extrem frühen Ladenschluss das Restaurant betraten, war der Laden fast komplett voll. Wir stellten uns also an das »Please wait to be seated«-Tischchen im Eingangsbereich, und nur Sekunden später stand wie aus dem Nichts eine hochschwangere junge Frau vor uns und lächelte uns an. Ich fragte mich kurz, wo wohl das Rauchwölkchen geblieben sein mochte, aus dem sie unzweifelhaft mit einem leisen »Plopp« aufgetaucht sein musste. Aber ich konnte diesbezüglich keine Nachforschungen anstellen, denn als sie hörte, dass wir keine Reservierung hatten, verschwand sie, wie sie gekommen war (»Plopp«), und einen halben Wimpernschlag später (»Plopp«) stand eine zweite lächelnde junge Frau dort. Sie versicherte, es sei kein Problem, dass wir ohne Reservierung da seien, zauberte aus dünner Luft eine Sprühflasche und einen Lappen hervor, wischte kurz die Tischplatte eines von zwei freien Zweiertischen ab und platzierte uns dort.

Wir nutzten die dreizehneinhalb Sekunden, in denen wir nichts zu tun hatten, um uns im recht kleinen Laden umzuschauen. Insgesamt bietet die Heritage Asian Eatery etwas mehr als 30 Sitzplätze. Davon waren rund 25 Plätze besetzt, und bei zehn Menschen an den Tischen vermuteten wir die Wurzeln in China; oben habe ich ja schon festgestellt, dass so etwas eigentlich immer ein Indiz für eine gute Küche ist.

Wir sollten nicht enttäuscht werden. Aber ich greife vor.

Denn kaum saßen wir, stand (»Plopp«) die hochschwangere junge Frau wieder bei uns, legte uns lächelnd die Karten auf den Tisch und fragte, ob wir erst einmal ein Glas Wasser wollten. Kaum hatte ich »Yes please« gesagt, standen große Wassergläser mit Wasser auf dem Tisch. Natürlich mit einem Haufen Eiswürfeln drin – es war ja bis jetzt noch nicht kalt genug in der Heritage Asian Eatery.

Dann war sie wieder weg, und im selben Moment, als wir uns entschieden hatten, stand sie mit einem iPad neben uns, um die Bestellung aufzunehmen. Wie zum Konfuzius machen die das??

Die Bestellung

Meine Frau wählte die »Classic Chicken Bowl« mit knusprig gebratenem Hähnchen, Ingwer und Schalotten, ich das »Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken«. Dazu bestellten wir uns die vegetarischen Frühlingsrollen zum Teilen. Außerdem orderte ich eine Kanne Jasmintee, denn mir war jetzt schon eiskalt. »Plopp« – weg war sie wieder.

Der Jasmintee

Der Jasmintee im Restaurant Heritage Asian Eatery kommt in einer großen Porzellankanne.
Der Jasmintee im Restaurant Heritage Asian Eatery kommt in einer großen Porzellankanne.

Der Tee kam innerhalb weniger Minuten in einer flachen, aber dennoch (wie sich noch herausstellen würde) voluminösen Porzellankanne und stilistisch völlig anderem Becher. Aber der Becher wurde zum Fanobjekt meiner Frau – sie wärmte sich damit die ganze Zeit die frierenden Finger.

Um einen hochwertigen Jasmintee zu produzieren, vermischen die Hersteller grüne Teeblätter mehrfach mit frischen Jasminblüten, sodass das intensive Aroma der Blüten auf den Tee übergeht. Nach der Aromatisierung werden die Jasminblüten bei besseren Qualitäten wieder aussortiert, billiger Jasmintee überspringt diesen Schritt und behält die Blüten in den Teeblättern.

In dieser Kanne waren jede Menge Teeblätter, aber nicht eine Blüte zu sehen. Sprich: Das Ausgangsprodukt war hochwertig. Und das schmeckte man auch.

Einen guten chinesischen Jasmintee macht aus, dass er ein intensives und dennoch florales Aroma aufweist. Gleichzeitig hat er eine natürliche, dezente Süße, die den Gesamteindruck harmonisch abrundet, ohne aufdringlich zu sein. Sein Geschmack sollte frisch und klar sein, weich und mild, weder herb noch bitter.

In dieser Kanne war das exakt so. Die feinen, leicht süßen Noten verbanden sich mit dem sanften Blütenduft, und nach dem Trinken blieb ein ganz zarter Nachgeschmack zurück, der angenehm und leicht süßlich war und mich entfernt an den Duft von blühendem Flieder erinnert hat.

Der Jasmintee geht nicht in die Bewertung ein, aber ein Indiz darf er für euch sein: Der Jasmintee ist 10 von 10 Punkten wert. Gekostet hat er vor Steuern 5,00 CAD – das sind gerade einmal 3,14 Euro, und wir haben es zu zweit nicht geschafft, die Kanne auszutrinken.

Die vegetarischen Frühlingsrollen

Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.

Wir hatten uns die vegetarischen Frühlingsrollen bestellt und sind in deutscher Unkenntnis davon ausgegangen, dass die uns als Vorspeise serviert werden würden. Da hatten wir aber die Rechnung ohne unsere Wirtin gemacht, denn wir waren schon halb fertig mit unseren Hauptgerichten, als die Rollen plötzlich auf dem Tisch auftauchten.

Wir bekamen vier Stück serviert (in der Karte stehen nur drei – da hat es jemand gut mit uns gemeint), die fein säuberlich in der Mitte durchgeschnitten waren, damit wir sie uns teilen konnten. (Während ich das hier schreibe, kommt mir allerdings in den Sinn, dass sich vier Rollen ja auch super einfach so durch zwei Personen teilen lassen würden. Hä? Wozu waren die durchgeschnitten?)

Jedenfalls präsentierten sich die Röllchen mit einer knusprig-goldenen Hülle, die beim ersten Biss sofort hörbar splitterte. Die spröde, angenehm dünne Teighülle war weder zu fettig noch zu trocken – genau so, wie es sein soll. Im Inneren zeigte sich ein lebendiger, farbenfroher Zutatenmix: knackige Weißkohlstreifen, ein Streifen Karotte und Frühlingszwiebel. Alles war so auf den Punkt ausgebacken, dass der Teig außen goldbraun war, aber das Gemüse innen nicht verkocht, sondern noch leicht bissfest war. Es war weder matschig noch überwürzt, sondern aromatisch und frisch – unterstützt durch einen Hauch von Sesamöl.

Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Die vegetarischen Frühlingsrollen (geteilt für 2 Personen) im Restaurant Heritage Asian Eatery.

In einer Schale schimmerte eine rote Soße. Die chinesische Küche arbeitet ja häufig mit Stärke, und entsprechend war auch diese Soße recht dickflüssig. Mein Hirn hatte hier irgendwie eine süße Chilisoße erwartet, deshalb war ich überrascht, dass sie kein bisschen scharf, sondern fruchtig und säuerlich war.

Der erste Eindruck war dabei eindeutig süß – es dürfte also ein relativ hoher Anteil an Zucker darin gewesen sein. Dann aber kickte die milde Säure von (Reis-?)Essig rein, der diese Süße perfekt ausbalancierte, bevor sie mir zu viel wurde. Ein Hauch Knoblauch und Ingwer mischten im Hintergrund des Geschmacksprofils ebenfalls mit.

Außerdem konnte ich ein paar fruchtige Akzente erahnen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob hier süße Paprikaschoten oder vielleicht sogar so etwas wie gelbe Pflaumen im Spiel waren. Bevor ich das nämlich herausbekommen konnte, hatte meine Frau die letzten Reste aus der Schale gewischt.

Die Soße war der perfekte Begleiter zu den knusprigen Frühlingsrollen. Es war nur zu wenig Soße – was wohl daran liegt, dass normalerweise eine Rolle weniger geliefert wird. Beschwere ich mich also? NEIN!

Die Rollen kosten 8,85 CAD vor Steuern, das sind gerade mal 5,55 Euro für einen perfekten Snack. Selbst wenn ich ganz ausführlich nach irgendwelchen negativen Seiten dieses Gerichts suche – ich finde einfach keine. Und das heißt: 10 von 10 Punkten.

Das Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.

Während ich in Deutschland nicht so wirklich darauf stehe, Schweinebauch zu essen (ich sehe ihn vor allem als den Geschmacksträger in meinem winterlichen Lieblingsgericht, dem norddeutschen Grünkohl mit Kasseler, Bregenwurst und eben Schweinebauch), werden mir auf TikTok laufend neue chinesische Zubereitungsarten dafür präsentiert. In meiner Region Deutschlands führt kein einziges chinesisches Restaurant Schweinebauchgerichte. Denn das ist quasi reines Fett, und welche:r Deutsche will schon reines Fett essen? Die wenden sich doch alle angeekelt ab und packen lieber ihr Nutella-Brot mit Butter aus.

Ja, Schweinebauch ist wirklich fast reines Fett, und weil ich mir selbst nicht so richtig über den Weg getraut habe, habe ich sicherheitshalber nicht nur den Honey roasted Char Siu Pork Belly bestellt, sondern – da hat jemand, der/die Karte gestaltet hat, mitgedacht – eine Kombination mit Salt Baked Chicken. Falls mir der Fettriegel nicht behagen würde, müsste ich auf diese Weise dennoch nicht darben.

Das Kombinationsgericht aus Schwein und Huhn kostete 19,75 CAD vor Steuern, das sind gerade einmal 12,39 Euro. Alle BBQ-Gerichte des Restaurants werden mit Gai Lan, mariniertem Ei und gedämpftem Jasminreis serviert.

Der Gai Lan

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Im Vordergrund: der Gai Lan.

Gai Lan wird auch chinesischer Brokkoli oder chinesischer Grünkohl genannt. Kein Wunder – alle Kohlsorten der Welt stammen von nur einer einzigen Kohlsorte ab (Brassica oleracea), und während europäischer Brokkoli (Brassica oleracea var. italica) und Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica) seit der Antike gezüchtet werden, ist Gai Lan (Brassica oleracea var. alboglabra) erst seit dem 7. Jahrhundert CE nachgewiesen.

In der kantonesischen Küche wird er meist gedämpft oder gebraten und als Beilage zu Fleischgerichten serviert. Wann immer ihr in chinesischen Restaurants ein Gericht wie »Rindfleisch mit Brokkoli« seht, sollte dort eigentlich Gai Lan verwendet werden – und wird es fast nie.

Ich habe Gai Lan vorher noch nie bewusst gegessen. Gelegentlich hatte ich ihn zwar schon im Asia-Markt meines Vertrauens gesehen, aber noch nie gekauft – das war also für mich ein erstes Mal. Und nun lag er also vor mir auf dem Teller. Die Pflanze hat dicke, tiefgrüne Blätter und kräftige Stiele. Ich nahm eines der großen Stücke mit den Chopsticks auf und schob es mir in den Mund.

Leider waren die Stücke wirklich riesig, und gerade weil die Stiele so kräftig sind, habe ich den Kohl einfach nicht in eins in den Mund bekommen. Mangels westlichen Bestecks wurde es dann etwas – sagen wir: unschön. Ich war froh, dass nur meine Frau zuschauen musste, weil ich mit dem Rücken zum Gastraum saß. Der Zuschnitt des Gemüses ist ein vermeidbarer Punktabzug.

Der Kohl war gedämpft und überraschend bissfest und ganz anders im Geschmack, als ich erwartet hatte. Ich verstehe jetzt, warum Gai Lan mal als chinesischer Brokkoli und mal als chinesischer Grünkohl bezeichnet wird.

Denn er liegt irgendwo dazwischen.

Sein Geschmack erinnert mich tatsächlich an Brokkoli, aber er ist erheblich kräftiger als die zart und mild schmeckenden europäischen Varianten, die ich so kenne. Gleichzeitig kommt aber auch die bittere Note des einfach nicht mehr aufzutreibenden, fantastischen Grünkohls aus meiner Kindheit durch, von den Sorten, die wirklich noch knackigen Frost abbekommen mussten, um ihre Bitterstoffe weitgehend zu verlieren. (Das, was man heute als Grünkohl bekommt, muss zwar keine Minusgrade auf dem Feld erleben, aber dafür ist ihm auch die geschmackliche Komplexität abhanden gekommen.)

Gai Lan gefällt mir – sowohl geschmacklich als auch vom Mundgefühl her. Dann werde ich beim nächsten Mal im Asia-Markt zuschlagen – dann aber kleinere Stücke zubereiten.

Der Gai Lan ist also lecker und bissfest, aber zu groß für unfallfreies Essen geschnitten: 8 von 10 Punkten.

Das marinierte Ei

Halbweiche, marinierte Eier werden in vielen asiatischen Ländern zu allen möglichen Gerichten gereicht. Mittlerweile werden sie, egal woher sie stammen oder wofür sie bestimmt sind, häufig einfach »Ramen-Ei« genannt.

Für mich ist es unmöglich zu sagen, was die Küche genau für die Marinade genutzt hat. Ich kann nur ein paar sinnvolle Vermutungen anstellen: Das Ei auf meinem Teller war leicht salzig und umami, aber auch bis zu einem gewissen Grad süß. Ihm fehlte außerdem die typische Maserung einer Tee-Ei-Marinade. Darum gehe ich davon aus, dass die Marinade einfach aus einer hellen Sojasoße (für das Salz), ein paar Spritzern dunkler Sojasoße (für die Farbe und die tiefe Umami-Note) und vor allem aus Mirin (für die Süße) bestanden hat. Vielleicht war auch ein bisschen Reisessig oder Shaoxing-Wein dabei.

Jedenfalls habe ich durch dieses halbe Ei richtig Bock darauf bekommen, selbst mal wieder Eier zu marinieren – das muss bestimmt 25 oder noch mehr Jahre her sein, dass ich das zuletzt gemacht habe.

Die einzige Klage, die ich habe: Ich hatte nur ein halbes Ei. Meine Frau hingegen fand in ihrem Gericht zwei Hälften. WHY?? 😭

10 von 10 Punkten für das marinierte Ei.

Der gedämpfte Jasminreis

Wenn wir zu Hause asiatische Gerichte kochen, nutzen wir meistens Basmati-Reis, seltener Jasmin. Den gibt es einfach in unserem Dorf nicht in der Qualität zu kaufen, die wir uns wünschen. Darum freue ich mich jedes Mal darauf, wenn ich Jasminreis auf dem Teller habe.

Und ja, mir ist vollkommen klar, dass Basmati-Reis in chinesischen Gerichten nichts zu suchen hat, sondern nur in der Küche des Subkontinents. Er ist viel körniger, nach dem Kochen trocken und locker, weshalb er die in Currys die oßen gut aufnehmen kann, er hat ein längeres und schmaleres Korn und schmeckt insgesamt nussig bis erdig.

Jasminreis ist völlig anders: Er ist im Aroma zart und duftig, blumig und süßlich. Nach dem Kochen ist seine Konsistenz klebrig, was für das Essen mit Stäbchen geradezu eine Notwendigkeit darstellt.

Der Reis, den ich bekam, lag in einer ansehnlichen Menge unter meinem Fleisch. Die süßliche Marinade des Schweinebauchs hatte an ein paar Stellen auf ihn abgefärbt und so auch ein kleines bisschen des süßlichen Geschmacks übertragen. Das machte den ohnehin schon großartigen Jasminreis für mich zu einem geradezu himmlischen Erlebnis – eine glatte 10 von 10 Punkten.

Der Char-Siu-Schweinebauch

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
In der Bildmitte: der marinierte Schweinebauch.

Ich kannte, das habe ich schon erwähnt, bisher noch kein einziges chinesisches Gericht mit Schweinebauch, darum habe ich mich im Nachgang des Abends genauer über diese Zubereitungsart informiert.

Char Siu ist ein traditionell kantonesisches Rezept, das wörtlich »mit Gabeln geröstet« bedeutet. Der Name geht wohl auf eine Methode zurück, bei der lange Fleischstreifen auf Spieße gezogen und dann entweder in einem Ofen oder über offenem Feuer gegrillt wurden.

Für Char Siu wird eigentlich der fettige und besonders saftige Schweinebauch, der hier auf meinem Teller lag, aber mittlerweile wird auch Schweinenacken bzw. Schweineschulter mit marmoriertem Fleisch genutzt oder sogar die magere Schweinelende.

Aber ich hatte hier das Original auf dem Teller: eine reine Fettschwarte.

Die äußeren Schichten des Fetts waren millimeterweit von einer tiefroten Marinade durchdrungen, in der der Schweinebauch stundenlang – und oft viel länger – zieht. Nach dem Marinieren wird es im Ofen gegart, und zwar anderthalb bis zwei Stunden bei etwa 160 Grad. Währenddessen wird es häufig mit der Marinade bepinselt. Zum Schluss wird das Fleisch dann mit der Grillfunktion (traditionell: direkt über offenem Feuer) nachgebräunt, um den charakteristischen Glanz und die angekohlten Ränder zu erzielen.

Zeit, das Ding zu probieren. Beinahe reines Fett, wenn auch mariniert.

Vorsichtig nahm ich eine der fetttriefenden Scheiben zwischen die Chopsticks und biss zögerlich hinein. Erstaunlicherweise war das Mundgefühl überhaupt nicht so, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte entweder mit einem zähen Stück Gummi gerechnet oder mit überhaupt keinem Widerstand. Aber es war genau dazwischen: Auch wenn der äußerste Rand stellenweise etwas angeknuspert war, musste ich beim Hineinbeißen an die Konsistenz eines Marshmallows denken.

Der Schweinebauch war sehr saftig und zerging fast auf der Zunge. Das Fett hat die Aromen besonders gut aufgenommen und unterstrich die Mundfülle. Die Kombination aus dem zartem Fett und der glasierten Oberfläche verschaffte dem Gericht ein volles, angenehmes Mundgefühl. Und die die Säfte flossen über meine Geschmacksknospen und trugen die Marinade mit sich.

Und diese Marinade… du liebe Güte.

Sie besteht aus einer Kombination verschiedener Zutaten, die ich recherchieren musste:

Hoisin- und Austernsauce bringen eine angenehme, vollmundige Umami-Note und Würze, die dem Bauchfleisch große Tiefe und einen runden Geschmack verleihen. Sojasoßen sorgen ebenfalls für herzhafte, würzige Nuancen.

Die Süße von Honig und braunem Zucker gleicht die salzigen Noten der Sojasoßen aus. Dadurch entsteht eine deutlich süß-salzige Grundnote, die typisch für Char Siu ist.

Die fünf typischen chinesischen Gewürze Sternanis, Nelken, Zimt, Fenchel und Szechuan-Pfeffer steuern eine komplexe, warme Würze bei: leichte Schärfe, blumige Zimtnoten, anisartige Frische und etwas Süße von Nelken und Fenchel. Dieses Gewürzprofil ist zwar zurückhaltend, aber sehr charakteristisch – es macht den Geschmack unverkennbar »chinesisch«.

Shaoxing-Wein bringt eine sehr milde, ausgeglichene Säure und eine leichte, aromatische alkoholische Note ein. Das hebt die Marinade ab und sorgt für Frische und Komplexität.

Für die Farbe sorgt traditionell rot fermentierter Reis, was aber heute meist durch eine Lebensmittelfarbe ersetzt wird – ist einfacher und preiswerter.

Durch den Honig und Zucker bildet sich beim Rösten im Ofen eine glänzende, leicht knusprige und intensiv karamellisierte Kruste. Diese Glasur ist vollmundig-süß, mit Röstaromen und einem Hauch von Bitterkeit durch die dunkle Karamellisierung.

Durch diese Marinade schmeckt Char-Siu-Schweinebauch süß, salzig, mild würzig, vollmundig und mit dezenter Tiefe und bekommt auch eine aromatische, glänzend-karamellisierte Kruste. Der Schweinebauch ist durchzogen von Umami, einem Hauch Gewürz-Exotik und bleibt herrlich saftig und zart. Die Kombination aus süßer Kruste, würzigem Aroma und schmelzendem Schweinebauch haben mich vollkommen vergessen lassen, was ich mir da gerade in den Mund gesteckt hatte.

Und so aß ich die gesamte Portion des Schweinebauchs auf. Allerdings muss ich gestehen, dass ich zwischen den Schweinebauchscheiben immer wieder Reis und Gai Lan in den Mund schob. Denn mit jedem Bissen, den ich vom Schweinebauch nahm, wurde es mir zunehmend zu viel vom Fett, und am Schluss war mir beinahe schlecht davon.

Obwohl die Marinade und Zubereitung so gut war, dass ich vergaß, was ich mir mit den Stäbchen in den Mund steckte, würde ich mir Schweinebauch Char Siu nicht noch einmal bestellen. Denn den nächsten Teil des Gerichts fand ich viel besser. Und darum gebe ich dem Schweinebauch 6 von 10 Punkten.

Das in Salz gebackene Hähnchen

Das Gericht Char Siu Pork Belly & Salt Baked Chicken im Restaurant Heritage Asian Eatery.
Rechts im Bild: das in Salz gebackene Hähnchen.

In Salzkruste gebackene Speisen kennen wir auch in Deutschland. Ganz besonders beliebt ist diese Methode für Fischgerichte, z. B. für Dorade, Forelle, Lachs oder Wolfsbarsch. Der Fisch wird dabei im Ganzen außen gewürzt, mit Kräutern gefüllt, dann in grobem Salz vollständig eingehüllt, das für die Stabilität oft mit Eiweiß gemischt wird, und im Ofen gebacken. Dadurch bleibt das Fleisch sehr saftig und nimmt ein feines Aroma an, ohne selbst salzig zu werden. Auch Salz-Krustenbraten kennt vielleicht der eine oder die andere von euch.

Genauso funktioniert das mit in Salz gebackenem Hähnchen. Es wird mit Gewürzen eingerieben und anschließend in einer Salzkruste gebacken. Das Salz bildet eine schützende Schicht und sorgt dafür, dass das Fleisch besonders zart, extrem saftig und aromatisch wird, da die Feuchtigkeit im Fleisch eingeschlossen wird und zusammen mit den Gewürzen zirkuliert wie in einem Römertopf. Nach dem Garen wird die Salzkruste aufgebrochen und entfernt und das Hähnchen serviert.

Auf meinem Jasminreis lag der obere Teil einer Keule, also glücklicherweise das beste Fleisch des Tieres. (Ich werde nie verstehen, warum in Deutschland alle die dröge Hühnerbrust für das beste Stück halten. Hühnerbrust ist nicht das beste Stück. Hühnerbrust ist langweilig.) Nach dem Backen war es in Stücke zerhackt worden, und zwar natürlich mitsamt den Knochen darin.

Nun dachte ich, dass es eine Herausforderung werden würde, diese Knochen ausschließlich mit den Stäbchen zu entfernen – doch ich irrte mich. Problemlos ließen sie sich aus dem Fleisch herausziehen, ähnlich wie wir das von Spare Ribs kennen. Und ja, ich schaffte das mit den Stäbchen, ohne auch nur ein einziges Mal meine Finger zu Hilfe nehmen zu müssen.

Das Fleisch selbst ließ sich natürlich problemlos vom Teller in den Mund befördern. Die Haut des Huhns war knusprig und lecker; ich habe bewusst auf die Salzigkeit geachtet, aber nichts Außergewöhnliches bemerkt. Hatte die Haut überhaupt unmittelbaren Kontakt zum Salz gehabt, oder war vielleicht eine Schicht Backpapier dazwischen gewesen? Das kann eigentlich nicht sein – denn dann wäre sie nicht so kross gewesen, sondern durch die Dämpfe aufgeweicht. War sie zunächst entfernt, separat gegart und später wieder appliziert worden? Nein, dazu saß sie zu fest am Fleisch. Wie auch immer die Küche das gemacht hatte: Chapeau.

In den Säften des Fleisches schmeckte ich Ingwer und einen Hauch Knoblauch heraus, aber das war längst nicht alles, was da in Hinblick auf Aroma passierte. Ich kann es nur einfach nicht benennen – zu subtil waren die einzelnen Komponenten, zu verbunden waren sie als Ganzes, zu unwissend bin ich, was die Aromatik dieser Küche angeht.

Nur so viel:

Es war fabelhaft. 11 von 10 Punkten für dieses Huhn.

Die Ingwer-Frühlingszwiebel-Soße

Zum Huhn gehörte ein Dip, der in einer kleinen Schale mitgeliefert wurde. Er bestand aus sehr fein gehackten Frühlingszwiebeln und frischem, geriebenem Ingwer und einem kleinen bisschen Salz, vielleicht auch einem Hauch von weißem Pfeffer. Zwiebeln und Ingwer traten so deutlich hervor und die Gewürze so weit in den Hintergrund, dass diese Mischung wohl mit heißem Erdnussöl übergossen worden ist – ein echt cooler Trick, um die Aromen der Hauptzutaten zu intensivieren und die von Gewürzen zu minimieren, ohne sie ganz zu zerstören.

Fantastischer Dip: 10 von 10 Punkten.

Fazit

Ich wollte unbedingt Schweinebauch ausprobieren, musste feststellen, dass er in dieser Form – obwohl lecker – für mich persönlich nicht das Richtige ist. Aber das hatte ich ja bereits bei der Bestellung antizipiert und daher gleich die Kombi mit dem Huhn genommen.

Dem Gesamtgericht mit Schweinebauch und Huhn gebe ich 8 von 10 Punkten.

Damit wir uns hier klar verstehen: Ich möchte eine absolut uneingeschränkte Empfehlung für diese Küche geben. Nehmt nur einfach keinen Schweinebauch, wenn ihr nicht sicher seid, ob ihr ihn mögt.

Ach ja, und nehmt Jacken und Fäustlinge mit. Auch im Sommer. 🥶

Fully Loaded Burger im Central Restaurant Vancouver Bentall

Vancouver ist für mich eine der schönsten Städte der Welt, und weil ich in der Gegend Verwandte habe, bin ich alle paar Jahre dort. Auch gerade wieder, im August 2025.

Natürlich muss ich auch hier ein paar Restaurants unsicher machen. Heute traf es das Central Restaurant Vancouver Bentall in der Burrard Street.

Das Ambiente

Ein Blick in den Gastbereich im Central Restaurant Vancouver Bentall
Ein Blick in den Gastbereich im Central Restaurant Vancouver Bentall

Das Central Restaurant befindet sich im Erdgeschoss eines Bürogebäudekomplexes und ist reichlich hip. Hohe Decken, die nicht abgehängt sind, sondern den Blick auf Rohre und Leitungen freigeben, die direkt an der brandgeschützten Stahl- und Betonkonstruktion hängen.

Ebenfalls von der Decke baumeln ein knappes Dutzend lautloser Monitore, die – in meinem heutigen Fall – ein Football-Spiel übertrugen. Statt des Sportkommentars lief ziemlich laute Musik; so laut, dass ein vernünftiges Gespräch nicht möglich ist, ohne dass der Nachbartisch alles mitbekommt. Krach beim Essen muss man schon mögen. Ich mag ihn eher nicht, wenn ich essen gehe. Denn ich möchte mich gern unterhalten können.

Naja.

Im vorderen Bereich des Restaurants befindet sich eine ziemlich große Bar-Insel, an der die Getränke gezapft und gemixt werden, im hinteren Bereich die offene Küche. Die Deko ist faszinierend: Bis unter die Decke stapeln sich hier Lautsprecherboxen in überdimensionierten Regalen.

Ein Blick auf die offene Küche im Central Restaurant Vancouver Bentall
Ein Blick auf die offene Küche im Central Restaurant Vancouver Bentall

Wenn man mal vom allgemeinen Lärm absieht, ist die Atmosphäre trotz des Industrial-Charmes warm und einladend: Die Wände sind aus Backstein, die Tische aus Holz, die bequemen Bänke mit recht hochwertigem Kunstleder in angenehmen Farben bezogen. Wenn gerade mal nicht die natürliche Helligkeit des Tages durch die riesigen Fenster fallen sollte, sind strategisch gut platzierte Deckenlampen zur Stelle, um die Tische mit warmem Licht zu versorgen.

Der Service

Der unscheinbare Eingangsbereich des Central Restaurant Vancouver Bentall
Der unscheinbare Eingangsbereich des Central Restaurant Vancouver Bentall

Wenn man an den unscheinbaren Eingang des Central Restaurant Vancouver Bentall tritt, wird man von der ersten Servicekraft in Empfang genommen. In meinem Fall war das eine junge Dame, die meine Reservierung für drei Personen geprüft und uns dann an eine Kollegin weitergegeben hat, die uns dann zu unserem Platz führte: draußen. Da saßen wir keine zwei Minuten über unseren Speisekarten, bevor es uns trotz 22 °C zu kalt wurde – denn der Wind pfiff die Burrard Street erstaunlich eisig herunter. Das war aber kein Problem für das Team: Innerhalb weniger Minuten bekamen wir drinnen einen schönen Tisch direkt am Fenster zugewiesen, wo wir von Evan empfangen wurden. Evan war unsere freundliche Bedienung an diesem Abend.

Er tauchte sofort auf, nachdem wir unsere neuen Plätze bezogen hatten, stellte sich mit Namen vor und ließ uns dann Zeit, uns mit der Speisekarte auseinanderzusetzen.

Wir bestellten zunächst unsere Getränke, und kaum standen die vor uns, nahm er auch schon unsere Speisewünsche entgegen. Direkt danach fragte er, ob irgendwer von uns eine Lebensmittelallergie habe. Wir sind glücklicherweise alle drei nicht von Allergien betroffen. Aber allein die Frage zu stellen, finde ich echt wichtig. In Deutschland habe ich das noch nie erlebt. Dafür hat mich Evan nicht danach gefragt, wie ich mein Burgerpatty haben wollte – wenn mit frischem Fleisch gearbeitet wird, nicht mit TK-Ware, ist das eigentlich üblich. Bevor mir das aber aufgefallen ist, war Evan schon zehn Minuten verschwunden. Da habe ich mich ein wenig über mich selbst geärgert, denn normalerweise will ich mein Fleisch eher in Richtung medium rare haben.

Die Bestellung

Die Speisekarte des Central Restaurants ist nicht unbedingt riesig, was eigentlich dabei hilft, sich schnell entscheiden zu können. Allerdings sah irgendwie alles ausgesprochen einladend aus. Schlussendlich habe ich mich dann aber doch – wie könnte es auch anders sein? – für einen Klassiker der nordamerikanischen Küche entschieden: einen Burger. Genauer: für den Fully Loaded Burger mit einem Patty aus Angus-Beef, doppelt geräuchertem Bacon und gereiftem weißen Cheddar. Außerdem versprach die Karte, dass Salat, Tomate, Gurken, sautierte Pilze, Röstzwiebeln und hausgemachte Soße auf dem gerösteten Kartoffel-Bun zu finden sein würden.

Der Burger kommt mit sogenannten Shoestring Fries oder Salat (ich nahm die Pommes). Dazu bestellte ich mir mit dem Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale ein lokales Bier.

Als Evan dann nach überraschend kurzer Wartezeit unsere Speisen an den Tisch brachte, stand vor mir eine Art Emaille-Tablett mit erhöhtem Rand. Darauf stand eine Emaille-Schüssel mit den Pommes und eine kleine Blechschale mit Ketchup. Völlig unspektakulär lag auch der Burger einfach so auf der emaillierten Unterlage. Das war schon ein gewöhnungsbedürftiger Anblick und gab mir gänzlich unerwartet und komplett überflüssig einmal mehr diese unangenehmen »Wer einmal aus dem Blechnapf frisst«-Vibes. Sind Porzellanteller in diesen Hipster-Lounge-Bistro-Restaurants echt dermaßen aus der Mode gekommen? Oder bin ich einfach nur so unglaublich altmodisch?

Die Shoestring Fries

Shoestring Fries in einer Emaille-Schale im Central Restaurant Vancouver Bentall
Shoestring Fries in einer Emaille-Schale im Central Restaurant Vancouver Bentall

Beginnen wir mit der Beilage. Die Shoestring Fries entpuppten sich einfach als besonders dünne und lange Pommes – »Schnürsenkel-Fritten« passt also ziemlich gut als Name. Was zunächst nach einer recht überschaubaren Pommes-Portion ausgesehen hatte, war dann doch eine ziemlich mächtige Menge.

Denn diese Pommes waren nicht knusprig und hart wie meistens bei uns, sondern weich und biegsam. In der Küche hatte man darum eine ansehnliche Menge der Kartoffelstäbchen kompakt in die Emaille-Schüssel pressen und das volle Volumen der Schüssel ausnutzen können.

Aber Moment mal – nicht knusprig? Weich und biegsam? Pommes? Ja, aber diese Fritten waren dennoch keinesfalls labberig oder wabbelig – irgendwie besaßen diese Shoestring Fries auf überraschende, ungewohnte Weise die perfekte Konsistenz. Wie auch immer die das in der Küche hinbekommen haben, diese Fritten fühlten sich irgendwie … richtig an.

Außerdem waren sie perfekt gesalzen – nicht zu viel, nicht zu wenig. Der Kartoffelgeschmack war deutlich vorn, das Fett der Fritteuse kaum zu erahnen. Super lecker, für mich waren das die besten Pommes seit Langem. Die bekommen eine glatte 1 von mir. Auf den mitgelieferten Ketchup habe ich fast komplett verzichtet, denn der war überaus gewöhnlich.

Der Fully Loaded Burger

Fully Loaded Burger im Central Restaurant Vancouver Bentall
Fully Loaded Burger im Central Restaurant Vancouver Bentall

Der Fully Loaded Burger mit seinem Markenschutz-Patty wurde von einem kleinen Piekser zusammengehalten, und das war auch nötig, denn er war wirklich voll beladen. Überall quollen Bestandteile hervor, und ich entschied mich, das Ding mit Messer und Gabel zu essen.

Ganz unten auf der unteren Hälfte des Kartoffelbrötchens befand sich die hausgemachte Soße, darüber in feine Streifen geschnittener Salat, darauf etliche Scheiben eingelegter Gurken, dann mindestens zwei dünne Tomatenscheiben, darauf lag der Patty. Auf dem Patty war der weiße Cheddar geschmolzen, dessen Klebekraft die sautierten Pilze und Röstzwiebeln an Ort und Stelle hielt. Schließlich kringelte sich noch der Bacon ganz oben drauf, bevor die obere Hälfte des Buns das Ganze abschloss.

Ich beginne mal mit den langweiligsten Dingen: dem Käse und den Pilzen.

Der gereifte weiße Cheddar

Vor einiger Zeit habe ich mal einen Smashed-Burger in einem Gourmet-Burgerlokal gegessen, auf dem dicke, handgeschnittene Scheiben weißen Cheddars, Birnen und Preiselbeeren zum Einsatz gekommen waren. Insofern konnte ich ungefähr einschätzen, was für ein Käse mich erwarten würde. Und ich habe mich darauf wirklich gefreut.

Gereifter weißer Cheddar stammt vorwiegend aus Südwestengland, insbesondere aus den Grafschaften Somerset, Devon, Dorset und Cornwall. Auch in Irland werden White Cheddars gereift. Diese Spezialität bietet eine ausgeprägte aromatische Tiefe mit würzigen, leicht süßlichen und nussigen Noten sowie einer festen, cremig-bröseligen Textur – ein intensives, komplexes Käseerlebnis, das mit zunehmender Reife an Charakter gewinnt.

Gereifter Cheddar schmilzt dank seiner bröseligen Struktur extrem schlecht und bleibt ziemlich bissfest. Dünne Scheiben herzustellen, ist kaum möglich, weil der Käse dir einfach beim Schneiden wegbröselt. Darum wird Cheddar dieser Art außer bei Gourmet-Varianten (damals hatte ich ziemlich dicke, handgeschnittene Stücke unter dem Patty) nicht für Burger genutzt – er erfüllt einfach nicht die Kriterien dessen, was ein:e Konsument:in von einem Burgerkäse erwartet.

Als der Burger eintraf und ich nur ein dünn geschnittenes, geschmolzenes Quadrat des Käses auf dem Patty entdecken konnte, war ich ziemlich skeptisch, was den »aged white cheddar« betraf. Und ich sollte Recht behalten.

Die farblose Käsescheibe auf dem Patty schmolz nämlich während des Essens immer weiter und wurde schließlich beinahe flüssig und transluzent. Geschmacklich konnte ich absolut gar nichts von der eigentlichen aromatischen Tiefe der englischen Käsespezialität finden.

Das, was in diesem Burger verwendet wurde, war also auch bloß ein industriell gefertigter, milder und hochschmelzender Plastikkäse. Nur halt ohne den orangegelben Farbstoff, der in normalem Burgerplastikkäse benutzt wird.

In Kanada und den USA gibt es etliche Hersteller derartiger Produkte: Black Diamond, Chef Nutri, Kraft Heinz, Lactalis Food Service, Saputo, Sargento, Tillamook – alle bieten sie »aged white cheddar« an. Keiner davon entspricht dem bröseligen, kräftigen Cheddar-Profil britischer oder irischer Herkunft, sondern alle sind industriell auf das Schmelzverhalten für Burger und Sandwiches optimiert. Das Etikett »aged white cheddar« ist dabei bloß ein Marketingbegriff, unter dem ein kurz gereifter, pasteurisierter, sehr schmelzfreudiger Käse für den typischen Burger-Genuss vermarktet wird – mit transluzenter, homogener Schmelzdynamik und nichts, was ein Käseliebhaber als »lecker« bezeichnen würde.

Alles in allem: Die Karte verspricht mit der Bezeichnung »aged white cheddar« viel und liefert nichts. Das war schon sehr enttäuschend.

Allerdings war das farbarme Plastikkäsequadrat strategisch so auf dem Burger platziert, dass ich überzeugt bin, dass es eine ganz andere Funktion hatte, als für Geschmack zu sorgen. Nämlich als »Klebstoff« für die auf ihm liegenden Bestandteile des Burgers. Er hielt die Röstzwiebeln und Pilze an Ort und Stelle, die sonst garantiert überall, aber nicht auf dem Patty geblieben wären. Insofern: meinetwegen.

Apropos Pilze.

Die sautierten Pilze

Die sautierten Pilze – Champignons, wenn ich mich nicht irre – waren eine einzige Enttäuschung. Die Geschmacksrichtung von Pilzen ist bekanntlich umami. Die Geschmacksrichtung von denen auf dem Burger hingegen war nichtssagend.

Kein Wunder: Die Pilze waren superfein gehobelt, und beim Sautieren – also unter Schwenken auf hoher Hitze in Fett kurz und scharf anbraten – verliert derartiges Pilz-Carpaccio sofort seine Feuchtigkeit und quasi alles Aroma. Das Ergebnis ist geschmacklich fad und vom Mundgefühl her weich und matschig. All das also, was man nicht auf seinem Teller haben will.

Tipp: Wenn du Pilze sautieren möchtest, schneide sie in Stücke (nicht in Scheiben), die ungefähr so groß sind wie ein halber Daumen. So behalten sie ihre Struktur, verlieren kaum Wasser und entwickeln beim Kurzbraten auf hoher Hitze Röstaromen, statt matschig zu werden. Sehr dünn gehobelte Champignons hingegen kannst du entweder als Rohkost in deinen Salat geben oder – auch sehr geil – in einer frischen Zitronen-Vinaigrette oder einer leichten Kräutermarinade marinieren.

Soviel zu den Enttäuschungen. Glücklicherweise war der Rest des Burgers hervorragend.

Die hausgemachte Soße

Ja, sie stand auf der Karte. Ich habe sie allerdings weder gesehen noch irgendwie anders wahrgenommen. 🤷🏼‍♂️ Erst später fiel meiner Frau auf, dass mein Atem leicht nach Knoblauch roch – irgendwas muss insofern auf dem Burger gewesen sein. Aktiv aufgefallen ist mir die Soße also beim besten Willen nicht, ob nun mit oder ohne Knoblauch.

Klingt eigentlich wie ein vernichtendes Urteil über die Soße, oder? Aber ist es jetzt tatsächlich ein schlechtes Zeichen, wenn sich die Burgersoße nicht im Vordergrund präsentiert? Nein! Im Gegenteil! Denn wenn eine Burgersoße so prominent ist, dass du sie direkt schmeckst, kann der Rest des Produkts einfach nichts Besonderes sein. (Looking at you, Big Mac.) Bei der Soße des Fully Loaded Burgers hingegen wäre sie mir vermutlich nur dann aufgefallen, wenn sie gefehlt hätte. Aber sie hat genau das getan, was sie sollte: Sie hat den Burger komplettiert und abgerundet.

Das Toasted Potato Roll

Hätte auf der Karte nicht extra »geröstetes Kartoffelbrötchen« gestanden, wäre mir nicht aufgefallen, dass es sich nicht um ein Standard-Brioche gehandelt hätte. Es war vielleicht etwas fester und etwas weniger fluffig als ein solches, aber visuell und geschmacklich empfand ich es als schwierig, es von einem anderen qualitativ hochwertigen Burger-Bun zu unterscheiden. Aber: Im nächsten Abschnitt komme ich noch einmal darauf zurück, was mir sehr gut an diesem speziellen Brötchen gefallen hat.

Das Zeugs aus dem Gemüsegarten

Der frische Salat, der ganz zuunterst auf dem Bun lag, war bereits in kleine Streifen geschnitten. Die eigentliche Funktion des Salatblatts ist ja nicht, lecker und gesund zu sein, sondern ein Durchweichen des unteren Buns mit den Flüssigkeiten der darauf liegenden Zutaten zu verhindern.

So ein ganzes Salatblatt hat aber einen entscheidenden Nachteil: Alles, was auf diesem Blatt liegt, tendiert dazu, hin- und herzurutschen, womit dann über kurz oder lang alles wegflutscht und am Ende nichts mehr zwischen den Brötchenhälften liegt. Die kleinen Salatfetzen sorgten dafür, dass dieser Nachteil aufgehoben wurde.

Allerdings litt die eigentliche Salat-Funktion als Flüssigkeitsbremse erheblich darunter. Sowohl der Saft der Tomate als auch der des Fleisches sickerte also ungehindert durch. Ein normales Brioche-Bun hätte gegen Ende des Mahls eigentlich in Auflösung begriffen sein müssen. Dieses hier aber war es nicht. Zwar war die untere Hälfte des Potato Rolls bei den letzten Bissen ziemlich mit allerlei Säften gesättigt, aber es blieb absolut formstabil. Und das fand ich schon echt bemerkenswert. Top Bun!

Die Tomate bestand aus einigen dünnen Scheibchen, die mir beinahe gar nicht aufgefallen wären. Normalerweise finde ich die Tomatenscheiben auf Burgern ja zu dick geschnitten. Das ist zwar gut gemeint (»Hey, unser Junkfood liefert dir gesunde Vitamine!«), aber diese Scheiben sondern halt unter der Wärme des Pattys auch ziemlich schnell ihren ganzen Saft ab, der dann von den Seiten des Burgers heruntertrieft und eine riesige Sauerei veranstaltet. Das war hier mangels Masse nicht der Fall, und die Säfte der Tomate wanderten durch den Salat direkt in die Potato Roll, wo sie einfach aufgesogen wurden. Was den Geschmack angeht – ich habe eines der Tomatenscheibchen solo probiert –, kamen mir selbst die berüchtigten Hollandtomaten der 1980er Jahre in meiner Erinnerung intensiver vor.

Zwischenfazit zum frischen Gemüse

Grundsätzlich habe ich den Eindruck gehabt, dass das frische Gemüse – Salat und Tomate – nur der Vollständigkeit halber auf dem Burger zu finden war. Aber ich glaube, das gilt für jeden Burger – schmecken tut man das Zeug eh nie so recht.

Die Pickles

Irgendwo in den unteren Bereichen des Fully Loaded Burgers steckten auch die Pickles, also die eingelegten Gurken. Ich bin ein riesiger Liebhaber eingelegter Gurken, besonders (natürlich!) der Spreewaldgurken. Auch im eigenen Garten gibt es jedes Jahr Gurken, die ich selbst in meinem eigenen Spezialsud einlege.

Es gab ziemlich viele in recht dicke Scheiben geschnittene Pickles. Viele Pickles auf Burgern finde ich gut – allerdings nur dann, wenn sie auch schmecken. Vorsichtig zog ich also eine heraus und probierte sie solo.

Oh wow.

Was für geniale Gurken! Süß, sauer, würzig, fruchtig, ein winziger Hauch von Bitterem, dann plötzlich wieder Süße und Säure, alles begleitet von harmonischen Anteilen von Salz und Gewürzen – all das knallte mir in Sekundenbruchteilen durch meine Synapsen.

Diese Pickles: für mich Glückseligkeit pur.

Ich kann es nicht anders sagen: Noch nie habe ich eine bessere Burgergurke gehabt. Das war also die beste Burgergurke der Welt. Ob die mir im Central Restaurant wohl verraten, wo sie diese Gurken herbekommen, wenn ich ganz, ganz lieb frage?

Der Certified Angus Beef®-Patty

Etwas irritiert hat mich der Patty, der in der Karte mit einem eingetragenen Markenzeichen versehen ist: »certified angus beef®«. Zertifiziertes Angus-Beef mit Markenschutz? Das musste ich zunächst einmal genauer recherchieren.

WTH ist Certified Angus Beef mit Registered Trademark?

Es stellte sich heraus, dass »Certified Angus Beef« mit dem ®-Markenzeichen ein besonders hochwertiges Rindfleisch aus den USA ist. Die Marke ist von der American Angus Association entwickelt worden. Das Fleisch, das dieses Label tragen darf, muss strenge Qualitätskriterien erfüllen, die weit über den üblichen Standards liegen.

Entscheidend sind dabei Merkmale wie Marmorierung, Zartheit, Saftigkeit, Geschmack und die optische Qualität; diese werden im Schlachthof von speziell geschulten Prüfer:innen bewertet, nachdem das Fleisch zerlegt wurde. Weniger als ein Drittel der für das Programm geeigneten Rinder bestehen tatsächlich alle Anforderungen, sodass das Fleisch meist in den oberen Qualitätsklassen der USA – wie »Prime« oder »Choice« – angesiedelt ist.

Durch den Markenschutz dürfen nur autorisierte Partner:innen, die die hohen Qualitätsvorgaben erfüllen und eine Lizenzvereinbarung abgeschlossen haben, dieses Siegel verwenden. Das sichert zum einen die gleichbleibend hohe Qualität für die Konsument:innen und verhindert zum anderen, dass mit solchen Begriffen beliebig geworben wird. Als Restaurantbesucher:in kannst du also davon ausgehen, dass ein Burger mit »Certified Angus Beef®« nachweislich besonders hochwertiges, zartes und aromatisches Rindfleisch enthält, das über die Standards von gewöhnlichem Rindfleisch hinausgeht und nicht bloß ein werbewirksames Etikett trägt.

Hält der Patty das Versprechen?

Kurz gesagt: Ja.

Der Patty kam in einer Smashed-Variante. Der geschmackliche Vorteil eines Smashed Burgers liegt vor allem in der intensiven, karamellisierten Kruste mit vielen Röstaromen. Die entsteht, weil das frische, rohe Hackfleisch als Ball auf die sehr heiße Oberfläche der Grillplatte gelegt und dann mit einer Burgerpresse flachgedrückt wird. Die Außenseite des Pattys wird dadurch besonders knusprig, während das Innere seine Saftigkeit und lockere Struktur behält.

Das Geschmackserlebnis eines Smashed Burgers ist also eine Kombination aus krosser Kruste und saftigem Fleischkern, und gerade dieses Zusammenspiel hebt ihn deutlich von klassischen Burger-Pattys ab und macht ihn für viele zu einem besonderen Genuss. Auch für mich.

Als der Burger vor mir stand, habe ich vorsichtig nachgeschaut, welche Garstufe er hat. Natürlich: komplett durchgebraten. Ich hatte ja keine Chance gehabt, meinen Wunsch nach medium rare zu äußern. Ärgerlich.

Oder?

Nein. Das Fleisch in diesem Fully Loaded Burger im Central Restaurant Vancouver Bentall war vorzüglich. Mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht sagen: wirklich vorzüglich.

Offenbar wirkt sich das Markenschutz-Zertifikat tatsächlich dramatisch auf die Qualität des Fleisches aus. Ich habe ja schon oft Smashed-Burger gegessen, aber noch keinen, der so lecker war. Saftig innen, kross außen, intensiver Fleischgeschmack – und das, obwohl der Patty komplett durchgebraten war! Phänomenal. PHÄ-NO-ME-NAL!

Der Patty alleine war eine 1+ mit Marienkäfer und Sternchen.

Die Röstzwiebeln

Auf dem Patty zerlief der oben besprochene Käse, auf dessen einer Hälfte die ebenfalls oben besprochenen Pilze keinerlei Wirkung entfalteten. Auf der anderen Hälfte des Plastikcheddars hafteten überraschend wenige, aber sehr knusprige Röstzwiebeln.

Um genau zu sein, handelte es sich mehr um kleine Brösel von Röstzwiebeln, so, als wären sie aus Zwiebelwürfeln hergestellt worden statt aus den einzelnen Schichten eines Zwiebelhalbmonds. Sie verbreiteten ein intensives Aroma und verliehen dem Burger einen kräftigen Crunch.

Ich bin ein großer Freund von guten Röstzwiebeln, und diese hier waren zweifellos hervorragend. Normalerweise hätte ich gerne etwas mehr davon gehabt. Aber ich muss zugeben, dass diese kleine Menge der Zwiebelchen tatsächlich optimal für den Fully Loaded Burger war.

Denn sogar mit so wenig Masse haben sie die Komplexität des Geschmacksprofils noch einmal ordentlich nach oben geschraubt und das ganze Gericht auf eine neue Ebene geholt. Noch mehr davon hätte möglicherweise die Balance der Aromen gestört.

Der Bacon

Hatte ich oben dem Smashed-Patty nicht schon eine 1+ mit Marienkäfer und Sternchen gegeben? Das bringt mich jetzt etwas in Bedrängnis, denn als krönender Abschluss kam auch noch salzig, rauchig und herzhaft: der Bacon.

Die gebratenen Speckscheiben kringelten sich in einer üppig bemessenen Portion zuoberst direkt unter der oberen Hälfte des Brötchens.

Glücklicherweise war er nicht kross und hart gebraten, sondern so zart, dass seine Säfte noch austreten und ihre magische Wirkung auf meine Geschmacksknospen entfalten konnten.

»Alles schmeckt besser mit Bacon.« Ja, das stimmte hier besonders.

Zwischenfazit zum Burger:

Ich bin mir ehrlich unsicher, ob die Gurken, der Patty oder nicht vielleicht der Bacon der Höhepunkt des Fully Loaded Burgers war. Wenn ich mir das Zusammenspiel aller Komponenten ansehe, muss ich sagen, dass das schon ziemlich nah dran am perfekten Burger war.

Darum würde ich ihm eigentlich gerne eine glatte 1 geben.

Doch wegen der unredlichen Behauptung eines Aged White Cheddars, der sich dann aber bloß als farblose Industrieschmelzkplastikscheiblette entpuppte, bin ich offen gestanden ein wenig beleidigt. Und auch die sautierten Pilze empfinde ich als vertane Chance.

Darum landet der Burger bei einer guten 2+.

Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale

Ein 14 Oz.-Glas (ca. 400 ml) Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale
Ein 14 Oz.-Glas (ca. 400 ml) Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale

Ich hatte Evan nach einem lokalen Bier gefragt, und ohne auch nur im Geringsten zu zögern, hat er sofort auf das Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale gezeigt.

Wheat Ale ist – haltet euch fest – nichts anderes als Weißbier. In Nordamerika, wo bereits gelblich gefärbtes Wasser als Bier durchgeht, wurde es vorwiegend von Craft-Brauereien populär gemacht. Allerdings handelt es sich um eine moderne Interpretation des deutschen Stils und sie hat wenig mit unserem traditionellen Weißbier zu tun. Der entscheidende Unterschied zwischen Nordamerika und Deutschland liegt in der Verwendung einer anderen Hefe.

Im Gegensatz zum deutschen Weizenbier fehlen die typischen Bananen- und Nelkenaromen. Stattdessen hat Wheat Ale ein reineres, mildes Malzaroma und kann je nach Hopfung zitrusartige oder blumige Noten aufweisen. Wheat Ales dienen häufig als Basis für Fruchtbiere, wie in diesem Fall das Peach Wheat Ale.

Gebraut wird dieses Peach Wheat Ale in einer Brauerei im Stanley Park, einer Vancouver vorgelagerten Halbinsel, die den größten Park der Stadt mit Stränden, Spazierwegen, dem Vancouver Aquarium und einer malerischen Ufermauer beherbergt.

Das Bier kommt in einem unspektakulären Wasserglas, das 14 Unzen fasst. Unzen? Ja, Kanada macht dieses komische britische Mischmasch mit, das einige der völlig aus der Zeit gefallenen, komplett unbrauchbaren und nicht miteinander verrechenbaren imperialen Einheiten mit dem absolut logischen, durchdachten metrischen System vermischt.

Es ist total verrückt: Draußen sind 25 Grad Celsius, aber die Tiefkühlpizza wird bei 375 Grad Fahrenheit gebacken. Das Auto fährt mit 80 km/h, aber das Ziel ist zwei Meilen die Straße runter entfernt. Ich wiege 83 Kilo, aber in den Kuchen müssen zwei Tassen Mehl, eine Tasse Zucker, eine Tasse Butter und eine halbe Tasse Milch. In der Wasserflasche aus dem Supermarkt sind 1,5 Liter, aber das Wasserglas fasst 14 Unzen.

Ach ja, da sind wir wieder: 14 Unzen sind etwas mehr als 410 Milliliter. Und weil wir gerade bei »britisch« sind – das Bier, das mir im Central Restaurant auf den Tisch gestellt wird, hat keine Schaumkrone. Denn man will ja nicht für Schaum bezahlen, sondern für Bier.

Mein unfiltriertes, naturtrübes Pfirsichweißbier aus dem Stanley Park duftet intensiv nach der Frucht und schmeckt auch so. Die leichten 4,8 Volumenprozent spüre ich beim Trinken kaum. Außerdem ist das Bier kein bisschen herb. Später las ich auf der Website der Brauerei, dass es auch nur 16 über Bittereinheiten (International Bitterness Units oder IBU) verfügt. Das ist zwar mehr, als typische deutsche Weißbiere besitzen, die sich mit wenigen Ausnahmen zwischen 9 und 12 IBU bewegen. Aber es ist noch immer weit entfernt vom Pilsner. Krombacher hat als mildestes aller Fernsehwerbungsbiere 24 IBU, Bitburger 33, und das herbe Jever bringt sogar 40 IBU auf die Waage, wo es sich mit dem Pils überhaupt messen darf: mit Pilsner Urquell. Das hat ebenfalls 40 IBU.

Eine Ausnahme bei der Bitterkeit bildet übrigens Beck’s – denn das hat, obwohl es ein Pils zu sein vorgibt, einen IBU-Wert von gerade einmal 12 und stößt damit gefährlich nahe in die Regionen des gelblichen Wassers aus Nordamerika vor (Coors Light und Miller Lite haben lediglich 10 IBU, und das berüchtigte Bud Light unterschreitet mit seinen lächerlichen 7 IBU die Bitterkeit simpler Kräutertees).

Aber zurück zum Stanley-Park-Bier: Im Mittelpunkt des Geschmacksprofils dieses Wheat Ales stehen süß-fruchtige Aromen von reifem Pfirsich. Beim Brauen wird Citra-Hopfen eingesetzt, wie ich der Website entnehmen konnte. Das ist ein moderner Aromahopfen aus den USA, der ein ausgeprägtes Aroma von Zitrus- und tropischen Früchten mitbringt. Ich kannte ihn bisher nur von IPAs, also India Pale Ales, wo er für die zitronige Note sorgt.

Das Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale wurde übrigens mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem ersten Platz bei den BC Beer Awards 2015, Gold bei den World Beer Championships 2015 und Gold in der Kategorie Fruit Wheat Beer bei der Los Angeles International Beer Competition 2017 sowie weiteren Preisen.

Aber von Preisen lasse ich mich nicht beeindrucken – das Getränk muss mich schon selbst überzeugen. Den Hype um Craftbiere kann ich nicht unbedingt immer nachvollziehen, und insbesondere bei Weißbier bin ich ziemlich eigen. Das darf gern schön traditionell bleiben.

Das Stanley Park Sunsetter Peach Wheat Ale hat mir gut geschmeckt, ist aber offen gesagt nichts Besonderes. Mit einer Schulnote 3 ist es gut bedient.

Das Fazit

Die Shoestring Fries haben mich voll und ganz überzeugt, der Fully Loaded Burger mit den genannten Einschränkungen bei Käse und Pilzen auch. Das Bier habe ich nur der Vollständigkeit halber aufgeführt und ist nicht Teil dieser Wertung.

Insgesamt kann ich das gesamte Gericht mit bestem Gewissen mit einer knappen 1 auf der Schulnotenskala bewerten. Das ist schon ein echt hohes Niveau, an dem ich hier herummäkele.

Und wie sieht es aus mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis? Aktuell, im August 2025, ist der Wechselkurs zwischen kanadischem Dollar und Euro ausgesprochen günstig.

Die Preisangaben auf den Karten sind – das ist hier üblich – Nettopreise. Da werden dann am Ende noch 5 % GST (eine Bundessteuer namens Goods and Services Tax) und in British Columbia 7 % PST (Provincial Sales Tax) aufgeschlagen. Bei alkoholischen Getränken wie meinem Bier werden sogar 10 % PST fällig.

Mein Fully Loaded Burger kostete netto 23,75 CAD und inklusive der insgesamt 12 % Steuern 26,60 CAD. Das entspricht überraschend günstigen 16,67 Euro. In Deutschland müsste man allein schon wegen der Lage und der Trendigkeit des Restaurants mit einem höheren Preis rechnen. Aber dann noch in dieser hohen Qualität? Das würde locker deutlich in Richtung 25 Euro gehen.

Alkohol ist in Kanada ohnehin schon verhältnismäßig teuer, dazu kommt die erhöhte Steuer. So lag dann das ca. 0,4-Liter-Bier (8,50 CAD netto) bei 9,78 CAD inklusive 15 % Steuern, also bei 6,13 Euro. In Deutschland wäre bei einem normalen Weißbier eher mit einem Preis von um die 4,50 zu rechnen gewesen. Craft-Weizenbiere sind aber auch bei uns teurer – der Median liegt so bei um die 5,50 Euro.

Nun waren wir ja zu dritt im Central Restaurant Vancouver Bentall. Wir alle drei haben lecker gegessen und gut getrunken. Alle waren satt, alle fanden ihr jeweiliges Essen hervorragend. Inklusive aller Steuern und 20 Prozent Trinkgeld für den sehr aufmerksamen Evan habe ich 111,78 kanadische Dollar bezahlt – das sind tagesaktuell 69,94 Euro insgesamt oder umgerechnet 23,31 Euro pro Nase.

Da kann man echt nicht meckern.

Und darum meckere ich auch nicht. Wenn ihr mal zufällig in Vancouver seid, spricht absolut nichts gegen einen Besuch im Central Restaurant Vancouver Bentall.

Ein Blick in den Gastbereich im Central Restaurant Vancouver Bentall
Ein Blick in den Gastbereich im Central Restaurant Vancouver Bentall