Ich habe die Ehre, einer exklusiven hannoverschen Gemeinschaft anzugehören, die sich einmal im Monat triift, um den Body Mass Index (BMI) zu tunen, sprich: sich einen Spoiler anzufressen. Heute feierte die Gruppe ihr sechsjähriges Bestehen im Trocadero.
Das Trocadero ist ein Laden, der, wenn Hannover ein helles, pulsierendes Zentrum hat, am weitesten davon entfernt ist. Noch hinter dem Zollamt liegt es. Die Küche ist am treffendsten mit „international“ umschrieben. Es gibt das gute deutsche Zigeunerschnitzel, einen kasachischen Spieß, Gyros, Djuvec-Reis vom Balkan, Steaks, Ravioli und was sonst noch. Stolz scheint das Haus auf seine Steaks zu sein, die es zum Dauertiefpreis von knapp 12 Euro für 220 g Rumpsteak anbietet. Selbst Filetsteaks kosten nur knapp 17 Euro.
Da die Steaks schon einmal zu diesem Hammerpreis zu haben sind (wie geht das eigentlich?), habe ich mal gleich eines genommen, und zwar das nach Art des Hauses: Rumpsteak, 220 g, geschmolzene Zwiebeln, Kräuterbutter, Pommes frîtes. Dazu gibt es „scharfe Marmelade“, eine Sauce, eher ein Dip, die tatsächlich auf Balkanschärfe kommt, aber nicht unbedingt zu Steak passt.
Mein Steak bestellte ich wie immer medium rare, das ist ziemlich, aber nicht mehr ganz, blutig. In Deutschland ist diese Garstufe zwischen „englisch“ und „medium“ nicht überall bekannt. Das einzige Mal, dass ich tatsächlich ein perfekt gegrilltes Steak bekommen habe, war im Prachtstück gewesen. Und das gibt es nicht mehr.
Auch das Trocadero hat es nicht hinbekommen. Dennoch war das Steak okay, die Zwiebeln waren spitze und die Pommes schön knusprig, allerdings ein bisschen salzig.
Der Oberhammer allerdings war der Nachtisch. Für 3,20 Euro gab es ein Riesenstück selbstgemachten Tiramisus. Unfassbar mächtig und unfassbar lecker. Dafür gibt es ausnahmsweise mal ein zweites Bild für das Etablissement.